- Kirchen in Rom
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Die Kirchen in Rom, dem Zentrum der römisch-katholischen Kirche und Sitz des Papstes, haben teilweise wegen ihres Alters, teilweise wegen ihres kirchengeschichtlichen Ranges, eine besondere Bedeutung. Bekannt sind die sieben Pilgerkirchen, darunter die vier Papstbasiliken[1] sowie drei weitere Kirchen, die bei einer Pilgerreise nach Rom von jedem Pilger besucht wurden. Darüber hinaus existieren noch zahlreiche historisch oder architektonisch bedeutende Kirchengebäude aus allen nachchristlichen Epochen, von denen viele als Titularkirchen der Kardinäle oder Mittelpunkte der Ordensgemeinschaften eine Rolle spielen.
Inhaltsverzeichnis
Die vier Papstbasiliken
Die sieben ranghöchsten römisch-katholischen Gotteshäuser werden als Basilicae Maiores bezeichnet. Fünf von diesen Kirchen stehen in Rom, die anderen beiden in Assisi. Vier der römischen Basilicae Maiores tragen den Titel Papstbasilika, früher Patriarchalbasilika. Die größte davon ist der Petersdom, die ranghöchste ist aber die Lateranbasilika, der ursprüngliche Sitz des Papstes, auch „Mutter der Kirchen“ genannt. Die anderen drei römischen Patriarchalbasiliken sind den Lateinischen Patriarchaten von Konstantinopel, Alexandria und Antiochia zugeordnet. Die Titel dieser Patriarchen wurden jedoch im 20. Jahrhundert abgeschafft und ihre Kirchen werden heute als Papstbasiliken bezeichnet.
- Die Lateranbasilika (San Giovanni in Laterano) eigentlich Kathedrale St. Johann im Lateran, wurde im 4. Jahrhundert von Konstantin I. als römische Hauptkirche errichtet und von Francesco Borromini barockisiert. Neben ihr befand sich bis 1309 die Papstresidenz, deren Reste in der Kapelle Sancta Sanctorum und der Heiligen Treppe (siehe Reliquien in Rom) fortbestehen. Bis zum 19. Jahrhundert wurden alle Päpste im Lateran gekrönt. Neben der Basilika steht der heutige Lateranpalast von 1586.
- Der Petersdom (San Pietro in Vaticano) eigentlich Petersbasilika, ursprünglich auf eine von Kaiser Konstantin errichtete Basilika zurückgehend, stammt in seiner heutigen Form aus der Renaissance und dem Barock. Der Hauptaltar steht über der Stelle, an der sich der Legende nach das Grab des Apostels Petrus befand. Zu den Baumeistern der heutigen Kirche zählen Bramante, Michelangelo und Carlo Maderno. Der Petersdom war als Patriarchalbasilika dem Lateinischen Patriarchen von Konstantinopel zugeordnet.
- Sankt Paul vor den Mauern (San Paolo fuori le Mura) erhebt sich über dem angeblichen Grab des heiligen Apostel Paulus inmitten eines antiken Friedhofes an der Straße nach Ostia (Via Ostiense). Die Kirche stammt aus dem 4. Jahrhundert und wurde nach einem Großbrand vom 1823 erneuert.
- Santa Maria Maggiore wurde von Papst Liberius an der Stelle errichtet, an der es in der Nacht des 4. August 352 geschneit haben soll. Dieses Wunder sei dem Papst zuvor von der Madonna angekündigt worden mit dem Wunsch, die Kirche am Ort des Wunders zu errichten. Am 5. August wird auch heute noch Mariä Schnee gefeiert. Dabei lässt man im Hauptgottesdienst weiße Blüten von der Decke „schneien“, die von den Pilgern aufgesammelt und den Kranken gebracht werden. Berühmt sind die Mosaiken aus der Erbauungszeit der heutigen Basilika unter Papst Sixtus III. um 440. Außerdem beherbergt die Kirche das berühmte Gnadenbild Salus Populi Romani sowie mehrere Grabmäler bedeutender Päpste. Beim Hauptaltar liegt unter einer einfachen Bodenplatte das Grab Berninis.
