Ziele der Theosophischen Gesellschaft

Ziele der Theosophischen Gesellschaft

Die Ziele der Theosophischen Gesellschaft wandelten sich seit der Gründung der Theosophischen Gesellschaft am 17. November 1875 mehrmals. Erst 1889 erreichten sie ihre endgültige Form, die bis heute allgemein publiziert wird, dabei wurde der Entwicklungsgang unterschiedlich interpretiert. Die theosophische Seite sah die Ziele von den Meistern der Weisheit vorbestimmt, die Geschichte hingegen zeigte einen Reifeprozess. Davon abgesehen adaptierten die modernen Theosophischen Gesellschaften den Wortlaut und formulierten ihre eigenen, den spezifischen Bedürfnissen angepassten Zielsetzungen.

Die bis heute weitverbreitetste Form lautet:

  • den Kern einer universellen Bruderschaft der Menschheit ohne Unterschied von Rasse, Farbe und Glauben zu bilden,
  • das Studium der heiligen Schriften der Weltreligionen und der Wissenschaften zu fördern und für die Bedeutung der alten asiatischen Literatur, nämlich der brahmanischen, buddhistischen und zoroastrischen Philosophie, einzutreten und
  • die verborgenen Geheimnisse der Natur in jeder Hinsicht, besonders aber die im Menschen verborgen ruhenden psychischen und spirituellen Kräfte zu erforschen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Der Gedanke zur Gründung der Theosophischen Gesellschaft kam spontan auf, er gab keine vorhergehenden Beratungen, Zielsetzungen oder Entwürfe. Am 7. September 1875 hielt der Ägyptologe George Henry Felt ein Referat über The Lost Canon of Proportion of the Egyptians (Das verlorene Proportionensystem der alten Ägypter („Proportion“ ist hier im Sinne von „idealem Größenverhältnis“ gemeint, z.B. Goldener Schnitt)). Das entscheidende an diesem Vortrag war, dass Felt nicht nur über den Symbolgehalt der geometrischen Figuren der alten Ägypter referierte. Vielmehr nahm er dabei für sich in Anspruch, entdeckt zu haben, wie die ägyptischen Priester mittels Evokation Kontakt zu den Elementarwesen von Erde, Wasser, Feuer und Luft herstellen konnten, um dieselben für sich dienstbar zu machen, bei einer solchen Beschwörung würden auch verschiedene schemenhafte Figuren sichtbar werden - soweit Felt. Die darauffolgende Diskussion drehte sich um das Thema der okkulten Kräfte der frühgeschichtlichen Magier. Dabei verstieg sich Felt zu der Behauptung, er hätte diese magischen Kräfte selbst erprobt und könne dadurch mit Gnomen, Sylphen, Undinen, Elfen usw. in Verbindung treten. Der nächste Schritt war dann sein Versprechen, dies zu einem späteren Zeitpunkt öffentlich zu demonstrieren.

Diese Gespräche brachten Henry Steel Olcott auf den Gedanken, eine Gesellschaft zur Untersuchung derartiger Dinge ins Leben zu rufen. Er schrieb seine Idee „Would it not be a good thing to form a society for this kind of study?“ (Seite 39)[2] (Wäre es nicht eine gute Idee, eine Gesellschaft zur Untersuchung dieser Dinge zu gründen?) auf einen Zettel und gab diesen weiter an William Quan Judge, welcher ihn wiederum an Helena Blavatsky weiterreichte - diese nickte nur zustimmend. In den folgenden Wochen wurde die Gründungsurkunde unterzeichnet, die Statuten ausgearbeitet, eine Führungsmannschaft gewählt, die Ziele festgelegt und am 17. November 1875 die Theosophische Gesellschaft offiziell gegründet. (Seite 39f.)[2], [3], [4], [5], [6]

Ausformung der Ziele

Interesse am Okkultismus

Wie aus obiger Geschichte hervorgeht, war Neugier und Interesse an okkulten Phänomenen die Triebfeder für die Gründung der Theosophischen Gesellschaft. Recht allgemein formuliert hieß es in der Präambel der Theosophischen Gesellschaft vom 30. Oktober 1875

  • The objects of the society are, to collect and diffuse a knowledge of the laws which govern the universe
    • Die Ziele der Gesellschaft sind die Sammlung und Verbreitung von Wissen über die Gesetze die das Universum regeln. [7]

