Tetrablemmoidea

Tetrablemmoidea
Tetrablemmidae
Systematik
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnung: Echte Webspinnen (Araneomorphae)
Teilordnung: Haplogynae
Überfamilie: Tetrablemmoidea
Familie: Tetrablemmidae
Wissenschaftlicher Name
Tetrablemmidae
O. P.-Cambridge, 1873

Tetrablemmidae ist eine Familie der Webspinnen. Sie umfasst 125 Arten in 25 Gattungen, darunter die Gattung Ablemma, sowie seit 1981 die Gattung Paculla die ehemals die Familie Pacullidae bildete.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lebensraum und Verbreitung

Sie sind fast ausschließlich in den Tropen der Südhalbkugel verbreitet; nur wenige Arten stoßen auch in temperierte Klimazonen.[2] Die meisten Gattungen erscheinen in Südostasien; nur wenige leben in Afrika, Zentral- oder Südamerika.[1] Dort weben die winzigen (1 bis 4 mm kleinen) Tiere von skurriler Schönheit wahrscheinlich keine Netze. Sie leben in der Streu- und Bodenschicht, aber auch in „hängenden“ Böden der Epiphyten wie Bromelien oder Orchideen feuchter Tropenwälder; einige leben in Höhlen. Manche troglophile wie bodenbewohnende Arten zeigen typische Anpassungen wie die Rückbildung von Augen.[2]

Merkmale

Tetrablemmide werden auch „gepanzerte Spinnen“ genannt, da sie einen sklerotisierten Hinterleibs aufweisen. Dabei sind Tergite und Sternite gestreckt, bzw. gestaucht, so dass aus ihnen größere sklerotisierte Platten entstehen, die den Hinterleib mehr oder weniger abdecken. Bei einigen Arten kommt ist der Hinterleib so weit verändert, dass die Spinnwarzen nach unten zeigen.[2]

Spinnen in der Gattung Paculla sind vier- bis fünfmal größer als andere Tetrablemmiden. Die Gattung Tetrablemma weist nur vier Augen auf – eine Eigenschaft, die sie mit den nicht verwandten Angehörigen der Familie Caponiidae gemeinsam hat. Wie zum Beispiel den Zitterspinnen (Pholcidae) oder den auch nicht entfernt verwandten, den Echten Radnetzspinnen, fehlen den Tetrablemmiden die hinteren Atmungsorgane (Buchlunge, Fächertracheen). Eine Verwandtschaftsbeziehung lässt sich aber auch daraus nicht ableiten. Die Tetrablemmiden haben aber eine weitere Gemeinsamkeit mit den Zwergsechsaugenspinnen: An den Tarsen des vorderen Laufbeinpaares besitzen die Angehörigen beider Familien ein weiteres Sinnesorgan, dessen Funktion noch nicht geklärt ist und auch nur bei diesen beiden Familien gefunden wurde.[2] Bei anderen Spinnen dienen Spaltsinnesorgane und Trichobothrien der Schall- und Infraschallwahrnehmung, sowie der Wahrnehmung von Substratschwingungen.[3]

Selbstgesteuerte Befruchtung von Indicoblemma lannaianum

Eine erstaunliche Komplexität der weiblichen Geschlechtsorgane von Indicoblemma lannaianum ermöglichen dem Weibchen dieser Arte eine volle Kontrolle, von welchem Sperma sie sich befruchten lassen. Paarig angeordnete Spermatheken verhindern eine Mischung des Spermas verschiedener Männchen, so dass eine Konkurrenz von Spermien ausgeschlossen wird. Spermien werden in paarigen Spermatheken zwischengelagert und durch Sekrete eingekapselt. Diese Sekretbällchen, die in der Spermathek sehr zahlreich vorhanden sind, werden vom Weibchen kontrolliert durch einen Befruchtungsgang in den Uterus abgegeben. Die Weibchen scheinen Präferenzen des männlichen Spermas zu haben. Aktivierte, befruchtungsfähige Spermien sind nur im Weibchen zu finden, was ein Anzeichen für eine interne Selbstbefruchtung ist.[4]

