Meister der Weisheit

Meister der Weisheit

Meister der Weisheit ist ein Begriff der modernen theosophischen Lehre, als deren Begründerin Helena Petrovna Blavatsky gilt. Er bezeichnet spirituell besonders hochentwickelte Menschen. Ein Zentrum ihres Wirkens soll sich im Himalaya befinden.

Die Meister werden im theosophischen Schrifttum auch als „Ältere Brüder“, Mahatmas, „Große Weiße Loge“ oder als „Bruderschaft von Shambala“ bezeichnet.

Theosophen sehen die Mahatmas als eine Bruderschaft an, die für das Schicksal der Menschheit verantwortlich sind und vielfach helfend in das Geschehen eingreifen. Ihr Zentrum befinde sich in dem in buddhistischen Legenden beschriebenen mythischen Königreich Shambhala oder Shangri-La im Himalaya. Daher werden sie als Teil einer mythischen Weltregierung betrachtet. Innerhalb der theosophischen Lehre von einer spirituellen Evolution der Entfaltung der Liebe zu allen Wesen und der göttlichen Weisheit (Theosophie) sollen sie durch große Anstrengungen sehr weit fortgeschritten sein. Einige von ihnen werden von den Theosophen auch mit den Bodhisattva des Mahayana-Buddhismus identifiziert.

Ihnen werden jene besondere Kräfte zugesprochen, die in der alten indischen Yoga-Literatur „Siddhi“ genannt werden. Die höheren dieser Kräfte werden in der theosophischen Literatur weitgehend identisch mit den transzendenten Tugenden des Mahayana-Buddhismus, den Prajnaparamita beschrieben. Als niedere, und vergleichsweise unbedeutende Kräfte werden postuliert: Hellsehen, Hellhören, Gedankenübertragung, Geistheilung usw. Nach theosophischer Überzeugung erlauben solche Möglichkeiten den Meistern der Weisheit unmittelbar in Kontakt zu Menschen weltweit zu treten.

Inhaltsverzeichnis

Aufnahme im Westen

Der Begriff „Meister der Weisheit“ ist im Westen dadurch bekannt geworden, dass prominente Theosophen wie Helena Petrovna Blavatsky, Alfred P. Sinnett, A.O. Hume, Charles W. Leadbeater, William Q. Judge, Annie Besant, Alice Bailey, Francia LaDue, William H. Dower, Helena Roerich und Nikolaus Roerich über ihre Kontakte mit ihnen berichtet, sich als ihre Schüler bekannt und in ihrem Sinne in der Welt gewirkt haben.

Insbesondere Helena P. Blavatsky hat ab 1875 die Lehre von der Existenz der Meister der Weisheit durch ihre Bücher einem allgemeinen Publikum zugänglich gemacht.

Mahatma-Briefe

Die Theosophie sieht die „Meister der Weisheit“ als Autoren der sogenannten Mahatma-Briefe an Blavatsky, Sinnet, Hume und andere an. Die Briefe werden als Beweis der Existenz der „Meister“ betrachtet, ihre Urheberschaft war jedoch umstritten. Ursprünglich nicht zur Veröffentlichung gedacht, enthalten sie neben privaten Mitteilungen Aussagen zur theosophischen Lehre und zur Theosophischen Gesellschaft, denen unter Theosophen hohe Bedeutung zugemessen wird. Der Erhalt eines solchen Briefes galt als Nachweis einer besonderen Nähe zu den Meistern. Die Originale dieser Briefe sind in der Bibliothek des British Museum in London einsehbar. Die deutsche, von dem Theosophen Norbert Lauppert herausgegebene Ausgabe dieser Briefe dokumentiert die teilweise okkulten Umstände ihrer Übermittlung.

Tempellehren

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts schrieb die Amerikanerin Francia A. LaDue zahlreiche Belehrungen nieder, die ihr nach ihren Angaben von den Meistern der Weisheit übermittelt worden waren. Sie wurden unter der Bezeichnung „Tempellehren“ gesammelt, veröffentlicht und in verschiedene Sprachen übersetzt. Frau LaDue gründete gemeinsam mit William H. Dower die Gesellschaft Temple of the People (Tempel der Menschheit), die noch heute in Halcyon, Kalifornien besteht. Schwestergesellschaften gibt es in England, Russland und Deutschland.

Agni Yoga (Lebendige Ethik)

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schrieb die Russin Helena Roerich den Agni Yoga (westliche Bezeichnung: Lebendige Ethik) nieder, der ihr nach ihren Angaben von den Meistern der Weisheit übermittelt worden war. Diese Schrift von 15 Bänden mit rund 5.000 Seiten enthält die Gesamtdarstellung der Philosophie der Mahatmas und eine Vielzahl von Weisungen für das Praktizieren ihrer Lehre im täglichen Leben.