Aus dem weiteren Text geht hervor, dass damit das Studium der okkulten Wissenschaft und esoterischen Philosophie in Theorie und Praxis gemeint war, also ein Studium der Geheimwissenschaft bzw. die wissenschaftliche Erforschung des Okkultismus. Die Forschungen sollten dabei tiefschürfender sein, als jene der modernen Wissenschaft. Unter Zugrundelegung der bereits genannten esoterischen Philosophien der Antike, sollte der Nachweis eines Unsichtbaren Universums erbracht werden, sowie die dort herrschenden Gesetze und deren Beziehung zu den Menschen aufgezeigt werden. Die Präambel enthielt u.a. die bemerkenswerte Aussage, dass die Gesellschaft keine Dogmen kenne und keine Glaubensbekenntnisse zu vermitteln habe. Der einzige Grundsatz sollte die Allmacht der Wahrheit und das einzige Glaubensbekenntnis die uneingeschränkte Hingabe an deren Entdeckung und Verbreitung sein. Um sich für eine Mitgliedschaft zu qualifizieren, spielten weder Rasse, Geschlecht, Hautfarbe, Staatsangehörigkeit noch Glaube eine Rolle. [6], [4], [7]

Henry Steel Olcott schrieb in seinem Tagebuch, dass es eine Gesellschaft von Okkultisten werden sollte. Der Aufbau einer (okkulten) Bibliothek sowie die Sammlung von einschlägigen Informationen über geheime Naturgesetze, wie sie den alten Ägyptern und Chaldäern bekannt gewesen sein sollen, aber der heutigen Wissenschaft unbekannt sind, war ein vorrangiges Ziel. [8], [3]

Die Verwirklichung dieser Absichten erwies sich als Illusion. Zum einen löste George Henry Felt, trotz wiederholter Mahnungen Olcotts, sein Versprechen einer Demonstration der magischen Kräfte nicht ein. Vielmehr blieb er später den Treffen der Theosophen fern, es war offensichtlich, dass er nicht in der Lage war, den geforderten Beweis zu erbringen. Zum anderen gestaltete sich die Suche nach okkulten Phänomenen als unergiebig, nur Bagatellen konnten zu Tage gefördert werden. Diese durchgängigen Misserfolge führten dann auch zum Austritt zahlreicher Mitglieder, Stagnation und beinahe dem Scheitern der gesamten Organisation. (Seite 41f.)[2], [4], [6],

Indien und der Arya Samaj

Im Sommer 1875 hatte Helena Blavatsky ihr erstes Buch Isis entschleiert zu schreiben begonnen, Olcott unterstützte sie dabei. Die Arbeit an diesem Werk brachte für beide eine Reihe von neuen Einsichten und Erkenntnissen, unter anderem eine intersivere Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Religionen und Philosophien. Hinzu kam die Beschäftigung mit okkulter Literatur im Rahmen der gerade gegründeten Theosophischen Gesellschaft, und es ist anzunehmen, dass mindestens Olcotts Weltbild auch dadurch eine neue Formung erhielt. Vor allem rückten die Kenntnisse der antiken Inder ins Blickfeld der beiden Theosophen, und sie sahen dort, im Land Aryavarta (alte Bezeichnung für Nord- und Nordwestindien), der angeblichen Heimat der Arier, den Ursprung allen okkulten Wissens.

1877 begann Olcott einen Schriftverkehr mit mehreren Mitgliedern der hinduistischen Reformbewegung Arya Samaj. Diese Briefe brachten schließlich den scheinbaren Eindruck zahlreicher Übereinstimmungen zwischen den Lehren des Arya Samaj und den Zielen der Theosophischen Gesellschaft als Ergebnis. Zudem glaubte Blavatsky, in der Seele des Arya-Samaj-Gründers Dayananda Saraswati die eines Meisters der Weisheit zu erkennen. Dies führte am 22. Mai 1878 zur Vereinigung beider Gesellschaften, die Theosophische Gesellschaft nannte sich ab diesem Zeitpunkt Theosophical Society of the Arya Samaj. Es ist anzunehmen, dass insbesondere der Gedanke, Dayananda sei ein „Meister“, den Ausschlag zur Vereinigung der Theosophen mit dem Arya Samaj gab, da diese „Meister“ angeblich das oben erwähnte „Unsichtbare Universum“ bewohnen sollen. Zudem sahen die beiden Theosophen Indien ja als die Quelle esoterischer Kenntnisse. Ende 1878 brachen Blavatsky und Olcott nach Indien auf, um das Land und Dayananda aus eigener Anschauung kennenzulernen. (Seite 61ff.)[9], (Seite 45ff., 59ff.)[2], [10], [11]

