Thorwald Dethlefsen

Thorwald Dethlefsen

Thorwald Dethlefsen (* 11. Dezember 1946 in Herrsching am Ammersee; † 1. Dezember 2010 in Wien) war ein deutscher Esoteriker und Autor mehrerer Bücher.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dethlefsen lernte Astrologie bei Wolfgang Döbereiner und vertrat bald die Auffassung, man könne mit ihrer Hilfe psychologische Diagnosen durchführen.

In den frühen 1970er Jahren führte Dethlefsen als Psychologiestudent Hypnose-Experimente durch, u. a. um die These von der Reinkarnation zu beweisen. Nach seinem Psychologie-Diplom entwickelte er die Reinkarnationstherapie, die bis heute in verschiedenen Varianten von anderen Therapeuten angewandt wird, darunter von Rüdiger Dahlke, der sich jedoch 1989 von Dethlefsen löste.

1974 gründete Dethlefsen das Institut für außerordentliche Psychologie, das er 1993 in den Kawwana-Konvent umwandelte. 1996 ließ er beim Amtsgericht München Kawwana – Kirche des Neuen Aeon eintragen, die er unter der selbstgewählten Bezeichnung "Vicarius" leitete und die von 1999 bis Januar 2003 halböffentliche Veranstaltungen durchführte. Diese religiöse Gemeinschaft orientierte sich an Lehren des Zürcher Psychologen und Esoterikers Oskar Rudolf Schlag. 2003 erklärte Dethlefsen, die Kawwana-Kirche sei „in die Welt von Briah“ erhoben worden, legte seinen Titel ab und zog sich bis auf gelegentliche Vorträge weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Der Tempel der Kirche wurde im Jahr 2009 abgerissen; zu diesem Zeitpunkt war die Webseite der Kirche schon seit geraumer Zeit permanent "under construction".[1]

Dethlefsen hat seine Position in seinem Buch Schicksal als Chance ausführlich erläutert. Dethlefsen war überzeugt davon, dass der Mensch den Gesetzen des Schicksals unterworfen ist, das ihm Themen zum Lernen, d.h. Möglichkeiten zur Erweiterung seines Bewusstseins aufzeigt. In der Weigerung des Menschen, diese neuen Themen in seine Persönlichkeit bzw. sein Bewusstsein zu integrieren, sah Dethlefsen die Missachtung der Gesetze des Schicksals bzw. der (kosmischen) Ordnung, die zur Krankheit des Menschen und damit zum Leid führt: „Bin ich in mir mit den verschiedenen Bereichen der Wirklichkeit in Harmonie, so können mich auch deren Repräsentanten in der Außenwelt nicht stören. Geschieht etwas für mich Unangenehmes, so ist dies lediglich eine Aufforderung, mich auch noch diesem Bereich in meinem Inneren zuzuwenden. - All die bösen Menschen und die unliebsamen Ereignisse sind in Wirklichkeit nur Boten, sind Medien, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Wer dies begreift, und bereit ist, die Verantwortung für sein Schicksal selbst zu übernehmen, verliert alle Angst vor dem bedrohenden Zufall.“[2]

Dethlefsen war somit der Ansicht, dass Menschen ihre Krankheit in gewissem Sinne selbst „verursachen“ und „verschulden“. Außerdem, dass Krankheit häufig zur Machtausübung missbraucht werde: „Eine der häufigsten Formen in der heutigen Zeit, Macht auszuüben, ist die Krankheit. Krankheit garantiert in unserer Zeit dem einzelnen einen kritiklosen Freiraum für seine unbewußten Machtansprüche.“[3] Die Worte „Schuld“ und „Ursache“ treffen den Kern seiner Lehre jedoch nicht ganz (siehe voriger Absatz). Der Mensch hat sich vielmehr „zu bemühen, eine möglichst nützliche Zelle zu sein, so wie er es von seinen Körperzellen erwartet, damit er nicht zum Krebsgeschwür dieser Welt wird. Verlässt er dennoch die Ordnung mutwillig, um seine missverstandene Freiheit auszukosten, so sollte er sich nicht wundern, wenn er eliminiert wird“[4], wobei Dethlefsen unter der „Elimination“ (dem Tod) lediglich die äußerste Eskalationsstufe einer Krankheit versteht. Mit „Tod“ ist allerdings nur der der Person gemeint, nicht der des Bewusstseins, denn dieses wird Dethlefsens Ansicht nach wiedergeboren.

