Bogenschießen

Bogenschießen
Bogensport-Wettbewerb in den frühen 1980ern
Gemälde eines Mandschu mit Kompositbogen, der die Bogensehne mit einem sogenannten Daumenring spannt (um 1760)

Das Bogenschießen ist ein Schießsport mit Pfeil und Bogen.

Das Bogenschießen ist ursprünglich eine der ältesten Jagdformen der Menschheit und spielte lange Zeit als Fernwaffe in kriegerischen Auseinandersetzungen eine bedeutsame Rolle.

Heute ist das Schießen auf standardisierte Zielscheiben mit Recurvebögen, an denen Zielvorrichtungen und Stabilisatoren angebaut sind, die am weitesten verbreitete Bogensportart. Der verwendete Bogen, der häufig als "olympischer Bogen" bezeichnet wird, ist ein technologisch hoch entwickeltes Sportgerät, mit welchem genaue Treffer auf große Distanzen erzielt werden können. Das Bogenschießen zählt zu den Präzisionssportarten. Bogenschießen gehört seit 1972 zu den Olympischen Sportarten. Zuvor war es bereits in den Jahren 1900, 1904, 1908 und 1920 im Programm der Olympischen Spiele vertreten.

Seit einigen Jahren gewinnt das Traditionelle Bogenschießen mit Bögen, an denen keinerlei technisches Zubehör angebracht ist, an Beliebtheit. Neben dem Recurvebogen in seiner Form als Blankbogen wird hier mit dem Langbogen, dem Reiterbogen und dem Primitiv-Bogen geschossen. Es werden auch selbst gebaute Bögen verwendet. Bei dieser Sportart wird häufig auf Parcours im Wald eine Jagd simuliert und auf Tierattrappen geschossen. Die Bogenjagd ist in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern verboten.

Neben dem sportlichen Bogenschießen wird im meditativen und therapeutischen Bogenschießen der Bogen als Mittel zur Persönlichkeitsentwicklung genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hauptartikel Bogen (Waffe)

Pfeil und Bogen werden seit mindestens 14 000 Jahren (dem ausgehenden Jungpaläolithikum) benutzt, was vor allem durch entsprechende Pfeilspitzen aus Feuerstein belegt ist. Die älteste Bogendarstellung ist als Gravur auf einer Kalksteinplatte der Grotte des Fadets, Dept. Vienne, Frankreich aufgebracht. Sie datiert in das späte Magdalénien. Die ältesten gesicherten archäologischen Belege für den Bogengebrauch stellen vollständig erhaltene Pfeile aus dem Stellmoor bei Hamburg dar (etwa 10 000 v. Chr., Ahrensburger Kultur). Sie wurden aus Kiefernholz hergestellt und besitzen Stielspitzen aus Feuerstein. Die ältesten unzweifelhaften Bogenfunde sind zwei ca. 8000 Jahre alte Flachbogen aus Holmegård (Dänemark). Sie entstammen der Kongemose-Kultur des nordischen Mesolithikums.

Die älteste europäische Schule des Bogenschießens stammt aus dem Jahr 1545 vom englischen Autor Roger Ascham und trägt den Namen „Toxophilus“.[1] Toxophilus, der Freund des Schießens, führt darin einen Dialog mit Philosophos, dem Freund der Weisheit.

Eine Anekdote zum exotischen Status des Bogenschießens im frühen 19. Jahrhundert ist von Johann Peter Eckermann in Gesprächen mit Goethe überliefert.[2] [3] Zur selben Zeit hatte das Bogenschießen in Brabant (Belgien) den Status eines beliebten Volkssports, wie Eckermann im Jahre 1814 beobachtete. Dort schossen junge Männer auf 60 bis 80 Schritt – mit offenbar beeindruckenden Ergebnissen – auf eine Papierscheibe, die an einer nassen Lehmwand befestigt war.[4] Nach eigenen Worten bemühte sich Eckermann einige Jahre vergeblich um eine Popularisierung des Bogensports in Deutschland.[5] Diese Bemerkung ist insofern interessant, als es zwar die Zeit der Einführung der „deutschen Turnbewegung“ durch Turnvater Jahn war, das Bogenschießen jedoch zu dieser Zeit keinen Status als Sport erlangen konnte.