Änderung der Zielsetzung

Bestimmende Einflüsse

In Anbetracht der geänderten Verhältnisse im Zusammenhang mit dem Arya Samaj konnte das bisherige eng begrenzte Ziel der Theosophischen Gesellschaft, die Erforschung des Okkultismus, nicht länger beibehalten werden, eine Erweiterung war notwendig. Ebenso dürfte die Auseinandersetzung mit den oben genannten esoterischen Themen und Literatur, vor allem in Bezug auf Indien, wie auch den Lehren des Arya Samaj zu einer Änderung der eigenen Einstellungen und Vorstellungen beigetragen haben. Gerade um diese Zeit rief Charles Carleton Massey am 27. Juni 1878 in London die erste Loge der Theosophen ins Leben, die British Theosophical Society of the Arya Samaj. Massey formulierte eine neue, erweiterte Zielsetzung für diese Tochtergesellschaft, welche der Beziehung zum Arya Samaj Rechnung trug.

  • Erforschung der Natur und Energie von Seele und Geist des Menschen durch Untersuchung und
  • Die Summe der menschlichen Gesundheit, der Tugend, des Wissens, der Klugheit und des Glückes zu erhöhen.
  • Die Mitglieder versprechen, sich um all das mit ganzer Kraft zu bemühen und ein Leben in Mäßigkeit, Reinheit und brüderlicher Liebe zu führen. Sie glauben an eine große erste intelligente Ursache und an die göttliche Kindschaft des Geistes des Menschen und daraus folgend an die Unsterblichkeit dieses Geistes und die universelle Brüderschaft der menschlichen Rasse.
  • Die Gesellschaft steht in Verbindung und Sympathie mit dem Arya Samaj of Aryavart, dessen Ziel es ist, durch eine wahrhaftig spirituelle Ausbildung, die Menschheit aus den vorherrschenden degenerierten, götzendienerischen und unreinen Formen der Anbetung heraus zu erheben. [11], (Seite 62)[9]

In Punkt 3 dieser Aufzählung befand sich die für eine Theosophische Gesellschaft bis dahin völlig neue Formulierung der Brüderschaft (engl. brotherhood) bzw. universellen Brüderschaft, die von Olcott übernommen wurde und später eine große Rolle spielte. In Anlehnung an diese Zielsetzung der britischen Loge änderte Olcott die Ziele der Muttergesellschaft und veröffentlichte sie am 23. März 1879 in Mumbai. [7], [11]

  • Den Menschen in seinem Glauben stärken, dass er eine Seele hat und das Universum einen Gott.
  • Engstirnigkeit in jeglicher Form entgegenzutreten und entgegenzuwirken, ob in intoleranter Frömmigkeit, Sektiererei, Wunderglaube oder beliebig anderer Übernatürlichkeiten.
  • Eine Bibliothek für die Gesellschaft aufzubauen und in schriftlicher Form korrekte Informationen über die verschiedenartigen alten Philosophien, Traditionen und Legenden herauszugeben. Sofern die Versammlung [der Theosophischen Gesellschaft] das als zulässig erachtet, auch die Verbreitung desselben in anderer praktikabler Form wie der Übersetzung und Publikation von Originalschriften von Wert sowie Auszüge und Kommentare daraus oder die mündliche Unterweisung von Personen auf den jeweiligen Gebieten.
  • Zu versuchen, Kenntnis über alle Naturgesetze zu bekommen, diese zu verbreiten helfen und dadurch zum Studium dieser Gesetze zu ermuntern, die auch als okkulte Wissenschaften zu bezeichnen sind, welche von modernen Menschen nur in geringem Ausmaß verstanden werden. Populärer Aberglaube und Volkskunde, auch wenn wunderlich, kann, wenn es gesiebt wird, zur Entdeckung lange verlorener, aber wichtiger Naturgeheimnisse führen. Die Gesellschaft zielt folglich darauf ab, derartige Nachforschungen zu betreiben, in der Hoffnung, das Gebiet der Wissenschaft und Philosophie zu erweitern.
  • Das Gefühl der Brüderschaft zwischen den Nationen fördern, sowie Hilfestellung geben im internationalen Austausch von sinnvollen Künsten und Produkten mittels Ratschlägen, Informationen und Zusammenarbeit mit allen würdigen Personen und Verbänden. Das aber nur unter der Voraussetzung, dass keine Vergünstigungen oder Provisionen von der Gesellschaft für ihre Dienste erwartet werden.
  • In Ländern, in denen Notwendigkeit dafür besteht, die Verbreitung von unsektiererischer westlicher Bildung, in jeglicher brauchbar erscheinender Weise, zu fördern.
  • Schließlich und hauptsächlich, ausgewählte Mitglieder zu intellektueller, moralischer und spiritueller Selbstvervollkommnung zu ermutigen und zu unterstützen. [7]

