- Traditionelles Bogenschießen
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Die Begriffe traditionelles Bogenschießen und instinktives Bogenschießen werden häufig synonym gebraucht und bezeichnen das Bogenschießen ohne Bogenvisiere oder andere technische Zusatzausstattung am Bogen. Die Bezeichnung "traditionelles Bogenschießen" bezieht sich auf die Bauweise von Pfeil und Bogen, die sich häufig an historische Vorbilder anlehnt. Es werden dabei auch Zielhilfen wie das Stringwalking oder Facewalking angewendet. Dagegen bezieht sich die Bezeichnung "instinktives Bogenschießen" auf die instinktive Schießtechnik und oft sind auf Bogenturnieren, auf denen "instinktiv" geschossen wird, sogar Schießtechniken wie das Stringwalking oder Facewalking nicht erlaubt. Andererseits kann auch mit technisch hoch entwickelten modernen Bögen, wie dem Compoundbogen, instinktiv geschossen werden.
Während das bekanntere Sportbogenschießen nach den Regeln der FITA, wie es bei den Olympische Spielen ausgeübt wird, relativ eng reglementiert und standardisiert ist, gibt es im traditionellen Bogenschießen eine große Vielfalt an unterschiedlichen Bauarten der Bögen, Pfeile und Sehnen und an Ausübungsvarianten. Diese Form des Bogenschießens hat in den letzten Jahren zunehmend an Popularität gewonnen.
Inhaltsverzeichnis
Schusstechnik
Die Schusstechnik des traditionellen Bogenschießens ist gegenüber der des olympischen Bogenschießens etwas anders: Die Sehne wird ausschließlich mit den Fingern der Zughand gezogen, ohne dass technische Hilfen benutzt werden. Dazu werden verschiedene Griffstile benutzt.
Der mediterrane Griff
Dabei legt man den Pfeil auf die Sehne, der Zeigefinger ist über, der Mittel- und Ringfinger unter dem Pfeil. Die Sehne liegt in den vorderen Fingerfurchen. Der Pfeil wird durch den Mittel- und Zeigefinger lediglich locker in der Sehne gehalten. Dies hat den Vorteil, dass man den Pfeil beim Ausziehen nicht verliert (relevant bei dünnen Sehnen oder Selfnocks) und dass man durch die drei Finger genug Kraft hat, die Sehne zu ziehen.
Der Unteranker
Bei dieser Methode sind Zeige-, Mittel- und Ringfinger unter dem Pfeil. Auch hier liegt die Sehne in den vorderen Fingerfurchen. Ein Merkmal dieser Technik ist, dass der Pfeil dabei sehr viel näher am Auge liegt, als beim mediterranen Anker. Diese Technik wird von System- und FITA-Schützen benutzt, da diese das Ziel über den Pfeil anvisieren. Beim Stringwalking wird die Sehne je nach Entfernung zum Ziel unterschiedlich weit unterm Nockpunkt abgegriffen, was bei einer immer gleichen Position der Bogenhand und damit des Griffstücks für unterschiedliche Abschusswinkel des Pfeils sorgt.
Der mongolische Griff
Bei dieser zumeist bei Kompositbögen verwendeten Technik wird die Sehne unterhalb des Nockpunkts von innen mit dem Daumen gegriffen und verharrt beim Auszug in der vorderen Daumenfurche. Geankert wird dabei mit dem zweiten Daumenglied unterhalb des Ohrs, was eine weitaus größere Auszugslänge als beim Kinnanker darstellt. Bei dieser Schusstechnik wird anstelle eines Tabs oder Schießhandschuhs ein Daumenring getragen.
Stilarten
Instinktives Schießen
Es wird auf bewusstes Zielen unter Hilfestellung (etwa der Pfeilspitze) verzichtet. Der Pfeil und der Bogen werden nur durch Erfahrungswerte, welche durch Training im Unterbewusstsein gespeichert wurden, aufs Ziel gerichtet. Die Konzentration des Schützen liegt dabei auf einem möglichst kleinen Punkt im Ziel, den man treffen möchte. Diese Art des Schießens wird gerne mit dem Werfen eines Steins verglichen, bei dem man ja auch nicht wirklich zielt, sondern nach der eigenen Intuition die Richtung des Steines bestimmt.