Ein im Jahre 1920 erschienenes Heftchen mit dem Doppeltitel „Bogenschießen / Werfen mit dem Bumerang“ war lange Zeit die maßgebliche Anleitung für das Bogenschießen in deutscher Sprache.[6] Hohe Auflagen erzielte außerdem das 1948 erschienene Buch von Eugen Herrigel mit dem Titel „Zen in der Kunst des Bogenschießens“.[7][8] Dieses Buch beeinflusste auch viele aktive Sportschützen in ihrer mentalen Einstellung zum Schießen, wie John Williams (Olympiasieger von 1972) über sich und Richard McKinney mitteilte.[9]

Grundlagen

Das Bogenschießen beruht auf dem Prinzip eines elastischen Stabes (Bogen), der mit einer Bogensehne gespannt wird. Durch Anspannen der Sehne wirkt der Bogen wie eine Feder und es wird potentielle Energie aufgebaut, die sich beim Lösen der Sehne als kinetische Energie des Pfeils frei setzt. Je stärker die Spannkraft des Bogens und je länger der Auszug der Sehne ist, desto schneller, weiter, geradliniger und durchschlagskräftiger fliegt der Pfeil. Die Spannkraft des Bogens wird traditionell als Zuggewicht an der Sehne in englischen Pfund (1 englisches Pfund = 0,453 kg) bei einem Auszug von 28 Zoll (71,12 cm) gemessen. Das Zuggewicht von Bögen variiert zwischen wenigen Pfund bei Kinderbögen bis über 60 Pfund bei trainierten Schützen. (Bei Compoundbögen, die mit einem flaschenzugähnlichen Mechanismus ausgestattet sind, hat der Bogen eine weitaus größere Spannenergie, als die aufgewendete Zugkraft des Schützen.) Die Länge des Auszugs hängt von der Armlänge des Schützens und der Art der Schießtechnik ab. Schießtechnik heißt hier vor allem die Wahl des Ankerpunktes, wo die Zughand den maximalen Auszug der Sehne erreicht. Je nach Bogenklasse und Verband, in dem der Bogenschütze sportliches Schießen betreibt, gibt es Beschränkungen in der Abschussgeschwindigkeit (Feld- und Wald: 300 fps (Fuß pro Sekunde)) oder Zuggewicht von 60 Pfund (FITA, Target).

Organisationen im Bogensport

Die wichtigsten weltweiten Organisationen der Bogenschützen sind die International Field Archery Association und die FITA, Fédération Internationale de Tir à l'Arc. Der Bogensport in Deutschland ist in mehreren Verbände organisiert. Die beiden größten sind zum einem den DSB (Deutscher Schützenbund) und zum andern den DBSV (Deutscher BogenSport Verband). Der DSB ist in der Bundesrepublik Deutschland historisch gewachsen und als einziger nationaler Verband der FITA angeschlossen. Daher sind nur über den DSB Teilnahmen an übernationalen Wettkämpfen der FITA, wie Europameisterschaften, Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen möglich. 3D-Meisterschaften sind im Bereich des DSB aufgrund der derzeitigen Ablehnung gegenüber dem 3D-Feldbogenschießen nicht vorgesehen, was dazu führt, dass die FITA 3D-Weltmeisterschaft in den letzten Jahren nicht mit deutscher Beteiligung stattgefunden hat.

Ein dritter Bogensportverband in Deutschland ist der DFBV, der Deutsche Feldbogenverband, der eine lockere Kooperation mit dem DSB betreibt und direkt an die IFAA (International Field Archery Association) angebunden ist. Mitglieder des DFBV können an den Wettbewerben und internationalen Meisterschaften der IFAA teilnehmen.

Ein vierter Bogensportverband ist die AAE, die Archery Association of Europe, die einst von den amerikanischen Besatzungsmächten gegründete Organisation ist über den amerikanischen Verband an die IFAA angebunden und noch heute aktiv. Mitglieder der AAE kommen aus zahlreichen Ländern Europas darunter zahlreiche Deutsche. Die Wettbewerbe und Meisterschaften des Verbandes werden zur Zeit in Deutschland organisiert.