Auch bezeichnete sich die Organisation nun als Theosophical Society or Universal Brotherhood (Theosophische Gesellschaft oder Universelle Brüderschaft). Ebenfalls beschloss man die Einführung von drei hierarchischen Sektionen, angelehnt an die Grade in der Freimaurerei. Die erste Sektion sollte ausschließlich für Eingeweihte, die zweite für Treue und die dritte für Probekandidaten zugänglich sein. Als im Oktober 1888 von Blavatsky die Esoterische Sektion der Theosophischen Gesellschaft ins Leben gerufen wurde, verlor diese Hierarchie ihre Bedeutung und löste sich auf. [7]

Am 26. und 28. Februar 1880 kam es bei den Punkten 1, 2 und 7 zu kleinen Änderungen, diese wurden von einem in der Zwischenzeit ernannten Generalrat, unter Vorsitz von Olcott beschlossen.

  • Die Menschen auf ihre unmittelbare geistige Erkenntnisfähigkeit [Intuition] hinweisen
  • Nach Untersuchung und Nachweis seiner vernunftwidrigen Natur, Engstirnigkeit in jeglicher Form entgegenzutreten und entgegenzuwirken, ob in intoleranter Frömmigkeit, Sektiererei, Wunderglaube oder beliebig anderer Übernatürlichkeiten
  • Schließlich und hauptsächlich, ausgewählte Mitglieder zu intellektueller, moralischer und spiritueller Selbstvervollkommnung zu ermutigen und zu unterstützen. Aber kein Gefährte darf aus Eigennutz irgendein ihm von Mitgliedern der ersten Sektion gegebenes Wissen weitergeben, eine Übertretung dieser Regel wird mit Ausschluss bestraft. Bevor solches Wissen gegeben werden kann, muss die Person einen feierlichen Eid leisten, es nicht zu egoistischen Zwecken zu gebrauchen, ausgenommen nach Erlaubnis seiner Lehrer. [7]

Hinwendung zur Humanität

Diese Änderung in der Zielformulierung, hin zu offeneren und vor allem humaneren Gedanken, war der entscheidende Schritt in der Geschichte der Theosophischen Gesellschaft. Die in den 1880er Jahren einsetzende rasante Verbreitung der Theosophie vor allem in Indien und Sri Lanka und in den 1890er Jahren in Europa und Amerika, wäre mit einer Gesellschaft von Okkultisten nicht möglich gewesen. Die Betonung der moralischen Komponente und das in den Vordergrund stellen der Brüderschaft ebnete der Expansion den Weg in der ganzen Welt. Der Grundsatz einer universellen Brüderschaft konnte von Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen gleichermaßen leicht akzeptiert werden. Er war für den Analphabeten ebenso verständlich und begreifbar, wie er für den Intellektuellen eine ganze Welt an ethischen Werten darstellte. Zudem harmonierte der Begriff mit allen Religionen und Konfessionen. Die Bedeutung dieses Wortlautes für die theosophische Bewegung, wurde in den folgenden Jahren zunehmend auch den Theosophen selbst bewusst. Dem entsprechend rückten sie die Brüderschaft ins Zentrum ihrer Zielsetzungen. Gleichzeitig eliminierten sie zusehends die esoterischen und okkulten Ausdrücke zugunsten einer offeneren, ja öffentlicheren Begriffswelt. Man könnte auch sagen, dass die Theosophen die Dinge wieder an die ihnen zustehenden Orte und damit in die richtige Ordnung brachten. Die Entwicklung des Zielsetzungswortlautes zeigt klar, dass sie die Esoterik an den ihr angestammten Platz im Hintergrund, als Geheimnis rückten. Und dem gegenüber der Exoterik den ihr zustehenden Raum im Vordergrund, in der Öffentlichkeit zurückgaben. Das Ergebnis waren drei Ziele, die jeder verstehen und mittragen konnte, sie bildeten schließlich die Grundlage jeden Wachstums der Theosophischen Gesellschaft.
Die folgende Aufstellung zeigt die Entwicklung der Ziele im Laufe der Zeit.