In dem Buch Krankheit als Weg vertrat er zusammen mit Rüdiger Dahlke nach wie vor die Überzeugung, dass Krankheit unmittelbar zum Schicksal des Menschen gehört - „Die Menschen haben Krebs, weil sie Krebs sind.“[5] Lernt der Mensch jedoch, mit den Gesetzen des Schicksals in Einklang zu leben, sprich die an ihn gestellten Lernaufgaben zu akzeptieren und zu meistern, wird der Grund für die Krankheit obsolet und sie verschwindet: „Wer ständig nach dem Verschwinden des Symptons schielt, hat das Konzept noch nicht verstanden. Das Symptom lebt das Schattenprinzip - wenn wir dieses Prinzip bejahen, können wir schwerlich gleichzeitig das Symptom bekämpfen. Hier liegt ein Schlüssel. Das Akzeptieren des Symptoms macht es überflüssig. Widerstand erzeugt Gegendruck. Das Symptom verschwindet frühestens dann, wenn es dem Patienten gleich-gültig geworden ist.“[6]

Nach zwei Schlaganfällen verstarb Thorwald Dethlefsen, der die letzten Jahre seines Lebens abgeschirmt von der Öffentlichkeit in Wien verbracht hatte, am 1. Dezember 2010.[7] Sein Tod wurde erst einige Wochen später bekannt.

Werke

  • Das Leben nach dem Leben. Gespräche mit Wiedergeborenen. Bertelsmann, München 1974; Goldmann, München 1984, ISBN 3-442-11748-8
  • Das Erlebnis der Wiedergeburt. Heilung durch Reinkarnation. Bertelsmann, München 1976; Goldmann, München 1995, ISBN 3-442-43015-1
  • Schicksal als Chance. Esoterische Psychologie, das Urwissen zur Vollkommenheit des Menschen. Bertelsmann, München 1979; Goldmann, München 1998, ISBN 3-442-16115-0
  • Krankheit als Weg. Deutung und Be-deutung der Krankheitsbilder (mit Rüdiger Dahlke). Bertelsmann, München 1983; Goldmann, München 1998, ISBN 3-442-16101-0
  • Ausgewählte Texte. Hrsg. v. Hans Christian Meiser. Goldmann, München 1988, ISBN 3-442-11035-1
  • Gut und Böse. Ein Lesebuch (als Herausgeber). Goldmann, München 1989, ISBN 3-442-30538-1
  • Ödipus der Rätsellöser. Der Mensch zwischen Schuld und Erlösung. Bertelsmann, München 1990; Goldmann, München 2000, ISBN 3-442-12399-2
  • Den Schatten angliedern. Die theoretischen Grundlagen der Reinkarnationstherapie. In: Harald Wiesendanger (Hrsg.): Wiedergeburt. Fischer, Frankfurt am Main 1991, S. 71–96, ISBN 3-596-10031-3

Literatur

  • Harald Wiesendanger: Zurück in frühere Leben. Möglichkeiten der Reinkarnationstherapie. Kösel, München 1991, ISBN 3-466-34260-0
  • Matthias Pöhlmann: Mythos, Macht, Magie. Thorwald Dethlefsens „Kawwana – Kirche des Neuen Aeon“. In: Materialdienst der EZW 12/1999, S. 353–362
  • Martin Lambeck: Irrt die Physik? Über alternative Medizin und Esoterik. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49469-2 (mit Verweis auf Dethlefsens Schicksal als Chance)
  • Angelika Koller: Thorwald Dethlefsen, die Reinkarnationstherapie und Kawwana. BoD, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-0970-3
  • Angelika Koller: „Ich suchte neue Wege und fand dabei sehr alte...“ Der Esoteriker, Therapeut und Magier Thorwald Dethlefsen. In: Gnostika 30/2005, S. 39–49
  • Angelika Koller: Gamika, Mumia und Ritualmaschinen. Kawwana-Repräsentant Dethlefsen unterwegs in 7 Metropolen. In: Materialdienst der EZW 7/2005, S. 259–264
  • Angelika Koller: Sind noch Fragen? Die Welt ist gerettet, jetzt steht ein lockerer Thorwald Dethlefsen dem Publikum für „Wort & Antwort“ zur Verfügung. In: Spuren 76/2005, S. 48f
  • Josef Müller: Thorwald Dethlefsen oder die Essenz esoterischen Denkens. BoD, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8370-6084-3

Einzelnachweise

  1. Willi Bock: Sekte reißt Tempel ab. Esoteriker Thorwald Dethlefsen lässt seine „Kawwana-Kirche“ im Glockenbach in Stich. In: Abendzeitung München 25. Juni 2009
  2. Schicksal als Chance, München 1979, S. 85
  3. Schicksal als Chance, S. 233
  4. Schicksal als Chance, S. 41
  5. Krankheit als Weg, München 1983, S. 342
  6. Krankheit als Weg, München 1983, S. 362
  7. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen: Thorwald Dethlefsen ist tot. Abgerufen am 29. Mai 2011. http://www.ekd.de/ezw/Publikationen_2435.php

Weblinks


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