Tibetanischer Zwerghamster

Tibetanischer Zwerghamster
Tibet-Zwerghamster
Systematik
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Wühler (Cricetidae)
Unterfamilie: Hamster (Cricetinae)
Gattung: Graue Zwerghamster (Cricetulus)
Untergattung: Tibetische Zwerghamster (Urocricetus)
Art: Tibet-Zwerghamster
Wissenschaftlicher Name
Cricetulus lama
Bonhote, 1905

Der Tibet-Zwerghamster (Cricetulus lama) ist eine zu den Tibetischen Zwerghamstern gehörende Art der Hamster. Gewöhnlich wird er dem Kham-Zwerghamster zugeordnet, der dann als Tibet-Zwerghamster bezeichnet wird. In einigen Systematiken wird ihm der Ladakh-Zwerghamster zugeordnet. Er bewohnt den Süden des Hochlands von Tibet in China.

Inhaltsverzeichnis

Körpermerkmale

Die Kopf-Rumpf-Länge des Tibet-Zwerghamsters beträgt 86 bis 103 Millimeter, die Schwanzlänge 40 bis 50 Millimeter, die Hinterfußlänge 15 bis 18 Millimeter und die Ohrlänge 14 bis 18 Millimeter. Die größte Schädellänge beträgt 26 bis 28 Millimeter und das Körpergewicht 24 bis 39 Gramm.[1]

Das Fell des Tibet-Zwerghamsters ist hell und ähnelt dem des Kham-Zwerghamsters, die Oberseite weist jedoch kein dunkles Fell auf und er ist nicht so auffällig gefärbt. Die Hüfte ist oben nicht schwarz, das weiße Fell an der Flanke ist kürzer, eine Wellenlinie an der Flanke ist nicht vorhanden und diese ist grauer. Der Schwanz ist kürzer als beim Kham-Zwerghamster, seine Länge beträgt durchschnittlich weniger als die Hälfte der Kopf-Rumpf-Länge. Er ist zweifarbig, oberseits dunkel und unterseits weiß.[1]

Vom Kham-Zwerghamster unterscheidet sich der Tibet-Zwerghamster durch den weniger als fünf Zentimeter langen Schwanz und durch die fehlende Schwarzfärbung der Hüfte. Mit dem Ladakh-Zwerghamster, mit Cricetulus tibetanus und mit dem Grauen Zwerghamster hat er diese Merkmale gemeinsam. Zusammen mit den beiden letztgenannten Arten unterscheidet er sich vom Ladakh-Zwerghamster durch das fehlende ausgeprägte Faltenmuster des ersten oberen Backenzahns. Von Cricetulus tibetanus und vom Grauen Zwerghamster unterscheidet er sich durch den mehr als vier Zentimeter langen Schwanz.[2]

Lebensweise, Verbreitung und Bestand

Tibet-Zwerghamster (China)
DMS
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Fundorte des Tibet-Zwerghamsters:[1]
  • rot: Fundort des Typusexemplars
  • schwarz: weitere Fundorte

Die Lebensweise des Tibet-Zwerghamsters ähnelt vermutlich der des Kham-Zwerghamsters. Sein hauptsächliches Verbreitungsgebiet ist der Süden Tibets, daneben bewohnt er den Norden des Gebiets. Er ist in China endemisch.[1] Die Internationale Naturschutzunion stuft ihn als nicht gefährdet ein.[3]

Systematik und Benennung

Der Tibet-Zwerghamster wird gewöhnlich dem Kham-Zwerghamster zugeordnet (Wang und Zheng, 1973;[4] Corbet, 1978;[5] Honacki und Mitarbeiter, 1982;[6] Musser und Carleton, 1993,[7] 2005)[8] oder als eigenständige Art betrachtet (Ellerman, 1941;[9] Ellerman und Morrison-Scott, 1951;[10] Smith und Hoffmann, 2008).[1] Laut Flint (1966)[11] und Piechocki (1969)[12] ist er dagegen möglicherweise eine Unterart des Grauen Zwerghamsters.

Nach molekulargenetischen Untersuchungen des mitochrondrialen 12S-rRNA-Gens durch Lebedew und Mitarbeiter (2003) bildet der Tibet-Zwerghamster möglicherweise eine Schwestergruppe der Kurzschwanz-Zwerghamster oder nimmt eine basale Stellung innerhalb der Hamster ein.[13]

Das Typusexemplar des Tibet-Zwerghamsters wurde bei Lhasa in Tibet gefunden und 1905 von J. Lewis Bonhote als Cricetulus lama beschrieben.[1] Das Artepithet lama leitet sich vom tibetischen Lama („Lehrmeister“) ab. Piechocki (1969) verwendet „Tibetanischer Zwerghamster“ als deutschen Trivialnamen für Cricetulus lama[12] und Honigs (2005) „Tibet-Zwerghamster“ für Cricetulus kamensis einschließlich der Form lama.[14]

Literatur

Hauptsächlich verwendete Literatur:

  • James H. Honacki, Kenneth E. Kinman, James W. Koeppl (Hrsg.): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. Allen Press/Association of Systematics Collections, Lawrence (Kansas) 1982, ISBN 0-942924-00-2 (694 Seiten, englisch). 
  • Guy G. Musser, Michael D. Carleton: Superfamily Muroidea. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4, S. 894–1531 (Volltext des Sammelwerks ; englisch). 
  • Andrew T. Smith, Robert S. Hoffmann: Subfamily Cricetinae. In: Andrew T. Smith, Xie Yan (Hrsg.): A Guide to the Mammals of China. Princeton University Press, Princeton/Oxford 2008, ISBN 978-0-691-09984-2, S. 239–247 (englisch). 

