- Titelkirche
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Die Titelkirche (von lateinisch titulus ecclesiae) ist in der römisch-katholischen Kirche eine der Kirchen in Rom, die einem Kardinal bei seiner Erhebung zugewiesen wird. Entsprechend der Anzahl der Kardinäle gibt es heute ca. 150 Titelkirchen. Somit ist jeder Kardinalpriester auch nominell Pfarrer in Rom, mit eigener Gemeinde. Die Aufgaben der täglichen Seelsorge übernimmt heute jedoch meistens ein örtlicher Pfarrer, der Kardinal nimmt seine Aufgabe als Schirmherr wahr.
Durch die Einrichtung der Titelkirche wird die enge Verbundenheit der Kardinäle mit dem Papst unterstrichen.
Der Begriff Titelkirche wird heute häufig synonym mit der Titeldiakonie verwendet. Im engeren Sinne bezeichnet er aber nur eine Kirche im Range einer Pfarrkirche, also der zentralen Kirche einer römischen Pfarrgemeinde. Titelträger sind daher nur Kardinäle aus der Klasse der Kardinalpriester.
Inhaltsverzeichnis
Ursprung und Geschichte
Der Ursprung der Bezeichnung wird verschieden erklärt:
- Diese Kirchen geben den Kardinälen den Titel.
- Die ältesten Titelkirchen gingen auf Wohnhäuser zurück, an deren Vorderfront oft der Name des Eigentümers verzeichnet war.
- Die Titelkirchen wurden denjenigen Presbytern zugewiesen, die zum Dienst an der Kirche als ganzer bestimmt waren.
Die letzte Erklärung wird weitestgehend durch die juristischen Quellen der antiken Literatur bestätigt. Die frühe Kirche im Rom des 1. Jahrhunderts wurde unter Klemens von Rom in sieben Regionen eingeteilt. Die Titelkirchen waren keine gewöhnlichen Pfarreien pleno iure, sondern Filialen der vom Papst geleiteten Kirche mit Zentralverwaltung im Lateran. Die Presbyter, die eine Titelkirche leiteten, hatten dabei einen hervorgehobenen Rang als presbyteri cardinales. Mit der Zahl der vom Papst ernannten Kardinalpriester nahm auch die der Titelkirchen zu.
Ab dem 4. Jahrhundert wurden die bisherigen Gebäude durch prächtig ausgestattete Basiliken ersetzt, außerdem wurden neue Basiliken als Titelkirchen erbaut. Im 6. Jahrhundert kennt man 25 Titelkirchen, seit dem 16. Jahrhundert sind es 50. Seit die Päpste Johannes XXIII. 1959 und ihm folgend Paul VI. über die von Papst Sixtus V. im Jahr 1586 festgesetzte Zahl von 50 Kardinalpriestern weit hinausgingen, wurden neue Titelkirchen eingerichtet.
Wichtige Titelkirchen
- San Corbiniano – Kardinal Reinhard Marx
- San Leone Magno – Kardinal Karl Lehmann
- Santo Stefano Rotondo – Kardinal Friedrich Wetter
- Santa Sabina auf dem Aventin-Hügel – Kardinal Jozef Tomko
- Santa Maria in Trastevere – Kardinal Józef Glemp (Primas von Polen)
- Sant’Andrea della Valle – Kardinal Giovanni Canestri
- Santa Pudenziana – Kardinal Joachim Meisner
- Santa Maria sopra Minerva – Kardinal Cormac Murphy-O’Connor (ehem. Primas von England)
- San Girolamo dei Croati – Kardinal Josip Bozanić
- Santi Domenico e Sisto – Kardinal Georges Cottier (ehem. Haustheologe des Papstes)
Siehe auch
Weblinks
Kategorien:- Kardinal
- Kirchengebäude in Rom
- Kanonisches Recht
- Liste (Kirchengebäude nach Funktion)
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