Die sieben Pilgerkirchen
Für römische Pilger obligatorisch war lange Zeit der Besuch der sieben Pilgerkirchen, die zu Fuß in etwa einem vollen Tag erreicht werden konnten. Im 16. Jahrhundert wurde die Tradition vom heiligen Philipp Neri wiederbelebt. Zu den Pilgerkirchen gehören die vier Papstbasiliken.
Die anderen drei Pilgerkirchen Roms sind
- San Lorenzo fuori le mura mit dem Grab des heiligen Laurentius, spätantik-mittelalterlich. Diese Basilika war dem Lateinischen Patriarchen von Jerusalem zugeordnet, der seinen Sitz aber seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wieder in Jerusalem hat. San Lorenzo trägt den Titel einer Basilica Minor.[2]
- Santa Croce in Gerusalemme, im Kern die Palastaula des Sessorianumpalastes der Flavia Iulia Helena Augusta, in welchem seit ihrer Zeit gemäß zeitgenössischer Quellen die Reliquien vom Kreuz Christi aufbewahrt werden.
- San Sebastiano alle Catacombe, im Kern antik, errichtet über dem Grab des Märtyrers Sebastian.
Frühchristliche und mittelalterliche Kirchen
Die ersten christlichen Kirchen entstanden nach dem Toleranzedikt von Mailand im Jahr 313. Zu den ältesten Kirchen aus dieser frühen Zeit gehören die vier Papstbasiliken (siehe oben).
- Das Pantheon wurde zwar im 2. Jahrhundert unter Kaiser Hadrian als heidnischer Tempel anstelle eines Vorgängerbaus errichtet, ist jedoch deshalb so gut erhalten, weil es seit 609 als Kirche Santa Maria ad Martyres diente. Der Titel verweist darauf, dass große Mengen von Märtyrerreliquien in die Kirche gebracht worden waren. Aus diesem Patrozinium leitet sich das Allerheiligenfest ab.
- In der Basilika San Pietro in Vincoli, nicht weit vom Kolosseum, befindet sich Michelangelos Statue des Moses. Unter dem Altar werden die Ketten (vincoli) aufbewahrt, mit denen Petrus gefesselt gewesen sein soll. Der ursprüngliche Bau stammt aus dem Jahr 455, steht aber auf Überresten aus dem 2. Jahrhundert.
- Santa Costanza wurde 330 n. Chr. für Konstantia, der Tochter Kaiser Konstantins, als Mausoleum vor der Katakombe der heiligen Agnes von Rom errichtet. Der Mosaikenschmuck ist ungewöhnlich gut erhalten.
- Santa Sabina ist eine 432 fertiggestellte Basilika auf dem Aventin, südwestlich des Colosseums.
- Santa Maria in Cosmedin befindet sich zwischen dem Circus Maximus und dem Tiberufer. Die romanische Basilika stammt aus dem 6. Jahrhundert und wurde in bestehende antike Gebäude eingebaut, deren Reste im Innenraum noch zu sehen sind. Der Glockenturm wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Der Innenraum der Kirche enthält prächtige Kosmatenarbeiten und Mosaikfußböden sowie einen gotischen Baldachin über dem Altar. Bekannt ist die Kirche auch wegen des Bocca della Verità (Mund der Wahrheit), der am Eingang in die Mauer eingelassen ist; es handelt sich um einen antiken Abflussdeckel mit dem Gesicht eines Flussgottes. Das als Mund gebildete Loch zum Heben des Deckels diente einst als „Lügendetektor“, der Lügnern die Hand abbiss.
- Sant’Agnese fuori le mura ist im 7.Jahrhundert von Papst Honorius unmittelbar neben Santa Costanza errichtet worden. Es handelt sich um den Nachfolgebau einer nahegelegenen frühchristlichen Basilika zu Ehren der sehr populären Heiligen Agnes.