Die Schweiz ist im Schweizer Bogenschützen-Verband (SBV) (fr:Association Suisse de Tir à l'arc (ASTA), it:Associazione svizzera di Tiro con l'Arco (ASTA)) organisiert. In Österreich werden die Bogensportler vom ÖBSV (Österreichischer Bogensportverband) und den jeweiligen Landesverbänden vertreten.

Bogenschießen ist seit 1972 wieder olympische Disziplin, nachdem es das bei Beginn der Olympischen Spiele der Neuzeit von 1900 bis 1920 schon einmal war; allerdings gilt dies nur für den Recurvebogen.

Schießen auf Zielscheiben

Bogensport-Zielscheibe
Ein handelsüblicher Recurvebogen eines Linkshandschützen

Schußablauf Besonderes Merkmal des Bogensportes ist es, durch Ruhe und Konzentration einen immer gleichbleibenden Schussablauf zu erlangen. Die Schützen schießen hier auf Zielscheiben mit Ringwertung.

Das Recurveschießen hat sich in den letzten Jahren zu einem immer populärer werdenden Sport entwickelt. Insbesondere Korea, China und viele andere fernöstliche Staaten verzeichnen Zuwächse. Anders als beim Blankbogen sind Stabilisatoren, Zielhilfen (Visiere) und Auszugsmarkierungen (Klicker) erlaubt.

Der Schießablauf wird dabei über eine Ampel (Ampelsteuerung) geregelt. Hierbei wird ein- und zweireihiges Schießen unterschieden. Die Länge der Schießzeit ist dabei abhängig vom Wettbewerb und ist in den entsprechenden Regelwerken (zum Beispiel SpO) festgelegt.

Die bekanntesten Wettbewerbe im Bogensport sind:

FITA im Freien

(Meisterschaften und Olympische Spiele): 2 mal 36 Pfeile auf 70 m, danach weiter im K.O.-Verfahren, 1. gegen 32., 2. gegen 31. usw. bis zum Finale. (→ vgl. Liste der Olympiasieger im Bogenschießen)

FITA-Runde oder Große FITA

Insgesamt werden 144 Pfeile auf verschiedene Entfernungen und Auflagengrößen (Zielscheiben) geschossen. Weiterhin werden in den verschiedenen Wettkampfklassen (unterschieden nach Alter/Geschlecht) unterschiedliche Entfernungen geschossen. Bei den Herren jeweils 36 Pfeile auf 90m und 70m (auf Auflagen mit 122cm Durchmesser) sowie 50m und 30m (auf Auflagen mit 80cm Durchmesser). Bei den Damen werden 70m und 60m (122cm Ø) sowie 50m und 30m (80cm Ø) geschossen. Auf der 30m Distanz kann die 80cm Ø Auflage auch durch vier (für jeden Schützen der Scheibe einen) sogenannte Spots ersetzt werden. Dieser hat einen Durchmesser von 40 cm und besteht aus der Mitte der 80cm Auflage. Niedrigere Treffer werden dabei als Fehlschuss (M miss) gewertet. Vor einer Wertung (Pfeile holen und aufschreiben der Trefferzahlen scoren) werden bei den zwei weiten Entfernungen jeweils 6 Pfeile, bei den Kürzeren jeweils 3 Pfeile geschossen. Für Schüler- und Jugendklassen gelten teilweise abweichende Regelungen bezüglich Entfernungen und Auflagengrößen. Eine FITA-Runde wird in der Regel an einem Tag geschossen. Bei der sogenannten Doppel-FITA werden zwei FITA-Runden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen geschossen.