Am 17. Februar 1881 vereinfachte der Generalrat die bislang sieben Ziele auf vier.

  • Den Kern einer universellen Bruderschaft der Menschheit zu bilden, der unverkennbar menschenfreundliche Nutzen daraus muss jenseits jeglichen Zweifels sein, während die esoterische Bedeutung einer auf diesen Gedanken gründenden Gesellschaft für die Gründer vorstellbar ist und davon der Beweggrund für das Studium der orientalischen Philosophie abgeleitet wird und von großer Wichtigkeit ist.
  • Das Studium der arischen Literatur, Religion und Wissenschaft, von welcher die Gründer glauben, dass sie bestimmte Wahrheiten und philosophische Ansichten enthält, wovon die westliche Welt nichts weiß.
  • Die Verteidigung der Wichtigkeit dieser Forschungen und Richtigstellung von falschen Darstellungen welche diese trüben.
  • Die Erforschung der verborgenen Geheimnisse der Natur und der latenten Kräfte des Menschen, wobei die Gründer glauben, dass die orientalische Philosophie in der Lage ist, diese Dinge zu erhellen. [7]

Am 12. Januar 1882 veröffentlichte der Generalrat eine auf drei Ziele reduzierte Form.

  • Den Kern einer universellen Bruderschaft der Menschheit ohne Unterschied von Rasse, Farbe und Glauben zu bilden.
  • Die Förderung des Studiums der arischen und anderer östlicher Literatur, Religion und Wissenschaft und für ihre Bedeutung einzutreten.
  • Die Erforschung der verborgenen Geheimnisse der Natur und der latenten geistigen Kräfte des Menschen. [7]

In der folgenden Zeit kam es bei fast jeder jährlichen Sitzung des Generalrates zu weiteren Korrekturen, einmal kleine Kürzungen, ein andermal Ergänzungen oder Umformulierungen bis 1889 Helena Blavatsky ihr Buch Der Schlüssel zur Theosophie herausbrachte. In diesem Werk formulierte sie die Ziele so:

  • To form the nucleus of a Universal Brotherhood of Humanity without distinction of race, colour, or creed.
    • den Kern einer universellen Bruderschaft der Menschheit ohne Unterschied von Rasse, Farbe und Glauben zu bilden,
  • To promote the study of Aryan and other Scriptures, of the World's religion and sciences, and to vindicate the importance of old Asiatic literature, namely, of the Brahmanical, Buddhist, and Zoroastrian philosophies.
    • das Studium der heiligen Schriften der Weltreligionen und der Wissenschaften zu fördern und für die Bedeutung der alten asiatischen Literatur, nämlich der brahmanischen, buddhistischen und zoroastrischen Philosophie, einzutreten und
  • To investigate the hidden mysteries of Nature under every aspect possible, and the psychic and spiritual powers latent in man especially.
    • die verborgenen Geheimnisse der Natur in jeder Hinsicht, besonders aber die im Menschen verborgen ruhenden psychischen und spirituellen Kräfte zu erforschen.

[12], [1]

Da Blavatsky 1891 starb und ihre Worte bei vielen Theosophen in Streitfragen als letztgültige Antworten galten, kam dieser Formulierung besonderes Gewicht zu und wird sie bis heute als die richtungsweisende Zielformulierung schlechthin betrachtet. Sie steht sowohl bei den Theosophen außer Streit, als sie auch außerhalb der Theosophie damit gleichgesetzt wird.

Sichtweise der Theosophen

Wie die Ausführungen zeigen, unterlagen die Ziele der Theosophischen Gesellschaft einem Entwicklungsprozess, dieser ging einher mit der persönlichen Reifung der beiden Gründer Olcott und Blavatsky sowie dem Wachstum der Organisation als Ganzes. Olcott selbst schrieb dazu in seinem Tagebuch, dass die Idee der universellen Brüderschaft anfangs nicht da war. Vielmehr kam der Vorschlag zur Gründung der Gesellschaft spontan unter dem Eindruck der Diskussion nach dem Vortrag. Erst später, unter dem Einfluss der asiatischen Religionen und Gesellschaftssysteme, wurde es notwendig, die Ziele zu ändern und das legte tatsächlich den Grundstein für das theosophische Gebäude. Die Theosophische Gesellschaft war eine Evolution und keine - jedenfalls auf der sichtbaren Ebene - geplante Schöpfung. (Seite 120f.)[8], [3], [4]