Literatur

  • Agni Yoga (Lebendige Ethik), 15 Bände. Spirale Verlag, München. Online-Version
  • Helena P. Blavatsky: Die Geheimlehre. Theosophische Verlagsgesellschaft Adyar, Satteldorf 2000, ISBN 3-927837-59-8
  • Franz Hartmann: Die Meister der Weisheit. Die indischen und tibetanischen Adepten oder Mahatmas. Schatzkammer, Calw 1969, ISBN 3-924411-61-1
  • C. Jinarajadasa: Letters from the Masters of the Wisdom. The Theosophical Press, Adyar 1919 (1. Band), Adyar 1925 (2. Band)
  • Jiddu Krishnamurti, Sri Ram: Zu Füßen des Meisters. Aquamarin Verlag, Grafing 2004, ISBN 3-89427-258-9
  • Norbert Lauppert (Hg.): Die Mahatma-Briefe an A.P. Sinnett und A.O. Hume. Adyar Verlag, Graz 1977-1982; ISBN 3-85005-058-0 (1. Band), ISBN 3-927837-27-X (2. Band), ISBN 3-927837-28-8 (3. Band)
  • Norbert Lauppert (Hg.): Briefe tibetischer Weiser. Adyar-Verlag, Grafing 1954; 2. A. Graz 1974
  • Charles W. Leadbeater: Die Meister und der Pfad. Aquamarin-Verlag, Grafing 2003; ISBN 3-89427-249-X
  • Tempel der Menschheit (Hg.): Tempellehren. Hirthammer Verlag, München 1977

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Meister der hl. Klara — Als Meister der hl. (heiligen) Klara[1] (it. Maestro di Santa Chiara[2]) wird der italienische frühmittelalterliche Maler bezeichnet, der das Tafelbild mit der Darstellung der Heiligen Klara in der Basilika Santa Chiara in Assisi gemalt hat.… …   Deutsch Wikipedia

  • Sitz der Weisheit — Presbyter Martinus: Madonna als Sedes Sapientiae, Mittelitalien 1199, Borgo San Sepolcro, Arezzo Sedes sapientiae („Sitz der Weisheit“) ist ein aus der Lauretanischen Litanei abgeleiteter Begriff (die Grundbedeutung von Sophia ist auf griechisch… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister (Begriffsklärung) — Meister (v. lat.: Magister Lehrer) bezeichnet: den Meister Titel, siehe Nichtakademische Titel eine Bezeichnung von qualifizierten Führungskräften, siehe Meister einen militärischen Dienstgrad in der Volksmarine der DDR, siehe Meister… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister Eckhart — Portal der Erfurter Predigerkirche Eckhart von Hochheim (bekannt als Meister Eckhart, auch Eckehart; * um 1260 in Hochheim oder in Tambach;[1] † vor dem 30. April 1328 in Avignon …   Deutsch Wikipedia

  • Meister Eckart — Meister Eckhart Portal der Erfurter Predigerkirche Eckhart von Hochheim, bekannt als Meister Eckhart (* um 1260 bei Gotha – Hochheim, Tambach oder Wangenheim; † vor 30. April 1328 in Avignon oder Köln) war ein bedeuten …   Deutsch Wikipedia

  • Meister Eckehardt — Meister Eckhart Portal der Erfurter Predigerkirche Eckhart von Hochheim, bekannt als Meister Eckhart (* um 1260 bei Gotha – Hochheim, Tambach oder Wangenheim; † vor 30. April 1328 in Avignon oder Köln) war ein bedeuten …   Deutsch Wikipedia

  • Meister Eckehart — Meister Eckhart Portal der Erfurter Predigerkirche Eckhart von Hochheim, bekannt als Meister Eckhart (* um 1260 bei Gotha – Hochheim, Tambach oder Wangenheim; † vor 30. April 1328 in Avignon oder Köln) war ein bedeuten …   Deutsch Wikipedia

  • Meister von Alcira — Meister von Alcira: Allegoríe der Weisheit, Spanien, um 1525 Als Meister von Alcira[1] (span. Maestro de Alcira[2]) wird ein Maler aus dem Spanien der Renaissance bezeichnet. Der namentlich nicht bekannte Künstler war zu Beginn des 16. Ja …   Deutsch Wikipedia

  • Der Ring des Nibelungen — ist ein aus vier Teilen bestehendes Musikdrama von Richard Wagner, zu dem er den Text schrieb, die Musik komponierte und detaillierte szenische Anweisungen vorgab. Es ist Wagners Hauptwerk (auch sein „Opus magnum“ genannt), an dem er von 1848 bis …   Deutsch Wikipedia

  • Der Renner — ist das einzige erhaltene deutschsprachige Werk Hugo von Trimbergs. In seinem ersten Teil beschreibt der Dichter die sieben Hauptsünden, ihre Untersünden und die von ihnen gefährdeten Personengruppen. Im zweiten Teil setzt er sich mit dem Weg der …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”