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Smith und Hoffmann, 2008 (S. 243).
  2. Smith und Hoffmann, 2008 (S. 242).
  3. Wang Sung, Xie Yan (Hrsg.): [China Species Red List. Volume 1: Red List]. Higher Education Press, Peking 2004 (chinesisch).  → Zitiert in: Smith und Hoffmann, 2008 (S. 242).
  4. Wang Sung, Zheng Chang-Lin: [Anmerkungen zu chinesischen Hamstern (Cricetinae)]. In: Acta Zoologica Sinica. Bd. 19, 1973, ISSN 0001-7302, S. 61–68 (chinesisch).  → Zitiert in: Honacki und Mitarbeiter, 1982 (S. 406).
  5. Gordon Barclay Corbet: The Mammals of the Palaearctic Region. A Taxonomic Review. British Museum (Natural History)/Cornell University Press, London 1978, ISBN 0-8014-1171-8 (314 Seiten, englisch; S. 91).  → Zitiert in: Honacki und Mitarbeiter, 1982 (S. 406).
  6. Honacki und Mitarbeiter, 1982 (S. 406).
  7. Guy G. Musser, Michael D. Carleton: Family Muridae. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. 2. Auflage. Smithsonian Institution Press, Washington 1993, ISBN 1-56098-217-9, S. 501–755 (englisch; S. 537). 
  8. Musser und Carleton, 2005 (S. 1042).
  9. John Reeves Ellerman: The Families and Genera of Living Rodents. Volume 2: Family Muridae. British Museum (Natural History), London 1941 (690 Seiten, englisch).  → Zitiert in: Musser und Carleton, 2005 (S. 1041).
  10. John Reeves Ellerman, Terence Charles Stuart Morrison-Scott: Checklist of Palaeartic and Indian Mammals 1758 to 1946. British Museum (Natural History), London 1951 (810 Seiten, englisch).  → Zitiert in: Musser und Carleton, 2005 (S. 1041).
  11. Wladimir Jewgenjewitsch Flint: Die Zwerghamster der paläarktischen Fauna. In: Die Neue Brehm-Bücherei. 2. Auflage. Bd. 366, Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben 2006 [1966], ISBN 3-89432-766-9 (99 Seiten, deutsch, Nachdruck der 1. Auflage von 1966; S. 15). 
  12. a b Rudolf Piechocki: Familie Wühler. In: Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Martin Eisentraut, Hans-Albrecht Freye, Bernhard Grzimek, Heini Hediger, Dietrich Heinemann, Helmut Hemmer, Adriaan Kortlandt, Hans Krieg, Erna Mohr, Rudolf Piechocki, Urs Rahm, Everard J. Slijper, Erich Thenius (Hrsg.): Grzimeks Tierleben. Enzyklopädie des Tierreichs. Elfter Band: Säugetiere 2. Kindler-Verlag, Zürich 1969, S. 301–344 (deutsch; S. 307). 
  13. Wladimir Swjatoslawowitsch Lebedew, Natalja W. Iwanowa, N. K. Pawlowa, Andrei B. Poltoraus: Molecular phylogeny of the Palearctic hamsters. In: Alexander O. Awerjanow, Natalja Iossifowna Abramson (Hrsg.): Systematics, Phylogeny and Paleontology of Small Mammals. Proceedings of the International Conference Devoted to the 90th Anniversary of Prof. I. M. Gromov. Pensoft/Verlag der Russischen Akademie der Wissenschaften, Sankt Petersburg 2003, S. 114–118 (russisch, Abstract englisch). 
    → Zitiert in: Karsten Neumann, Johan Michaux, Wladimir Swjatoslawowitsch Lebedew, Nuri Yigit, Ercüment Çolak, Natalja W. Iwanowa, Andrei B. Poltoraus, Alexei Surow, Georgi Markow, Steffen Maak, Sabine Neumann, Rolf Gattermann: Molecular Phylogeny of the Cricetinae Subfamily Based on the Mitochondrial Cytochrome b and 12S rRNA Genes and the Nuclear vWF Gene. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Bd. 39, Nr. 1, 2006, S. 135–148 (Abstract, Volltext lizenzpflichtig ; englisch). 
  14. Sandra Honigs: Zwerghamster. Biologie. Haltung. Zucht. 2. Auflage. Natur- und Tier-Verlag, Münster 2005, ISBN 3-931587-96-7 (79 Seiten, deutsch; S. 10). 

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