kleine oder halbe FITA
50 m und 30 m, jeweils 36 Pfeile auf Auflagengröße 80 cm
900er Runde
jeweils 30 Pfeile auf 60 m, 50 m und 40 m auf eine 122 cm große Auflage
FITA Halle
2 Durchgänge zu 30 Pfeilen auf 18 m Entfernung. Geschossen wird auf 40 cm Auflagen (Schüler 60 cm) bzw. auf 3er-Spot-Auflagen (die fünf inneren Ringe der normalen 40 cm Auflage, drei davon untereinander bilden praktisch eine „Ampel“).
Bogenliga Indoor
Hier schießen 8 Mannschaften. Jede Mannschaft bestreitet an einem Wettkampftag 7 Matches zu 24 Pfeilen. Es schießt jede Mannschaft gegen jede Mannschaft ein Match. Die Mannschaft besteht aus 3 Schützen je Match. Ein Match besteht aus 4 Passen zu 6 Pfeilen (jeweils 2 pro Wettkämpfer). Diese müssen in 2 Minuten je Passe auf zwei senkrecht angeordneten Dreifachauflagen auf 18 m geschossen werden. Die Zusammensetzung der Mannschaft kann nach jedem Match geändert werden. Eine Ligasaison besteht aus 4 Wettkampftagen, von November bis Februar. Die 8 besten Mannschaften, 4 aus der 1. Bundesliga Nord und 4 aus der 1. Bundesliga Süd schießen Ende Februar ein Finale in dem der Deutsche Mannschaftsmeister ermittelt wird. In Deutschland gibt es zurzeit 1. Bundesliga Nord und Süd, 2. Bundesliga Nord und Süd, Regionalligen Nord, Ost, West, Südwest, Süd und 18 Landesligen sowie Bezirks- und Verbandsligen. Die aktuelle Bundesligaordnung[10] wird jedes Sportjahr durch den Gesamtvorstand des Deutschen Schützenbund verabschiedet.
Bogenliga
Auch hier schießen Mannschaften mit je drei Schützen gegeneinander. Jeder Schütze schießt 3 Pfeile auf 50 m auf 80 cm Auflagen. Alle Schützen müssen ihre Pfeile innerhalb von 3 Minuten geschossen haben. Je Wettkampf werden 3 mal 3 Pfeile von jedem Schützen geschossen, also 27 Pfeile pro Mannschaft. Jede Mannschaft schießt gegen jede andere Mannschaft, dabei bekommt der Sieger jeweils 2 Punkte, bei Gleichstand jeder 1 Punkt. Es werden die Punkte zusammengezählt, bei Gleichstand zählen auch die Ringzahlen.

Die Zielscheiben sind von innen nach außen in den Farben geteilt, wobei jede Farbe in 2 „Ringe“ geteilt ist. Gelb (nur Gold genannt) = 10 bzw. 9 "Punkte" (Ringe); Rot = 8/7 Punkte; Blau = 6/5 Punkte; Schwarz = 4/3 Punkte und Weiß = 2/1 Punkt(e) (die Ringzahl reicht von 10 bis 1). Trifft man die Auflage nicht, so wird das als "M" (Miss) gewertet. Der Zehner-Bereich für Compound-Schützen ist in der Halle (18 m) kleiner als der für Recurve-Schützen und ist extra eingezeichnet. Diese Kennzeichnung (genannt X) ist auch im Freien vorhanden, wird dort allerdings als Innenzehner gewertet. Bei Ringgleichheit gewinnt der Schütze mit den meisten Innenzehnern. Die Ringe 1 und 2 entfallen völlig. Als Treffer zählt bereits, wenn der den Ring umgebende schwarze Streifen vom Pfeilschaft berührt wird.

Weitere Disziplinen

Feldbogen

Trefferaufnahme beim Feldbogenschießen

Unter dem Begriff „Feldbogenschießen“ (kurz: Feldschießen) werden häufig unterschiedliche Disziplinen des Bogenschießens zusammengefasst. Das Feldbogenschießen basiert weitgehend auf dem traditionellen Bogenschießen aber es wird auch mit Zielvorrichtungen oder anderen Zusatzausstattungen geschossen.

