Theosophical Society of the Arya Samaj

Theosophical Society of the Arya Samaj

Die Theosophical Society of the Arya Samaj of Aryavarta, manchmal auch Theosophical Society of the Arya Samaj of India, meist jedoch nur kurz Theosophical Society of the Arya Samaj (TS of AS), war die Bezeichnung für die Theosophische Gesellschaft vom 22. Mai 1878 bis zum März 1882, als sie ein Teil der hinduistischen Reformbewegung Arya Samaj war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1875 gründete Swami Dayananda Saraswati im indischen Mumbai unter dam Namen Arya Samaj eine Bewegung zur Erneuerung des Hinduismus auf der alleinigen Grundlage des Veda. Im gleichen Jahr, nur wenige Monate später, wurde in New York von Helena Blavatsky, Henry Steel Olcott und anderen die Theosophische Gesellschaft ins Leben gerufen. Deren anfängliches Ziel war die wissenschaftliche Erforschung des Okkultismus.

Bereits 1870 hatte Olcott die Bekanntschaft des Inders Moolji Thakurshi (Moolji Thackersey) gemacht, man hatte sich dann jedoch aus den Augen verloren. 1877 erhielt Olcott zufällig erneute Kenntnis von Thakurshis Adresse und schrieb daraufhin diesem einen Brief, worin er auch die Theosophische Gesellschaft, deren Präsident er war, samt ihren Zielen darstellte. Thakurshis Antwort wiederum erwähnte den Arya Samaj, beschrieb deren Vorhaben und verwies auf die Adresse dessen Präsidenten in Mumbai Hari Chand Chintamani (Hurrychund Chintamon). Im nun folgenden Briefwechsel zwischen Olcott und Chintamani erläuterte jeder die Position der eigenen Organisation, das brachte schließlich den Eindruck zahlreicher Übereinstimmungen zwischen den Lehren des Arya Samaj und der Theosophischen Gesellschaft als Ergebnis. Chintamani wurde daraufhin Mitglied der Theosophischen Gesellschaft, und Olcott begann einen Schriftverkehr mit Dayananda Saraswati, dem Gründer des Arya Samaj, von dem Blavatsky zudem behauptete, seine Seele sei die eines Meisters der Weisheit. In mehreren Briefen ersuchte Olcott Dayananda um Erleuchtung und Ratschläge, und dieser kam der Bitte mit teils umfangreichen Lehrschreiben nach, in denen er seine Glaubensregeln und Weltsicht darlegte. Schließlich kam dann der Vorschlag einer Vereinigung beider Gesellschaften auf, um gemeinsam unter der Lehrerschaft Dayanandas die als übereinstimmend deklarierten Ziele zu verfolgen. Deren Hauptsache sollte der Kampf gegen falschen Glauben und die Suche und Verehrung eines gestaltlosen Gottes sein.

Auf einer Versammlung der Theosophischen Gesellschaft am 22. Mai 1878 in New York, wurde dieser Vorschlag der Vereinigung beider Organisationen einstimmig angenommen, dabei war eine Mehrheit der Theosophie-Mitglieder anwesend. Mit diesem Beschluss war die Unterstellung der Theosophischen Gesellschaft unter den Arya Samaj verbunden, gleichzeitig anerkannte die Theosophische Gesellschaft Dayananda als ihr neues Oberhaupt und änderte ihren Namen auf Theosophical Society of the Arya Samaj of Aryavarta, meist abgekürzt auf Theosophical Society of the Arya Samaj (TS of AS). Die erste, und einzige, Zweigstelle der TS of AS wurde am 27. Juni 1878 von Charles Carleton Massey in London gegründet und nannte sich British Theosophical Society of the Arya Samaj of Aryavart.