Vorteile
- Möglichkeit, bewegliche Ziele zu treffen
- Schnellere Schussabfolge
- Entfernung zum Ziel muss nicht bekannt sein
- Schießen in der Dämmerung ist möglich
- Eine Kreuzdominanz (z.B. Rechtshänder mit Augendominanz des linken Auges) ist ohne Auswirkung auf den Schützen
Nachteile
- Schnelle Erfolge sind nicht möglich, ein langes Training ist erforderlich
Systemschießen
Beim Systemschießen wird der Bogen und der Pfeil als Zielhilfe benutzt. Je nach Entfernung variiert man die Pfeilstellung durch eine Veränderung mit der Zughand, wobei die Entfernung zum Ziel bekannt oder gut geschätzt sein muss. Gezielt wird gewöhnlich über die Pfeilspitze, die genau ins Ziel zeigt
Vorteile
- Schnell erlernbar, recht bald gute Erfolge
- Ein reproduzierbares Schussbild ist leicht möglich
Nachteile
- Die Entfernung zum Ziel muss zwingend bekannt sein
- Dämmerungsschießen ist aufgrund der schwachen Lichtverhältnisse nicht möglich
- Bewegliche Ziele können kaum getroffen werden
- Schützen mit einem kreuzdominanten Auge müssen z.B. als Rechtshänder einen Linkshand-Bogen benutzen
Ausrüstung
Der Bogen
„Selfbows“
Unter „Selfbows“ werden Bogen verstanden, die aus einem Stück Holz gebaut sind. Sie haben keine Pfeilauflage und kein ausgeschnittenes Bogenfenster. Der Pfeil liegt auf dem Handrücken, bzw. Zeigefinger.
Bogen, die solchen Kriterien entsprechen können sind u.a.:
- Steinzeitliche Bogen
- Afrikanische Bogen
- englische Langbogen
- Indianerbogen (Flachbogen)
„andere Naturbogen“
Daneben gibt es Bogen, die aus verschiedene natürlichen Materialien zusammengesetzt sind:
- Holzbogen mit einem Backing (Belag auf dem Bogenrücken)
- Hornkompositbogen (Horn, Holz, Sehne)
- japanische Kyudobogen (Bambus, Holz)
auch diese Bogen haben weder Pfeilauflage noch Bogenfenster.
Moderne Langbogen
Moderne Langbogen sind in der Länge etwa der Größe des Schützen entsprechend, jedoch meist etwas kürzer. Sie haben lange, gerade oder mit einer leicht nach vorne gerichteten Beugung (Recurve) versehene Wurfarme und einen Griff mit Pfeilauflage.
Der Stil entspricht eher dem eines Flachbogens als einem englischen Langbogen, da die Wurfarme flach gehalten sind (und nicht - wie beim englischen Langbogen - in einer Fortführung der Grifform ähnlich eines "D". Auch können diese in einer leichten lang geschwungenen Recurve-Form gebaut sein, um den Handschock abzumildern.
Jagdrecurve
Der moderne Jagdrecurve ist ein deutlich kürzerer Bogen mit einem ergonomisch geformten Griffstück, ein Bogenfenster mit Shelf über dem Griff und dynamische Recurves. Die Recurve-Anteile des Bogens sind die weit nach vorne gebogene Enden der Wurfarme und bieten dem Schützen durch eine Optimierung der Wurfarmphysik eine deutliche Verstärkung der Wurfkraft und einen sanften Schuss.
Take-Down-Recurves
Take-Down-Recurves haben abnehmbaren Wurfarme und sind sehr praktisch beim Verstauen eines solchen Bogens, zudem haben sie ein schwereres Griffstück als One-Piece Recurves, was erheblich zur Stabilisierung im Schuss beiträgt. Zudem lässt sich durch Verwendung anderer Wurfarme das Zuggewicht verändern.