Beim Feldbogenschießen im engeren Sinn werden Zielscheiben im Gelände entlang eines Rundkurses aufgestellt. Die speziellen Zielscheiben sind im Unterschied zur „FITA-Zielscheibe“ schwarz mit einem gelben inneren Kreis. Auf einem Feldparcours sind, ähnlich wie beim Golf Course und anders als beim Zielscheiben-Schießen nach den FITA-Regeln, die Entfernungen zumindest bei der Hälfte der Ziele nicht bekannt und es kann sowohl bergauf wie auch bergab bis zu einem Winkel von 45° geschossen werden.

3D-Schießen

3D Jagdschießen auf eine Bärenattrappe

Das Schießen auf Schaumstofftiere, meist auf einem Waldparcours, wird 3D-Schießen genannt. Das 3D-Schießen wird der Jagd nachempfunden. Die Situation wird dabei möglichst eng an das jagdliche Vorbild angelehnt. Der Schütze muss durch Astgabeln hindurch, Hänge hinauf oder von Hochständen herab im Stehen, kniend oder sogar liegend versuchen, das Ziel zu treffen. Ziel ist es, den Pfeil in das „Kill“ des stilisierten Tiers zu platzieren, also den Bereich, wo Herz und Lunge liegen würden. Zu einem Parcours gehören typischerweise 28 Ziele, auf die jeweils bis zu 3 Pfeile geschossen werden dürfen.

Die Bewertung erfolgt zum Beispiel nach folgendem Schema (es existieren aber noch andere Wertungssysteme):


Allgemeine Tabelle
Pfeil Treffer Punkte
1 Kill 20
Körper 16
2 Kill 14
Körper 10
3 Kill 8
Körper 4


DBSV Waldrunde ( 3Pfeile)
Pfeil Treffer Punkte
1 Kill 15
Körper 12
2 Kill 10
Körper 7
3 Kill 5
Körper 2
IFAA Reglement für Jagdrunde
Pfeil Treffer Punkte
1 CenterKill 20
Kill 18
Körper 16
2 CenterKill 14
Kill 12
Körper 10
3 CenterKill 8
Kill 6
Körper 4
3D Etafoam-Attrappe
Silhouettenschießen nach IHMSA

Clout-Schießen, Roving und Flight Shooting

Beim Clout-Schießen wird auf eine 165 Meter entfernte im Boden angebrachte Flagge gezielt. Dabei wird der Bogen in einem Winkel von ungefähr 45° nach oben in Richtung Flagge geschossen. Beim Roving stehen die Zielflaggen im Unterschied zum Clout-Schießen in unterschiedlichen unbekannten Entfernungen. Es werden alle Treffer in bestimmten Umkreisen mit verschiedenen Punkten gewertet. Nocke oder Spitze im Kreis wird gezählt. Beim Flight Shooting oder "Weitschießen" ist das Ziel, möglichst weit zu schießen.

Traditionelles Bogenschießen

3D Jagdschießen im Instinktivverfahren
Kyūdōschütze in Hakama und Gi

Beim traditionellen Bogenschießen werden ausschließlich Blankbögen ohne technische Hilfsmittel wie Zielvorrichtungen oder Stabilisatoren benutzt. Diese Art des Schießens wurde im Kulturkreis der „westlichen Welt“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA wiederentdeckt und erlangte durch Bogenlegenden wie Saxton Pope, Arthur Young und Howard Hill durch öffentliche Vorführungen und Filmaufnahmen große Beliebtheit.

Dieses traditionelle Bogenschießen, auch als instinktives oder intuitives Bogenschießen bezeichnet, gewinnt seit den 1980er Jahren auch im deutschsprachigen Raum an Beliebtheit. Auch Profis, die ihr Ziel mit nahezu 100%iger Sicherheit treffen und eine neue Herausforderung oder Abwechslung suchen, wechseln öfter zum intuitiven Bogenschießen. Die Treffgenauigkeit kann bei guter Übung praktisch gleich der eines Bogenschützen sein, der durch ein geschlossenes Auge und mit technischen Hilfsmitteln zielt. Ein mehrfacher Weltmeister im „technisierten Schießen“ auf der FITA-Runde, Darrell Pace,[11] legte den Grundstein für seinen Erfolg mit dem Jagdschießen ohne Visier.