In den folgenden Monaten kam aber bereits erste Kritik am Zusammenschluss auf, und auch Olcott zeigte erste Zweifel ob der Richtigkeit der Vereinigung mit dem Arya Samaj. Doch zunächst brachen Blavatsky und Olcott von New York aus am 17. Dezember 1878 nach Indien auf, am Weg dorthin besuchten sie im Januar 1879 auch die britische Zweigstelle in London. Am 16. Februar 1879 kamen die beiden Theosophen in Mumbai an und fanden auch sofort gastliche Aufnahme bei Hari Chand Chintamani. Kurz nach ihrer Ankunft gründeten sie die erste Loge der Theosophischen Gesellschaft auf indischem Boden und verlegten das Hauptquartier der TS of AS von New York nach Mumbai. Bei den ersten Gesprächen Dayanandas mit den beiden Theosophen, beteuerten beide Seiten noch ihre uneingeschränkte Wertschätzung, diese Haltung wurde auch gegenüber der Presse und bei zahlreichen Einladungen und Empfängen aufrechterhalten. Doch bereits gegen Ende des Jahres 1879 traten die ersten Spannungen zutage, die beiden Theosophen verließen die von Chintamani zur Verfügung gestellte Unterkunft und zogen in ein anderes Gebäude in Mumbai um. Obwohl es auch in den folgenden Jahren zu weiteren Treffen und Gesprächen kam, ging in der Realität doch bereits jede Seite ihre eigenen Wege, und die Theosophen entfernten sich immer weiter vom Arya Samaj. Ein weiteres, offensichtliches, Zeichen der Entfremdung, war am 25. Mai 1880 der Übertritt Olcotts und Blavatskys zum Buddhismus, der ja in Konkurrenz zum Hinduismus des Arya Samaj stand. De facto existierte die TS of AS nur mehr auf dem Papier, so führten die in dieser Zeit gegründeten Logen der Theosophen in Indien und Sri Lanka auch den Zusatz "Arya Samaj" nicht in ihrem Namen.

Der endgültige Bruch erfolgte am 26. März 1882, als Dayananda eine öffentliche Anklage unter dem Titel Humbuggery of the Theosophists vortrug, diese daraufhin auch als Flugschrift veröffentlichte und darin eine Reihe schwerer Vorwürfe gegen die Theosophen erhob, u.a. bezeichnete er diese als "Gauner" und "Schwindler". Olcott antwortete darauf in der Zeitschrift The Theosophist im Juli 1882 mit dem Artikel Swami Dayanand's Charges, worin er die Anklagen zu widerlegen suchte und seinerseits Dayananda belastete. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ging jede Organisation auch offiziell wieder ihre eigenen Wege und distanzierte sich klar vom jeweils anderen.

Fazit

Blavatsky und Olcott hatten einen Wunder wirkenden Übermenschen zu sehen erwartet, fanden aber bei Dayananda nichts dergleichen, jedenfalls nichts offensichtliches. Dayananda wiederum hatte Mitstreiter seiner theologischen Überzeugungen erwartet, fand aber in den Theosophen Atheisten. Ein Konsens war unmöglich. Verlierer der Episode TS of AS war in erster Linie der Arya Samaj, dieser konnte keinerlei Nutzen aus der Verbindung ziehen und musste vielmehr eine Rufschädigung hinnehmen. Die Theosophen hingegen lukrierten bei ihrer Ankunft in Indien offene Türen vorzufinden und über den Arya Samaj innerhalb kürzester Zeit Kontakte zu lokalen Intellektuellen, Würdenträgern und vor allem der Presse knüpfen zu können. Auch befruchtete und beeinflusste die Beschäftigung mit den Lehren des Arya Samaj mindestens die Neuformulierung der Ziele der Theosophischen Gesellschaft, die erst damit eine Form bekamen, welche von Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen gleichermaßen leicht akzeptabel war. Das erst ermöglichte die Verbreitung der Theosophie in Indien und schließlich der ganzen Welt.
Die gegenseitigen Schuldzuweisungen und Herabwürdigungen die der Trennung vorausgingen, stellten für keine der beiden Seiten ein Ruhmesblatt dar. Sowohl Anhänger des Arya Samaj als auch der Theosophie betrachteten später die TS of AS als Fehler. Seitens der Theosophie wird diese unrühmliche Zeit gerne heruntergespielt oder überhaupt unterschlagen.

Literatur

  • John Murdoch: Theosophy unveiled. Madras 1885
  • Henry Steel Olcott: Old diary leaves, Inside the occult, the true story of Madame H. P. Blavatsky. Running Press, Philadelphia 1975, ISBN 0914294318
  • Chhajju Singh: Life and teachings of Swami Dayanand Saraswati. New Delhi 1971

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