- Baralong-Zwischenfall
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Der Baralong-Zwischenfall (engl. Baralong Incident) ist ein Kriegsverbrechen während des Ersten Weltkriegs.
Inhaltsverzeichnis
Ausgangslage
Schon bald nach Kriegsbeginn im August 1914 wurde britischerseits eine (angeblich völkerrechtswidrige) Seeblockade über das Deutsche Reich verhängt, die wirtschaftlichen Druck ausüben sollte. Deutscherseits sah man zu diesem Zeitpunkt die Einsatzmöglichkeiten der wenigen hochseefähigen U-Boote vor allem im Kampf gegen alliierte Kriegsschiffe und Truppentransporte. Nach den ersten spektakulären Erfolgen Weddigens und Hersings zog die britische Admiralität ihre Schiffe aus den gefährdeten Gebieten zurück und verlegte sich auf das Abriegeln der Nordseezugänge. Auf deutscher Seite fand aufgrund der ausbleibenden U-Boot-Erfolge gegen Kriegsschiffe ein Umdenken statt, so dass Handelsschiffe in den Fokus der Seekriegsführung gerieten. SM U 17 versenkte am 20. Oktober 1914 das erste Handelsschiff, den englischen Dampfer Glitra, - mit Konterbande an Bord - nach der Prisenordnung. Bis Jahresende wurden nur zwei weitere Handelsschiffe (ebenfalls nach Prisenordnung) versenkt. Am 22. Februar 1915 befahl die deutsche Reichsregierung den (ebenfalls angeblich völkerrechtswidrig) uneingeschränkten U-Boot-Krieg gegen Handelsschiffe Krieg führender und neutraler Staaten innerhalb eines definierten Sperrgebiets um die britischen Inseln. Nachdem SM U 20 unter Kapitänleutnant Walther Schwieger am 7. Mai 1915 das britische Passagierschiff RMS Lusitania mit 1.198 Toten versenkt und heftige diplomatische Verwicklungen ausgelöst hatte, wurde der U-Boot-Krieg schließlich am 18. September 1915 eingeschränkt und generell Passagierschiffe sowie alle neutralen Schiffe von Versenkungen ausgenommen. Der Schwerpunkt des U-Boot-Kriegs wurde vorerst ins Mittelmeer verlegt.
Geschehen am 19. August 1915
An diesem Tag patrouillierte das deutsche U-Boot SM U 27 unter Kapitänleutnant Bernhard Wegener ca. 70 Seemeilen südlich von Queenstown in Irland auf der Suche nach feindlichen Schiffen. Das U-Boot hatte den mit Konterbande beladenen amerikanischen Frachter Nicosian gestoppt und bereitete dessen rechtmäßige Versenkung gemäß Prisenordnung vor. Die Besatzung der Nicosian hatte bereits ihr Schiff verlassen und schwamm in Rettungsbooten neben ihrem Schiff, als ein weiteres kleines Handelsschiff unter amerikanischer Flagge näher kam und Anstalten machte, die Besatzung der Nicosian aufzunehmen. Als dieses Schiff nahe genug an die Szenerie herangekommen war, entpuppte es sich als die britische U-Boot-Falle HMS Baralong und versenkte SM U 27 auf kürzeste Entfernung. Die zwölf überlebenden U-Boot-Fahrer wurden anschließend im Wasser schwimmend bzw. an Bord der ’’Nicosian’’ erschossen. Dafür liegen mehrere eidesstattliche Erklärungen amerikanischer Besatzungsangehöriger vor. Der Kommandant der HMS Baralong, Lieutenant Commander Godfrey Herbert, erhielt die übliche Versenkungsprämie für ein U-Boot von 100 £.
Vergleiche
- Versenkung der Llandovery Castle durch Helmut Patzig
- Versenkung der Belgian Prince durch Wilhelm Werner
Literatur
- Botting, Douglas: Die Unterseeboote. Eltville: Bechtermünz 1992
- Schröder, Joachim: Die U-Boote des Kaisers. Die Geschichte des deutschen U-Boot-Krieges gegen Großbritannien im Ersten Weltkrieg. Bonn: Bernard & Graefe 2003
Weblinks
- Gerry O'Neill: Scandal Of The Baralong Incident Was Hidden In Veil Of Secretary, Iris Na Mara Volume 1, No. 4 (Spring 2006)(PDF-Datei; 6,33 MB)
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