Berittenes Bogenschießen

Beim Berittenen Bogenschießen wird mit kurzen Reiterbögen vom Pferderücken aus, meist im Galopp, geschossen. Die Schießtechnik ähnelt der des traditionellen instinktiven Bogenschießens. Genutzt würde diese Form des Bogeschießens von den Soldaten des mongolischen Herrschers Temüdschin, bekannt als Dschingis Khan, welche ausgezeichnete Bogenschützen und Reiter waren und mit ihrer revolutionären Kriegsstrategie große Teile Eurasiens eroberten.

Kyūdō

Kyūdō heißt das traditionelle japanische Bogenschießen, welches auf der alten Kriegstechnik der Samurai gründet und sich unter dem Einfluss des Zen-Buddhismus zu einer Kunstform entwickelte. Sowohl die Bauart des Bogens, als auch die Technik des Schießens unterscheidet sich grundsätzlich von westlichen Formen des Bogenschießens.

Yabusame ist eine ältere traditionelle japanische Art des Bogenschießens, die vom Pferd aus ausgeübt wird.

Zen-Bogenschießen

Beim Zen-Bogenschießen stehen meditative Aspekte im Vordergrund, während das Treffen des Zieles zweitrangig ist. Der achtsame und ritualisierte Prozess des Schießens wird genutzt um Bewusstseinszustände der Konzentration und Gelassenheit zu fördern. Das Zen-Bogenschießen wurde im Westen vor allem durch das Buch von Eugen Herrigel „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ bekannt. Es werden im Gegensatz zum Kyūdō handelsübliche Langbögen und Reiterbögen verwendet.

Therapeutisches Bogenschießen

Seit Mitte der 1990er Jahre rückte das traditionelle Bogenschießen in das Interesse von Körpertherapeuten und Psychotherapeuten. In vielen psychosomatischen Kliniken, in der Therapie für Kinder und Jugendliche und in der Rehabilitation wird Bogenschießen als Bestandteil der Behandlung angeboten. Dabei werden die beim Bogenschießen inhärenten Gegensätze zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Konzentration und Loslassen und zwischen Disziplin und Spiel therapeutisch genutzt.

Bogenjagd

Die Bogenjagd und das Bogenfischen sind in manchen Ländern Westeuropas verboten oder auf einige Arten von zu bejagendem Wild beschränkt. In Deutschland, Schweiz und Österreich gibt es ein generelles Verbot der Jagd mit dem Bogen. In einigen Ländern kann man als Jagdtourist gegen Erwerb einer Lizenz mit dem Bogen auf die Jagd gehen. Die Art der Lizenz variiert in den meisten Ländern. In den USA ist die Bogenjagd verbreitet und es werden unter anderem auch Grizzlybären mit dem Bogen gejagt. Meist kommen Compound-Bögen zur Anwendung, jedoch gibt es auch traditionelle Jäger, die mit Langbogen oder anderen Bögen jagen.

Ausrüstung für das Bogenschießen

Neben dem Bogen mit oder ohne Pfeilauflage und den Pfeilen gehört zur Ausrüstung des Bogenschützen ein Köcher, der auf dem Rücken oder an der Seite getragen wird oder am Bogen befestigt ist, ein Armschutz, ein Fingerschutz in Form eines „Tabs“, Schießhandschuhs oder Releases für die Hand welche die Sehne zieht und gegebenenfalls ein Brustschutz und eng anliegende Kleidung, da die Sehne eng am Körper entlangschnellt. Häufig wird ein Bogenständer für die Ablage des Bogens benutzt.