- Santa Prassede, unweit von Santa Maria Maggiore, wurde 822 gebaut und enthält prachtvolle Mosaiken aus dem 9. Jahrhundert. Besonders eindrucksvoll ist die Cappella di San Zenone (Zenokapelle) im rechten Seitenschiff, die auch Paradiesgärtlein genannt wird. Die Kirche beherbergt den Stumpf der Säule, an der Jesus gegeißelt worden sein soll, und die Gebeine von 2000 Märtyrern, die aus den Katakomben hierher gebracht wurden.
- San Clemente in der Nähe des Kolosseums wurde im 12. Jahrhundert über einer Basilika aus dem Jahr 385 errichtet, die 1084 zerstört wurde. Die Chorschranken sind noch aus der alten Kirche, das mittelalterliche Apsismosaik ist dem des Vorgängerbaues nachempfunden. Von der Oberkirche, die auch mit beeindruckenden Kosmatenarbeiten und Fresken geschmückt ist, kann man in die Ausgrabungen der frühchristlichen Kirche hinabsteigen, unter der sich wiederum Reste eines römischen Hauses aus dem 2. Jahrhundert befinden sowie ein Gebäude mit einem Mithrasheiligtum.
- Santa Maria in Trastevere stammt in ihrer heutigen Form aus dem 12. Jahrhundert. Sehenswert sind die Mosaiken in der Apsis aus dem 13. Jahrhundert.
Gotische Kirchen
Eigentlich sind in Rom keine gotischen Kirchen zu finden:
- Santa Maria sopra Minerva wird vermeintlich als gotische Kirche bezeichnet. Die Dominikaner ließen die Kirche 1280 erbauen, vermutlich von Baumeistern aus Florenz. Die heutige Fassade 1453 ist in strenger Frührenaissance gehalten. Im reichgeschmückten Innenraum befinden sich unter anderen Grabstätten der heiligen Katharina von Siena und des seligen Fra Angelico. Unter den zahlreichen Kunstwerken von Bernini und anderen, ragt Michelangelos Auferstandener mit den Leidenswerkzeugen hervor, dessen Nacktheit jedoch seit Jahrhunderten von einem Lendenschurz aus Metall bedeckt wird.
Ursprünglich wirklich im gotischen Stil erbaut waren Santa Trinità dei Monti als französische und Santa Maria dell'Anima als deutsche Nationalkirche.
Renaissance-Kirchen
- Santa Maria del Popolo ist angeblich an dem Ort erbaut, wo Kaiser Nero starb und auch begraben ist. Die Kirche wurde unter Papst Sixtus IV. erbaut. Im ehemaligen Augustinerkloster bei der Kirche weilte Martin Luther bei seinem Romaufenthalt in jungen Jahren. Die Kirche enthält Kunstwerke von Bernini und Caravaggio.
- Sant’Agostino enthält unter dem Hauptaltar das Grab der Mutter des heiligen Augustinus, die hl. Monika, ein Raffael zugeschriebenes Fresko sowie die berühmte Madonna der Pilger von Caravaggio.
- San Luigi dei Francesi, die 1589 eingeweihte Nationalkirche der Franzosen in Rom, beherbergt drei berühmte Gemälde von Caravaggio, darunter die Berufung des Matthäus. Die Renaissance-Fassade wurde von Giacomo della Porta gestaltet.
- Die Kirche Santa Maria degli Angeli wurde von Michelangelo in die Ruinen der Diokletiansthermen an der Piazza della Repubblica integriert. Die Kirche wurde später barock ausgebaut. Das Querschiff fiel dabei länger aus als das Langschiff. Die Sonnenuhr sowie der Meridian zur Bestimmung des gregorianischen Kalenders in der Kirche sind beachtenswert.
Barock-Kirchen
- Die Kirche Il Gesù gilt als Prototyp einer Barockkirche. Sie steht dort, wo 1556 der Gründer des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, starb. Das Grab des Heiligen befindet sich im linken Seitenarm. Der Altarschmuck aus Gold, Marmor und Alabaster enthält das größte bekannte Stück Lapislazuli, eine von Engeln getragene Weltkugel. Das Deckengemälde im Mittelschiff zeigt in perspektivischer Malerei die Glorie des „Namens Jesu“ und wurden stilbildend in ganz Europa. Im rechten Seitenarm findet sich der mumifizierte Arm des heiligen Franz Xaver, der Gründungsmitglied des Jesuitenordens war und als erster Missionar bis ins ferne Asien kam.
