Thames Water

Thames Water
Thames Water
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Rechtsform Limited
Gründung 1989
Sitz Reading, Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Branche Wasserversorgungsunternehmen
Website www.thameswater.co.uk

Thames Water ist ein im Raum London tätiges privates britisches Wasserversorgungsunternehmen. Das Unternehmen war seit 2001 ein Tochterunternehmen des deutschen Energiekonzerns RWE. Nach einer Verkaufsankündigung im Januar 2006 befindet sich das Unternehmen seit Oktober 2006 im Besitz von Kemble Water, einem Konsortium unter Leitung eines australischen Investmentfonds.

Thames Water wurde 1989 unter der Regie der neoliberalen britischen Regierungschefin Margaret Thatcher als Thames Water Utilities Limited (vergleichbar einer Aktiengesellschaft) gegründet. Mit der Firmengründung wurde das Ziel verfolgt, privates Kapital zur Sanierung des verfallenden Londoner Wasser- und Abwassersystems zu mobilisieren.

Themse mit Tower Bridge, London

Inhaltsverzeichnis

Das Leitungssystem

Das Londoner Leitungssystem besteht aus 32.000 km Trinkwasserleitungen und 64 000 km Abwasserkanälen. Es ist das älteste Netz einer Großstadt und entsprechend groß sind die Schäden an den Leitungen. Nach Schätzungen versickern bis zu 60% Prozent des Trinkwassers aus den Leitungen im Boden und der Wasserdruck in den Leitungen schwankt ständig. Durch eingedrungene Luft in den Leitungen wird das Wasser schal.

Die Verluste im Wasserversorgungssystem werden durch zusätzliche Wasserreservoire am Unterlauf der Themse ausgeglichen. Diese beziehen das Trinkwasser aus Filterbrunnen des stark verschmutzten Themsewassers. Allein etwa 50 Mal im Jahr werden in Folge überlasteter Kanäle Direkteinleitungen ungereinigter Abwässer in die Themse erforderlich, die zur Verschmutzung der Uferbrunnen beitragen.

Auch die Londoner Abwasserkanäle stammen aus dem 19. Jahrhundert und wurden mit Ziegeln gemauert. Durch den intensiven Verkehr der Millionenstadt unterliegen sie ständigen Erschütterungen, die den Verfall beschleunigen. Immer wieder staut sich Abwasser in gebrochenen Kanälen und tritt an die Oberfläche aus. Hierdurch wurde Thames Water zu dem englischen Unternehmen, das am häufigsten wegen Umweltdelikten belangt wurde.

Das Unternehmen

Wichtigste Kapitaleigner waren US-amerikanische Pensionsfonds und Londoner Banken. Wie andere privatisierte Staatsunternehmen auch war Thames Water von allen Gewinnsteuern befreit worden. So konnten die Gewinnerwartungen der Kapitaleigner und des Managements mit zweistelligen Renditen und Gehaltssteigerungen der Manager bald erfüllt werden. Jedoch stiegen die Wasserpreise ebenfalls an, während Investitionen in das überalterte Leitungsnetz ausblieben.

In den 1990er Jahren erschien den internationalen Kapitalanlegern und den Versorgungsunternehmen das Geschäft mit dem Wasser als „blaues Gold“. RWE beabsichtigte, seinen französischen Konkurrenten Vivendi/Veolia und Suez/Ondeo auf dem Weltmarkt Paroli zu bieten. Als Basis für den Einstieg in das Wassergeschäft bot sich 1999 Thames Water mit seinen 8 Millionen Wasserkunden und 15 Millionen Abwasserkunden an. Darüber hinaus brachte es seine Beziehungen im britischen Commonwealth ein, die für die Expansion in Asien, Australien, Afrika, den USA, Kanada und in Südamerika von großem Vorteil waren. Der teuerste Zukauf hierbei war mit 8 Mrd. € American Water Works - das größte US-Wasserunternehmen. Das Unternehmen hat Anfang 2006 insgesamt ca. 70 Millionen Kunden weltweit.

Die Gewinnkalkulationen von RWE wurden auf Grund anhaltender Proteste in der Londoner Bevölkerung durchkreuzt. Zunächst machte sich der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone zum Anwalt der Verbraucher. Er riet seinen Mitbürgern: „Benutzen Sie nach dem Urinieren die Klospülung nicht mehr! Sparen Sie das Wasser für Ihren Tee auf.“ Schließlich schritt die Regulierungsbehörde Ofwat (Office of Water Services) ein und verlangte von RWE 714 Mio. € an Investitionen für die Trinkwasserleitungen und 470 Mio. € für die Abwasserkanäle, die im Zeitraum zwischen 2005 und 2010 zu erbringen sind. Damit soll der tägliche Wasserverlust von 915 Millionen Liter auf 725 Millionen Liter gesenkt werden. Thames Water wurde es untersagt, die Investitionen auf die Wasserpreise umzulegen und eine größere Jahresrendite als sechs Prozent auszuweisen. Dennoch gelang es RWE, sein Betriebsergebnis 2005 um zwei Prozent auf 1,4 Mrd. € zu steigern.[1]

Verkauf an Kemble Water

Nach einem Bieterverfahren kündigte RWE an, nach Zustimmung der Kartellbehörden Thames Water für £ 4,8 Mrd. an das Konsortium Kemble Water verkaufen zu wollen. Am Bieterverfahren hatten sich Terra Firma Capital Partners und ein Konsortium aus der Schweizer Investmentbank UBS und Katar beteiligt. Kemble Water übernahm auch die Schulden von Thames Water in Höhe von £ 3,2 Mrd. Hinter Kemble Waters steht ein Konsortium mit der australischen Macquarie Bank.[2]

Weblinks

Quellen

  1. RWE verkauft Thames Water - Sanus per aquam. In: n-tv. 17. Oktober 2006, abgerufen am 22. Oktober 2006.
  2. RWE füllt die Kriegskasse - Thames Water verkauft. In: n-tv. 17. Oktober 2006, abgerufen am 22. Oktober 2006.

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