- Bardesanes
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Bardesanes auch Bar-Daiṣān (syrisch-aramäisch: ܒܪܕܝܨܢ) dt.: Sohn des (Flussgottes) Daiṣān in Edessa; * 11. Juli 154 in Edessa; † 222 vielleicht in Ani, Armenien) war ein syrisch-aramäischer Gnostiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bardaisan war Sohn heidnischer Eltern aus vornehmem Stand und wurde am Hof in Edessa erzogen. Er soll, bevor er Christ wurde, Priester der Großen Muttergottheit Dea Syria in Hierapolis Bambyke (Mabog in Syrien) gewesen sein. Abgar VIII. der Große (177–212) war ein Jugendfreund Bardaisans, der den König wahrscheinlich für das Christentum gewann. Abgar VIII. wäre damit der erste christliche König der Weltgeschichte. Der römische Kaiser Caracalla setzte jedoch bereits um 214 den Sohn und Nachfolger Abgars des Großen, Abgar IX., ab. Bardaisan lebte größtenteils am Hofe Abgar IX. Nach der Eroberung der Stadt Edessa durch die Römer im Jahr 216 ging er nach Armenien, wor er vermutlich um 222 verstarb.
Werk
Bardesanes stand der Kirchenlehre näher als andere Gnostiker seiner Zeit. Seine Gedankenwelt war jedoch stark von chaldäischer Mythologie und Astrologie beeinflusst. Sein besonders Interesse galt kosmologischen Spekulationen. Seine Ansichten zogen ihm das Missfallen späterer Autoren zu (seit Ephraem dem Syrer). Das führte zum Verlust der Schriften des Bardesanes, sowohl seiner Versdichtung wie seiner Prosa. So müssen die Lehren des Bardesanes weitgehend aus den Berichten seiner Gegner rekonstruiert werden. Einer seiner Schüler schrieb nach seinen Lehren einen leicht dialogisch gehaltenen Traktat über das Schicksal, das sogenannte "Buch der Gesetze der Länder" (liber legum regionum). Neben den häresiologischen Quellen ist es das einzige, was einen direkten Einblick in sein Denken vermittelt. Es wurde ins Griechische übertragen und wird in den recognitiones des Pseudo-Clemens (IX 19–29) in lateinischer sowie von dem berühmtesten antiken Kirchenhistoriker Eusebius von Caesarea in der Praeparatio Evangelica (Buch VI 10,1–48) in griechischer Version zitiert. Bekannt ist Bardesanes auch als Vater des syrischen Kirchenliedes. Ephraem der Syrer kannte ein Buch von ihm mit 150 Psalmen oder Hymnen.
Bedeutung
Bardesanes war, neben den Enkratiten, von größtem Einfluss auf das syrische Christentum des 3. Jahrhunderts. Vermutlich ist auch die Abgarlegende in seinem Kreis entstanden. Die Tätigkeit der Nachfolger des Bardesanes lässt sich noch in der frühen islamischen Zeit nachweisen.
Ausgaben
- H.J.W. Drijvers (Hrsg.): The book of the Laws of Countries, 1965.
- F. Nau (Hrsg.): Liber legum regionum (Patrologia Syriaca 2), 1907, S. 490–657.
- Ders.: Bardesane, Le Livre des lois des Pays, 1931.
Literatur
- Hendrik J.W. Drijvers: Art. Bardesanes. In: Theologische Realenzyklopädie 5 (1980), S. 206-212
- Friedrich Wilhelm Bautz: Bardesanes. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 368–369. Mit weiteren Literaturangaben.
- S. Brock (übersetzt von S. Zimmermann): Bardesanes, in: Der Neue Pauly Bd. 2, Stuttgart 1997, Sp. 446. Mit kurzem Überblick über den neuesten Forschungsstand.
- H.J.W. Drijvers: Bardaisan of Edessa, 2. Auflage, Assen 1966.
- A. Hilgenfeld: Bardesanes, der letzte Gnostiker, Leipzig 1864.
- Adolf Jülicher: Bardesanes. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 8–9.
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