Tetrapode

Tetrapode
Tetrapoden als Wellenbrecher
Tetrapoden in der Gussform (im Hintergrund am Einsatzort auf der Hafenmole)
Tetrapoden am Strand von Hörnum/Sylt
Beobachtungen nach dem Abtransport der Tetrapoden deuten darauf hin, dass etwa 100m südlich des Querwerksrestes Anlandungen stattfinden könnten.

Als Tetrapode (griechisch τετρα, tetra = vier, ποδές, podes = Füße) wird ein Küstenschutzbauwerk aus Beton bezeichnet. Die „Arme“ der etwa sechs Tonnen schweren Bauwerke sind auf die Ecken eines imaginären Tetraeders ausgerichtet. Tetrapoden werden an der Küstenlinie, an Dämmen oder Hafenmolen aneinander gereiht oder in mehreren Reihen aufeinander geschichtet. Sie dienen primär als Wellenbrecher und sollen die Kraft der Wasserwellen, die gegen das Ufer schlagen, mindern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Erfindung der Tetrapoden geht auf das französische Laboratorium Ets. Neyrpic in Grenoble zurück. Ab 1950 wurden die Tetrapoden in vielen Ländern für Neyrpic patentiert.[1]

Herstellung

Die Herstellung von Tetrapoden ist einfach und wird wegen des kostengünstigeren Transportes von flüssigem Beton zumeist direkt am vorgesehenen Einsatzort vorgenommen: Eine wiederverwendbare Hohlform aus Stahl wird von oben mit seewasserfestem Beton ausgegossen. Nachdem dieser ausgehärtet ist, wird sie an den Außenseiten geöffnet und der fertige Tetrapode wird von einem Kran an seinen endgültigen Standort gehoben. Im Hafenbau kommen hierbei oft Schwimmkräne zum Einsatz. Auch im Flussbau werden Tetrapoden zur Uferbefestigung eingesetzt. Sie bieten den Vorteil, dass zahlreiche Hohlräume als Rückzugsgebiet für Fische und andere Wassertiere entstehen. Bewährt haben sie sich auch bei der Errichtung von Leitdämmen oder Hafenbefestigungen auf festem Untergrund.

Erfolgloser Einsatz auf Sylt

Der erwartete Sekundärnutzen der Tetrapoden als Maßnahme gegen Landverlust an Ebbe und Flut ausgesetzten Küstenlinien wie z.B. der Nordsee hat sich jedoch als gering herausgestellt; teilweise zeigten sie sogar einen gegenteiligen Effekt und beschleunigten den Landverlust. Sie brechen zwar die Wellen, können jedoch keinen Sand halten und tragen nicht zur Sedimentation bei. Manchmal werden sie sogar unterspült und versinken im Sand.

Tetrapoden wurden auch auf der Insel Sylt für den Küstenschutz eingesetzt.
Bei Hörnum im Süden der Insel findet man heute größere Ansammlungen von Tetrapoden.
Teilweise wurden sie in einer Reihe rechtwinklig zum Sandstrand in das Meer hineingebaut und führten auf Grund der Lee-Erosion zu großen Landverlusten an der Hörnum-Odde, dem südlichen Ende der Insel.
Von etwa 105 ha im Jahr 1968 waren 2008 noch etwa 43 ha übrig. Aus diesem Grund wurde das so genannte "Querwerk" aus Tetrapoden im Jahre 2005 teilweise wieder abgetragen.

Dies geschah mit etwa 40% der vorhandenen Tetrapoden, etwa 2000 Stück. Diese konnten nach Helgoland verbracht werden, wo sie als Längswerk zur Befestigung der Düne verwendet wurden.

Über die Verwendung der verbliebenen Kolosse streiten sich die Experten: Der Geologe Dr. Ekkehard Klatt vertritt in seinen Vorträgen die Meinung, dass einzig ein Entfernen der Tetrapoden zu einer Regeneration der Odde führen kann.

Andere Stimmen sind für eine Aufteilung des verbliebenen langen Querwerkes in zwei kleinere.

Forschungsprojekte

Das Alfred-Wegener-Institut (AWI) startet 2009 ein Projekt, um zu erforschen, welche Auswirkungen die Tetrapoden an der deutschen Nordseeküste auf die natürliche Entwicklung von Küstenstrukturen haben. Besonders wollen die Forscher herausfinden, wie die Tetrapoden Einfluss auf Salzwiesen und Wattflächen nehmen.

Militärische Verwendung als Panzersperre

Tetrapoden wurden auch als Panzersperren eingesetzt. Am San Giacomo Pass wurden Tetrapoden in einen Bachgrund eingebracht, der im ausgetrockneten oder eingefrorenen Zustand panzergängig ist.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Tetrapode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. Beitrag von Charles E. Lee (englisch)

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