Die männlichen Testikel sind über einen Ejakulationsgang mit der Ejakulationsöffnung an der Unterseite des Hinterleibs verbunden. Dort werden die Bulbi an den Pedipalpen des Männchen mit Sperma befüllt. In der kugelförmigen abgesetzten Samenflüssigkeit sind nur sehr wenige Spermien vorhanden. Sie sind mit einer Schicht eingekapselt, die von den Geschlechtsdrüsen des Männchen produziert werden. Wahrscheinlich ist die Samenflüssigkeit des Männchen eine Nährstofflösung für die Spermien und möglicherweise auch wenigstens an der Bällchenbildung in der Spermathek beteiligt, aber wohl auch für die Aktivierung der Spermien im Weibchen mitverantwortlich.[4]

Die Bulben werden wie bei anderen Spinnen auch mit ihren Fortsätzen in die weibliche Geschlechtsöffnung auf der Bauchseite des Weibchens eingeführt, um das Sperma zu übertragen.

Gattungen

  • Ablemma Roewer, 1963 (Südostasien)
  • Afroblemma Lehtinen, 1981 (Afrika)
  • Anansia Lehtinen, 1981 (Afrika)
  • Bacillemma Deeleman-Reinhold, 1993 (Thailand)
  • Borneomma Deeleman-Reinhold, 1980 (Borneo)
  • Brignoliella Shear, 1978 (Südostasien)
  • Caraimatta Lehtinen, 1981 (Mittelamerika)
  • Choiroblemma Bourne, 1980 (Indien)
  • Cuangoblemma Brignoli, 1974 (Angola)
  • Fallablemma Shear, 1978 (Samoa, Sulawesi)
  • Gunasekara Lehtinen, 1981 (Sri Lanka)
  • Hexablemma Berland, 1920 (Kenia)
  • Indicoblemma Bourne, 1980 (Thailand, Indien)
  • Lamania Lehtinen, 1981 (Südostasien)
  • Maijana Lehtinen, 1981 (Java)
  • Mariblemma Lehtinen, 1981 (Seychellen)
  • Matta Crosby, 1934 (Brasilien, Mexiko)
  • Micromatta Lehtinen, 1981 (Belize)
  • Monoblemma Gertsch, 1941 (Brasilien, Kolumbien, Panama)
  • Paculla Simon, 1887 (Südostasien)
  • Pahanga Shear, 1979 (Südostasien)
  • Perania Thorell, 1890 (Südostasien)
  • Rhinoblemma Lehtinen, 1981 (Caroline-Atoll)
  • Sabahya Deeleman-Reinhold, 1980 (Borneo)
  • Shearella Lehtinen, 1981 (Madagaskar, Sri Lanka)
  • Singalangia Lehtinen, 1981 (Sumatra)
  • Singaporemma Shear, 1978 (Vietnam, Singapur)
  • Sulaimania Lehtinen, 1981 (Malaysia)
  • Tetrablemma O. P-Cambridge, 1873 (Südostasien, Afrika, Mikronesien)

Quellen

  1. a b Norman I. Platnick, 2006. The World Spider Catalog, Version 7.0. American Museum of Natural History.
  2. a b c d W.A. Shear (1978). Taxonomic notes on the armored spiders of the families Tetrablemmidae and Pacullidae. American Museum novitates 2650 PDF - Abstract
  3. Foelix, Rainer F. 1979. Biologie der Spinnen. Georg Thieme Verlag Stuttgart. ISBN 3-13-575801-X
  4. a b M. Burger et al. (2005): Complex genital system of a haplogyne spider (Arachnida, Araneae, Tetrablemmidae) indicates internal fertilization and full female control over transferred sperm. Journal of Morphology 267(2):166-186. [1]

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