One-Piece Recurves
Von der Form her sind sie wie Take-Down Recurves gebaut, nur kann man die Wurfarme nicht abnehmen.
Pfeile
Holzpfeile
Holzpfeile werden beim traditionellen Bogenschießen am häufigsten benutzt. Unterschiede werden in verschiedenen Holzsorten (meistens Fichte, Kiefer oder Zeder) gemacht. Nachteilig sind die relative Bruchanfälligkeit der Holzschäfte sowie die wegen des Naturstoffs leicht unterschiedlichen Materialeigenschaften, welche sich aufs Schussbild auswirken. Von Vorteil ist der - im Vergleich zu Schäften aus modernen Materialien - geringere Preis. Holzpfeile werden zumeist mit Naturfedern befiedert.
Carbon- und Aluminiumpfeile
Diese modernen Materialien sind auch im traditionellen Bogenschießen im Vormarsch. Auch wenn sie im Vergleich zu Holzschäften deutlich teurer sind, haben sie große Vorteile in den Bereichen Haltbarkeit, Materialeigenschaften und Berechenbarkeit. Für wirklich traditionelle Schützen spielen jedoch diese modernen Werkstoffe auf keinen Fall eine Rolle.
Bambuspfeile
Bambuspfeile sind die natürliche Alternative zu Carbon- und Aluminiumpfeilen.
Pfeilköcher
Um die Pfeile sicher am Schützen zu verwahren und transportieren zu können, werden Köcher benutzt. Folgende Hauptarten gibt es:
Rückenköcher
Dieser als "klassisch" angesehene Köcher wird - wie der Name schon sagt - auf dem Rücken getragen, so dass der Schütze den Pfeil mit der Hand, welche die Sehne zieht, über den Rücken aus diesem ziehen kann.
Entgegen der verbreiteten Meinung, auch unterstützt durch Kinofilme im Mittelalter- und Fantasymilieu, ist der Rückenköcher eher eine ästhetisch begründete Modeform der Neuzeit aber nicht historisch belegt.
Seitenköcher
Seitenköcher werden am Gürtel auf der Seite der Zughand getragen und ermöglichen ein schnelles und bequemes Herausziehen der Pfeile. Nachteilig ist die etwas instabile Tragweise, so dass der Seitenköcher beim schnellen Laufen im ungünstigsten Fall um die Beine schlenkert.
Bogenköcher
Bogenköcher sind Vorrichtungen, die am Bogen selber befestigt werden, und meist Platz für sechs bis acht Pfeile bieten. Neben der Tatsache, dass die Pfeile damit fest am Bogen sind und im Gelände nicht stören, bietet der Bogenköcher noch den Vorteil, das Eigengewicht des Bogens und damit seine Stabilität im Schuss zu erhöhen. Somit ist diese Köcherart prädestiniert für die Bogenjagd, an mittelalterlichen Bögen haben diese Köcher aber nichts verloren.
Literatur
- Fachmagazin TRADITIONELL BOGENSCHIESSEN. Verlag Angelika Hörnig, (4 x pro Jahr seit 1996), ISSN 1432-4954
- Fred G. Asbell: Instinktives Schießen 1. Eine Anleitung zum besseren Bogenjagen. Verlag Angelika Hörnig, 1999, ISBN 3-9805877-2-X
- Fred G. Asbell: Instinktives Schießen 2. Verlag Angelika Hörnig, 2002, ISBN 3-9805877-9-7
- Hilary Greenland: Praktisches Handbuch für traditionelle Bogenschützen. Verlag Angelika Hörnig, ISBN 978-3-9805877-0-9.
- Daniel Schölz: Der rote Punkt - Handbuch für Anfänger des praktischen Bogenschießens. Agil-Verlag, 2008, ISBN 3939140058
- Henry Bodnik: Instinktives Bogenschießen mit Henry Bodnik. Bearpaw Products, 2007, ISBN 3000238638
Weblinks
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