- Testgelände Semipalatinsk
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Das Atomwaffentestgelände Semipalatinsk (russisch Семипалатинский ядерный полигон/Semipalatinski jaderny poligon) ist ein ehemaliges Kernwaffentestgelände der Sowjetunion und liegt heute in Kasachstan.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Klima
Das Atomwaffentestgelände Semipalatinsk liegt westsüdwestlich der Stadt Semei (russ. Semipalatinsk) in der kasachischen Steppe in 100 bis 300 m Höhe mit Gebirgszügen von bis zu 1200 m Höhe. Durch die kontinentale Lage gibt es große Differenzen zwischen Sommer- (bis 45 °C) und Wintertemperaturen (bis −50 °C) bei einem geringen Jahresniederschlag von 200 bis 300 mm.
Geschichte des Testgeländes
Während die Vereinigten Staaten vor den Abwürfen der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki schon 1945 den ersten Atomwaffentest auf der Alamogordo Test Range im Bundesstaat New Mexico durchgeführt hatten, zog die Sowjetunion vier Jahre später (1949) nach. Haupttestgebiet war das Atomwaffentestgelände Semipalatinsk nahe der Stadt Kurtschatow im heutigen Kasachstan, wo sich die Verwaltung des Atomwaffentestgeländes befand. Von 1949 bis 1989 wurden hier fast 500 nukleare Bombentests überwiegend zu militärischen Zwecken durchgeführt.
Das Testgelände in der kasachischen Steppe ca. 800 km nördlich von Almaty war nur schwer zugänglich und galt als streng geheim. Auf insgesamt ca. 18.000 km² fanden in einer ersten Phase bis 1962 Explosionen in der Atmosphäre oder am Boden überwiegend im nördlichen Teil des Geländes statt, was zu einer erheblichen Strahlenbelastung der Atmosphäre führte. Ab dem Jahr 1963 wurden die Tests auf dem Gelände in Bohrlöchern und Tunneln im Balaplan-Gebiet bzw. in den Degelen-Bergen durchgeführt.
Am 29. August 1991 erfolgte die Stilllegung des Atomwaffentestgeländes Semipalatinsk.
Das Testgelände heute
Das ehemalige Atomwaffentestgelände ist heute noch Sperrgebiet, jedoch ist es praktisch für jedermann zugänglich. Die für die Tests von Atombomben angelegten und größtenteils auch genutzten Stollen und Tunnel sind heute verfüllt und verschlossen.
Die heutige Nutzung erfolgt zum Teil in Form einer extensiven Weidewirtschaft (Pferde, Ziegen). Im Südostteil des Geländes wird auch Kohle in Tagebauen abgebaut.
Aufgrund der historischen Nutzung des Geländes für Atomtests wurde am 8. September 2006 in der nahegelegenen Stadt der Vertrag von Semei geschlossen, der Zentralasien zur atomwaffenfreien Zone erklärt.
Die USA und Kasachstan vereinbarten 1997, die Brennelemente aus dem kasachischen Kernkraftwerk BN-350 in speziell entwickelten Behältern auf dem Gebiet des ehemaligen Atomwaffentestgeländes Semipalatinsk zu lagern. Im Jahr 2007 war die Überbringung nach Semipalatinsk abgeschlossen.[1]
Fotogalerie
Joe-1, der erste Atomwaffentest auf dem Atomwaffentestgelände Semipalatinsk
Karten
- http://www.fz-juelich.de/gs/genehmigungen/forschung-sg/STS/Karte-KAZ Übersichtskarte des Forschungszentrums Jülich von Kasachstan mit Lage des Atomwaffentestgeländes Semipalatinsk
Quellen
- ↑ nti.org – Securing the Bomb: Securing Nuclear Warheads and Materials BN-350 Spent Fuel Security (englisch)
- http://www-ns.iaea.org/appraisals/semipalatinsk.htm – Seite der IAEA (Internationale Atomenergieorganisation) zu Aktivitäten auf dem Testgelände
- http://www.fz-juelich.de/gs/genehmigungen/forschung-sg/kasachstan-1 – Ein Projekt mit dem Namen „Grundwassermonitoring auf der Semipalatinsk Test Site STS“ wird vom International Science and Technology Center (ISTC), Moskau, mit Mitteln der EU gefördert. Kooperationspartner ist das Forschungszentrum Jülich.
- Internetseite des kasachischen Kernforschungszentrums (National Nuclear Center) zum Testgelände Semipalatinsk
- Kurzbericht zum Grundwassermonitoring auf dem Atomwaffentestgelände (S. 3-6 – 3-8) im Jahresbericht 2006 des Geschäftsbereiches Sicherheit und Strahlenschutz (Forschungszentrum Jülich); Schwerpunkt: Degelen-Berge, Balapan-Gebiet; mit Karten, geol. Profil, chem. Analysen
50.11666666666778.716666666667Koordinaten: 50° 7′ 0″ N, 78° 43′ 0″ O
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