- Sant’Ignazio di Loyola in Campo Marzio wurde 1626 als zweite große Jesuitenkirche begonnen und 1685 vollendet. Verblüffend sind die perspektivischen Deckenfresken des Jesuiten Andrea Pozzo, die man von einem am Boden markierten Punkt aus betrachten muss (von jedem anderen Punkt aus sind die Bilder verzerrt). Die optische Täuschung der in Wirklichkeit völlig flachen gemalten Scheinkuppel verblüfft auch heute noch die Besucher. Die Piazza di Sant'Ignazio vor der Kirche ist ein Rokokoensemble aus dem 18. Jahrhundert von Filippo Raguzzini.
- Die Chiesa Nuova (Santa Maria in Vallicella) aus dem 16. Jahrhundert ist die letzte Ruhestätte des heiligen Philipp Neri mit angebautem Oratoriumsgebäude von Francesco Borromini.
- Sant’Agnese in Agone an der Piazza Navona wurde 1652 von Rainaldi begonnen und dann von Borromini ausgeführt.
- San Carlino (eigentlich San Carlo alle Quattro Fontane), erbaut von Borromini zwischen 1638 und 1663. Die Kirche liegt an der Kreuzung der Via delle Quattro Fontane mit der Via del Quirinale bzw. Via XX Settembre. Von dieser Kreuzung aus kann man drei Obelisken sehen: den auf dem Quirinalsplatz, den oberhalb der Spanischen Treppe und den an der Kirche Santa Maria Maggiore (siehe Obelisken in Rom). Außerdem befinden sich an dieser Kreuzung die auf die vier Ecken der Kreuzung verteilten vier Brunnen (Quattro Fontane).
- Sant’Andrea al Quirinale, nur einige Meter weiter, ist ein Werk Berninis aus den Jahren 1658 bis 1671. Die kleine Kirche ist ein Juwel des Barock. Ein überwältigender Raumeindruck entsteht aufgrund der querelliptischer Kubatur.
- Sant’Ivo alla Sapienza, der Innenraum wurde von Borromini ausgebaut. (Foto)
- Santa Maria della Vittoria an der Via XX Settembre wurde 1605 bis 1625 erbaut. Am bekanntesten in der üppig barocken Kirche dürfte die Skulptur Die Verzückung der Heiligen Therese von Bernini sein.
Moderne Kirchen
- Christuskirche, evangelisch-lutherische Kirche, 1922 von Franz Heinrich Schwechten erbaut
- Chiesa San Pietro e Paolo im Stadtteil E.U.R.
- San Leone Magno
- Dio Padre Misericordioso (auch Chiesa del Giubileo genannt) ist ein nach den Plänen des US-amerikanischen Architekten Richard Meier errichteter und 2003 eingeweihter Kirchenbau im römischen Vorort Tor Tre Teste.
Noch immer werden in Rom neue Kirchen errichtet; allein unter Papst Johannes Paul II. wurden rund fünfzig neue Kirchen gesegnet.
Siehe auch
Literatur
- Walther Buchowiecki: Die vier Patriarchalbasiliken und die Kirchen innerhalb der Mauern Roms. In: Handbuch der Kirchen Roms: der römische Sakralbau in Geschichte und Kunst von der altchristlichen Zeit bis zur Gegenwart. Band 1, Hollinek, Wien 1967, DNB 550491015.
- Mariano Armellini: Le Chiese di Roma. Rom 1891.
- Ursula Fischer Pace: Kunstdenkmäler in Rom. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1988.
Weblinks
Commons: Kirchen in Rom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- w1.131.comhem.se The Hidden Churches of Rome (Engl.)
- Wikia: Churches of Rome Wiki – alle Kirchen Roms (Engl.)
Einzelnachweise
Kategorien:- Kirchengebäude in Rom
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