Christentum in Syrien

Christentum in Syrien
Griechisch-Orthodoxes Sankt-Georgs-Kloster

Das Christentum in Syrien hat eine sehr lange Tradition und ist bereits seit der Entstehungszeit des Christentums im vorderasiatischen Land präsent, heute bilden Christen in Syrien eine kleine Minderheit gegenüber den Muslimen.

Bis zur Islamisierung des Landes im 7. Jahrhundert war Syrien mehrheitlich christlich. Heute ist Syrien nach Religion und Kultur ein mehrheitlich sunnitisch-muslimisches Land, wird aber von der alawitischen Minderheit regiert. Die syrischen Christen, die auch Aramäer, Assyrer oder auch Chaldo-Assyrer genannt werden und syrisch-aramäisch sprechen, sind nur eine von vielen christlichen Konfessionen.[1]

Die syrische Verfassung garantiert nominell die Religionsfreiheit, das Amt des Staatspräsidenten ist jedoch ausschließlich den Muslimen vorbehalten. Dennoch zeigt sich das marxistisch beeinflusste syrische Regime unter der Baath-Partei, die über ein offiziell sozialistisch-volksrepublikanisches System herrscht, als außerordentlich tolerant gegenüber religiösen Minderheiten, einschließlich der Christen und Juden. Christliche Kirchen sind anerkannt und kaum einem so gesellschaftlichen Druck wie früher ausgesetzt. Auch ein Gründungsmitglied der Baath-Partei, Michel Aflaq, war Christ. Seit den späten 1960er Jahren gewinnt der konservative und strenger ausgelegte Islam unter der Bevölkerung immer stärker an Einfluss. Salafitische und wahhabitische Tendenzen nehmen – mithilfe von „Missionaren“ aus Saudi-Arabien, welche weltweit den wahren Islam ausbreiten wollen – immer weiter zu. Zu diesen Gruppen zählen auch die syrischen Muslimbrüder. Dies war ein Grund für viele Christen, auszuwandern. Zahlreiche Christen verließen das Land, vor allem in Richtung des Amerikanischen Doppelkontinents. Viele syrische Christen wanderten nach Libanon, Schweden und in die USA aus. Noch vor einem Viertel Jahrhundert stellten die Christen knapp 15 % der Bevölkerung,[2] ihr Anteil ist auf mittlerweile fast 10 % geschrumpft.[3] Die Regierung ist dennoch bemüht, religiösen Fundamentalismus klein zu halten – mit teils drastischen Methoden wie 1982 in Hama, wo ein Aufstand der Muslimbruderschaft unter Einsatz der Luftwaffe niedergeschlagen wurde.[4]

Inhaltsverzeichnis

Konfessionen

Circa 10 % der Syrer sind Christen.[3] Diese leben im Raum Damaskus, Homs, Aleppo und traditionell in ihren Dörfern. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien (Jakobiten) bildet den grössten Teil der in Syrien lebenden Christen[5], gefolgt von der Rum-Orthodoxen Kirche, und der Melkitisch-Katholischen Kirche, der Rest verteilt sich auf die Assyrische Kirche des Ostens (Nestorianer), der armenisch-apostolischen Kirche und der mit Rom unierten Syrisch-katholische Kirche.[6] Daneben gibt es noch sehr kleine verschiedene chaldäische, katholische und protestantische Minderheitengemeinden.

Melkitische Griechisch-Katholische Kirche

Die Melkitisch-Katholischen Kirche bildet eine der größten christlichen Gemeinschaften, die hauptsächlich im Landesinneren leben. Der Melkitische Patriarch von Antiochia, Gregor III. Laham, hat seinen Bischofssitz in Damaskus. Dem Patriarchen zugehörig sind die Erzeparchen Latakia, Aleppo, Bosra und Hauran und Homs.

Syrische Kirchen

Eine besondere Gruppe stellen die Aramäer, an denen die Türken im Jahr 1916 Massaker begingen. Die aramäische Sprache, die Sprache Jesu und zugleich Kirchensprache der syrisch-orthodoxen, syrisch-katholischen, chaldäisch katholischen, syrisch-maronitischen und der Assyrischen Kirche des Ostens ist und die noch bis zum siebten Jahrhundert in ganz Vorderasien weit verbreitet war, weist heute noch etwa ca. 18.000 Sprecher in Syrien auf, weitere von ihnen leben im Irak und in der Diaspora. Große syrisch-orthodoxe Gemeinden trifft man im Nordosten Syriens. Im Ort Maalula, an einem Berghang des Antilibanon, wird Aramäisch als Muttersprache gesprochen; in diesem überwiegend christlichen Ort gibt es ein Kloster, das angeblich aus frühchristlicher Zeit stammt.[7] Gläubige der Assyrischen Kirche des Ostens, auch Apostolische Kirche des Ostens genannt, zählen etwa 30.000 und leben hauptsächlich entlang des Chabur im Nordosten.