Blavatsky behauptete, bereits im Juli 1875 von ihren „Lehrern“, den Meistern der Weisheit, den Auftrag zur Gründung der Theosophischen Gesellschaft erhalten zu haben. Eine Notiz unter diesem Datum in ihrem Sammelbuch lautete: „Auftrag aus Indien erhalten, eine philosophisch-religiöse Gesellschaft zu gründen und einen Namen dafür auszuwählen“. Ebenso soll sie bereits damals die erst später formulierten Ziele, unter anderem das der universellen Brüderschaft, von den „Meistern“ gesagt bekommen haben. Unter Berücksichtigung dieser Aussagen, wäre die Gründung der Theosophischen Gesellschaft, wie auch die Ausformulierung der Ziele, eine bewusst geplante und vorbereitete Aktion der „Meister“ gewesen. Des Weiteren sollen sie die Entwicklung der Gesellschaft geführt, geleitet und überwacht haben. Diese Auffassung vertraten und vertreten bis heute auch die meisten Theosophen. Da es für die Existenz dieser „Meister“ naturgemäß keinerlei Beweise gibt und die Aufzeichnungen bzw. Aussagen Blavatskys diesbezüglich nicht verifizierbar sind, wird diese Sichtweise außerhalb der Theosophischen Gesellschaften meist abgelehnt. [13], [14], (Seite 46)[2]

Heute

1895 kam es infolge des Judge Case zur Spaltung der Theosophischen Gesellschaft in die Theosophische Gesellschaft Adyar (Adyar-TG) einerseits und die Theosophische Gesellschaft in Amerika (heute Theosophische Gesellschaft Pasadena bzw. TG-Pasadena) andererseits. Dieses Schisma, dem noch eine Reihe weiterer Spaltungen folgten, führte zu einer ganzen Schar von differierenden Theosophischen Gesellschaften, deren Trennung bis heute andauert. Die wichtigsten Theosophischen Gesellschaften haben heute, trotz des von Blavatsky veröffentlichten Wortlautes, ihre Zielformulierungen leicht adaptiert und geänderten Anforderungen angepasst.

Quellen

  1. a b Norbert Lauppert (Übers.): Helena Petrowna Blavatsky. Der Schlüssel zur Theosophie. Adyar-Verlag, Graz 1969. (Seite 42)
  2. a b c d e The Theosophical Movement 1875-1950: http://www.phx-ult-lodge.org/theosophica%20lmovement.htm
  3. a b c Astral Projection and the Work of the Early Theosophical Society: http://www.theohistory.org/thopviforward.html
  4. a b c d The Founding of The Theosophical Society: http://www.theosophical.org/theosophy/books/esotericworld/chapter06/index.html
  5. The Society's Third Object: http://www.theosophical.org/theosophy/questmagazine/marapr04/algeo/index.html
  6. a b c The First Leaf of T.S. History: http://web.archive.org/web/20040617080517/blavatskyarchives.com/olcott1890.htm
  7. a b c d e f g h A Study of the Evolution of the „Objects of the T.S.“: http://www.theosociety.org/pasadena/gfkforum/ourdir.htm
  8. a b Henry Steel Olcott: Old Diary Leaves, Part 1. Kessinger, Whitefish 2003, ISBN 0766133362. (Seite 119)
  9. a b A Modern Revival of Ancient Wisdom: http://www.hermetics.org/pdf/A_Modern_Revival_of_Ancient_Wisdom.pdf
  10. The Founding of the Theosophical Society: http://www.blavatskyfoundation.org/founding.htm
  11. a b c The Early Days of Theosophy in Europe: http://www.theosophical.ca/EarlyDaysTheosophyAPS.htm
  12. The Key to Theosophy, Section3: http://www.theosociety.org/pasadena/key/key-3.htm
  13. H.P. Blavatsky and The Theosophical Society: http://www.theosociety.org/pasadena/gfk-lamp/lamps-14.htm
  14. The Original Programme of the Theosophical Society: http://www.blavatskycardiff.care4free.net/The%20Original%20Programme%20of%20the%20Theosophical%20Society.htm

Literatur

  • Bruce F. Campbell: Ancient wisdom revived, a history of the Theosophical movement. University of California Press, Berkeley 1980, ISBN 0520039688.
  • Henry Steel Olcott: Old Diary Leaves, Part 1. Kessinger, Whitefish 2003, ISBN 0766133362. (Reprint von 1895)

Weblinks


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