Erweiterte Bogenausstattung

→ Hauptartikel Bogenausstattung

Je nach Schießart kann die Bogenausstattung durch unterschiedliche technische Zusätze am Bogen und an der Sehne erweitert werden. Es gibt verschiedene Ausführungen von Pfeilauflagen, Bogenvisiere, Klicker, Overdraws, Peepsights, Stabilisatoren für Wurfarme und Bogen und Zusätze für die Bogensehne, wie Geräuschdämpfer, Kisserbuttons und Nockpunkthilfen (aus Metall oder „D-Loops“)

Literatur

  • Total Archery - inside the archer - Kisik Lee und Tyler Benner ISBN: 987-0-9824265-1-7
  • Traditionell Bogenschiessen. Fachmagazin für Langbogen & Recurve. Angelika Hörnig, Ludwigshafen, ISSN 1432-4954
  • Leo Dunan 2010: Self-Check Bogenschießen, Die Selbstkontrolle im Bogensport, http://www.educatium.de/praxis-bogen/
  • Fred G. Asbell: Instinktives Schießen 1. Eine Anleitung zum besseren Bogenjagen. Angelika Hörnig, 1999, ISBN 3-9805877-2-X
  • Oliver Haidn, Jürgen Weineck, Veronika Haidn-Tschalova: Optimales Bogenschießen - Trainings- und bewegungswissenschaftliche Grundlagen. Spitta Verlag, 2010, ISBN 978-3-938509-74-6
  • Fred G. Asbell: Instinktives Schießen 2. Angelika Hörnig, 2002, ISBN 3-9805877-9-7
  • Hilary Greenland: Praktisches Handbuch für traditionelle Bogenschützen. Angelika Hörnig, ISBN 978-3-9805877-0-9.
  • Höhn, Hörnig: Traditionell Tunen – Feinabstimmung von Langbogen und Recurve. Angelika Hörnig, ISBN 978-3-9805877-1-6.
  • V. Hübschmann (Hrsg.): Bogenschießen – Ausrüstung und Zubehör selbst gemacht. Angelika Hörnig, Ludwigshafen 2007, ISBN 978-3-938921-03-6.
  • Clemens Richter: Bogenschiessen – Der abendländische Weg. Edition NATURE LIFE im DSV-Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-88412-346-7
  • Manfred Korfmann: Schleuder und Bogen in Südwestasien: von den frühesten Belegen bis zum Beginn der historischen Stadtstaaten. Antiquitas: Reihe 3, Abhandlungen z. Vor- u. Frühgeschichte, zur klass. u. provinzial-röm. Archäologie u. z. Geschichte d. Altertums, Bd. 13. Habelt, Frankfurt 1972, ISBN 3-7749-1227-0
Odysseus vor den Axtösen
  • Der griechische Dichter Homer (8. Jahrhundert v. Chr.) schildert im 21. Gesang seiner Odyssee, die Geschichte von Odysseus. In einem Bogenwettkampf schoss Odysseus mit seinem Bogen einen Pfeil durch 12 Axtösen ohne eine einzige davon zu berühren. Die Äxte waren ohne Stiele mit den Klingen auf einer erhöhten Plattform in den Boden gesteckt und in einer Reihe ausgerichtet. Nach diesem Schuss tötet er alle Gegner in seinem Haus.

Weblinks

 Commons: Bogenschießen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Bogenschießen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Roger Ascham: Toxophilus – The Schole of Shootinge. London, 1545 (dt. Toxophilus – Die Schule des Bogenschiessens., übersetzt von Hendrik Wiethase.) Wiethase, Untergriesbach 2005. ISBN 3-937632-12-3
  2. Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe (29)
  3. Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Band 3, Leipzig, Reclam (Faksimile-Ausgabe), 1832. S. 76-80
  4. Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Band 3, 1832. S. 68-70
  5. Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Band 3, 1832. S. 70
  6. E. Mylius, Oswald Faber: Bogenschießen / Werfen mit dem Bumerang. Faksimile-Ausgabe. Verlag Angelika Hörnig, 2006, ISBN 3-938921-00-5
  7. Eugen Herrigel: Zen in der Kunst des Bogenschießens. Verlag O.W. Barth, 45. Auflage 2003, ISBN 3-502-61115-7
  8. Bernhard Scheid: Herrigels Zen und das Bogenschießen. In: Religion in Japan. Abgerufen am 20. September 2010.
  9. John Williams: Lehrbuch des Bogensports. Verlag Weinmann, 15. Auflage, 2007. ISBN 3-87892-050-4
  10. schuetzenbund.de
  11. Darrell Pace in der englischsprachigen Wikipedia

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