Entlang des Chabur im Nordosten existiert auch die Chaldäisch-Katholische Kirche. Das Oberhaupt der Chaldäischen Katholiken ist Antoine Audo, Bischof von Aleppo in Nordsyrien. Rund 14.000 bekennen sich in Syrien zu dieser Konfession.

Armenische Kirche

Die wichtigste religiöse Konfession innerhalb der Christen sind die armenisch-apostolischen Christen, welche ethnisch hauptsächlich zu den Armeniern dazugezählt werden, und welche ebenfalls nach Massakern der Osmanen im Jahr 1915 nach Syrien eingewandert sind. Damals gehörte Syrien noch zum Osmanischen Reich.

Die Armenisch-apostolischen Christen stellen heute insgesamt 4 % der Bevölkerung. Die Liturgie- und Kirchensprache ist Armenisch.[7]

Geschichte, Burgen und Kirchen

Ganz im Nordwesten Syriens weisen Ruinen von rund 700 frühbyzantinischen Siedlungen mit großen Kirchen- und Klosterbauten aus dem 4. bis zum 7. Jahrhundert auf eine einst blühende Kulturlandschaft und ein Zentrum der Gelehrsamkeit hin. Dieses heute verkarstete Kalksteinbergland heißt Land der toten Städte und gilt als eine Wiege des Christentums.

Ab 395 gehörte das Land zum oströmischen Reich. Die byzantinische Basilika des Simeonsklosters, arabisch Kalat Siman, 476 bis 490 erbaut, gehört zu den besterhaltenen Bauwerken der frühchristlichen Kunst. Hier wird an den Säulenheiligen Symeon Stylites der Ältere erinnert, zu den christlichen Asketen gehört und von 422 bis zu seinem Tod 459 betend, fastend und predigend auf einer Säule lebte.[6]

Die Araber, die 636 das Byzantinische Reich am Jarmuk besiegt hatten, eroberten das Land. Das Land wurde nach und nach arabisiert und islamisiert.[1]

Von 1098 bis 1268 gehörte der westliche Landesteil Syriens zum christlichen Kreuzritter-Fürstentum Antiochia. Der islamische Machthaber Saladin und seine Nachfolger unterhielten teils friedliche, teils kriegerische Beziehungen zu den christlichen Franken. Die Mamelucken eroberten 1291 schließlich die letzten fränkischen Besitzungen in Palästina und Syrien.[4] Mehr als ein Dutzend zum Teil gut erhaltener Burgen und Schlösser erinnern an die Zeit der Kreuzzüge. Am besterhaltenden ist die mächtige Befestigungsanlage Crac des Chevaliers. Sie gilt als Urtyp der Ritterburg, weithin sichtbar auf einem Berg gelegen, mit trutzigen Mauern, hohen Wehrtürmen an jeder Ecke, einen nahezu unüberwindlichen Burggraben, großen Pfeilerhallen im Inneren der Anlage, mit Rittersälen, unterirdischen Gewölben und Geheimgängen, mit tiefen Brunnenschächten und tristen Kerkern. Selbst Saladins List reichte nicht aus, den Crac zu erobern. Das schmälerte keinesfalls den Ruhm als „edler Ritter“.[1]

Bekannte Persönlichkeiten

  • Michel Aflaq (1910–1989) syrischer Politiker, Mitgründer der Baath-Partei
  • Fares Al-Khoury, (1877–1962) vormaliger syrischer Premierminister
  • Ibrahim Haddad syrischer Energieminister, (2001–2006)
  • Michel Kilo syrischer Oppositioneller und Journalist
  • Mikhail Illyan, Außenminister, 1945
  • Georges Nicola Jabour (* 1938), Staatsminister (2006-), Mitglied der Baath-Partei
  • Rafik Schami (* 1946), Schriftsteller
  • Isidore Fattal (1886-1961), Erzbischof von Aleppo

Siehe auch

Belege

  1. a b c Meyers Großes Länderlexikon. 2004, L, S. 660.
  2. Statistics by Diocese by Catholic Population. (englisch)
  3. a b Auswärtiges Amt: Länderinformationen über Syrien
  4. a b Meyers Großes Länderlexikon. 2004, L, S. 661.
  5. Syria: Religions. In: LookLex encyclopaedia.
  6. a b Der Brockhaus in fünf Bänden, 2003, S. 4677.
  7. a b Meyers Großes Länderlexikon. 2004, L, S. 659.

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