Tongemisch

Tongemisch

Tongemisch ist ein Begriff aus der elektronischen Musik. Er bezeichnet Schall, der aus mehreren Teiltönen zusammengesetzt ist. Im Gegensatz zum Klang sind diese jedoch nicht vorrangig harmonisch sondern unharmonisch.

Eher unharmonischen "Klänge" kommen in der Instrumentalmusik bei Glocken, Röhren, Platten und Stäben vor, die angeschlagen werden und verklingen. Die übliche Instrumentalmusik kennt das Tongemisch nur in dieser Form des Anschlags und Verklingens, also des Einschwingvorgangs und der Hüllkurve. Dagegen lässt sich etwas scheinbar so Widerspruchsvolles wie ein stationärer Glockenklang nur elektronisch realisieren.

Diese Gering harmonischen komplexen Töne oder Tongemische sind nicht mit Akkorden zu verwechseln, die aus Zusammenklängen entstehen. Tongemische sind dagegen immer Gemische aus mehren Grundtönen, die einen weit höheren Verschmelzungsgrad als Zusammenklänge haben und die einen einheitlicheren Klang ergeben können, als gewöhnliche Instrumentalakkorde. In der Instrumentalmusik wird klar in Klang und Zusammenklang unterschieden. Elektronisch ist das Tongemisch mit seinen noch wenig bekannten Verschmelzungsgraden genau dazwischen angesiedelt. Das Tongemisch ist eine neue Dimension der Komposition, in der sich die vielen und nie bewältigten Widersprüche der sogenannten Atonalität zu lösen scheinen. Besonders interessant sind Tongemische, deren unharmonische Teiltöne in der Nähe von Harmonischen eines Klangs liegen.

Ist ein gesangliches Gebilde durch eine sehr dichte Teiltonfolge in unharmonischer Lage definiert, so nennt man das Geräusch.

Der Begriff Tongemisch und verwandte Begriffe ist auch in der neueren Literatur nicht einheitlich in Verwendung.

Uneinheitliche Verwendung des Begriffes in moderner Fachliteratur

Der Leser muss selber entscheiden was im Kontext darunter zu verstehen ist. Vergleiche folgende Zitate.

Kurzes Lehrbuch der Physik, Herbert A. Stuart, Gerhard Klages, 2009, Seite 83

„4.3.2.2 Töne und Klänge [...] Ein aus mehren Tönen zusammengesetzten Schalleindruck bezeichnen wir als Tongemisch oder Akkord wir empfinden ihn als angenehm und sprechen von Konsonanz, wenn die Grundfrequenz sich wie kleine ganze Zahlen verhalten. z.B. die Quinte 2:3 oder die Terz 4:5 [...] 4.3.2.3 Geräusche Durch das Zusammenwirken von unregelmäßig zusammenhängenden Schwingungen, die also einen Schallwelle ohne periodischen Charakter erzeugen, einsteht ein Geräusch.“[1]

Ingenieurakustik: Physikalische Grundlagen und Anwendungsbeispiele, Hermann Henn, Gh. Reza Sinambari, Manfred Fallen, 2008, Seite 55

„Stehen die Teilfrequenzen, wie bei den musikalischen Klängen, in einen ganzzahligen Verhältnis zueinander, so spricht man auch von harmonischen Klängen, im anderen Falle (z.B. Biegeschwingungen) sind es nichtharmonische Klänge. Die Gesamtheit der Oberschwingungen (Obertöne), d.h. ihre Anzahl, ihre Amplitude, ihre Frequenlage mit evtl. resonanzartig betonten Frequenzbereichen - Formanten genannt - bestimmen die Klangfarbe und gegebenenfalls die akustische Eigenart des zugehörigen Musikinstrumentes. Das Zusammenwirken von musikalischen Klängen beliebiger Grundfrequenzen nennt man ein Klanggemisch, im Sonderfall einen Akkord oder einen Intervall. Konsonanz besteht, wenn die Grundfrequenzen im ganzzahligen Verhältnis kleiner Zahlen stehen. Prime 1:1, Oktave 2:1, Quinte 3:2, Quarte4:3, Terz 5:4 usw. Das Zusammenwirken beliebiger Töne beliebiger Frequenzen nennt man ein Tongemisch.“ [2]

Einzelnachweise

  1. Kurzes Lehrbuch der Physik, Herbert A. Stuart, Gerhard Klages, 2009 ISBN 3540890459, Seite 83, Online
  2. Ingenieurakustik: Physikalische Grundlagen und Anwendungsbeispiele, Hermann Henn, Gh. Reza Sinambari, Manfred Fallen, 2008, ISBN 3834802557, Seite 55 Online

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