Trans-World-Airlines-Flug 800

Trans-World-Airlines-Flug 800
Trans-World-Airlines-Flug 800
TWA800reconstruction.jpg

Der aus Wrackteilen rekonstruierte Rumpf der verunglückten Maschine

Zusammenfassung
Datum 17. Juli 1996
Typ Explosion des zentralen Flügeltanks
Ort über dem Atlantik, nahe East Moriches
Getötete 230
Flugzeug
Flugzeugtyp Boeing 747–131
Fluggesellschaft TWA
Kennzeichen N93119
Abflughafen John F. Kennedy International Airport
Zielflughafen Charles de Gaulle International Airport
Passagiere 212
Besatzung 18
Überlebende 0

Flug 800 war ein Linienflug der Trans World Airlines, der am 17. Juli 1996 vom New Yorker John F. Kennedy International Airport nach Paris-Charles de Gaulle führen sollte. Kurz nach dem Start explodierte der zentrale Flügeltank der eingesetzten Boeing 747-131, woraufhin die Maschine zerbrach und vor Long Island in den Atlantik stürzte. Keiner der 230 Menschen an Bord überlebte dieses Unglück.

Inhaltsverzeichnis

Fluggerät

Eine der Unglücksmaschine ähnliche Boeing 747-100 der TWA

Die Unglücksmaschine war eine Boeing 747-131 mit der Luftfahrzeugkennung N93119, die am 27. Oktober 1971 neu von Boeing an Trans World Airlines ausgeliefert wurde und seither von ihr betrieben wurde.[1]

Unfallhergang

Kurz nach dem Start um 20:31 Uhr Ortszeit explodierte der fast leere zentrale Flügeltank der 747, wobei das Flugzeug in der Mitte auseinandergerissen wurde. Der Bug stürzte direkt nach der Explosion ab, der Rest des Rumpfes mit den Tragflächen und den noch laufenden Triebwerken stieg weitere 30 Sekunden in die Höhe und stürzte schließlich ebenfalls ins Meer. Alle 230 Insassen kamen bei dem Unglück ums Leben. Unter den Passagieren waren der französische Gitarrist Marcel Dadi, der französische Eishockeyspieler Michel Breistroff[2], der englische Komponist David Hogan, Jed Johnson (Mitglied von Andy Warhols Factory und 12 Jahre lang Warhols Lebensgefährte), die Gattin und die Nichte des Jazz-Saxophonisten Wayne Shorter und die Schwester des Comic-Autors Geoff Johns.

Ursache

Es wird davon ausgegangen, dass der Absturz durch eine Explosion des zentralen Mitteltanks ausgelöst wurde. Zwei Komponenten waren Voraussetzung für diese Explosion:

  • Tanksystem: Im 64.000 Liter fassenden Mitteltank befand sich nur eine geringe Menge (etwa 189 Liter) Treibstoff vom Typ Jet A. Dieser ist im flüssigen Zustand schwer brennbar. Bei höherer Temperatur bzw. niedrigem Druck wird er aber gasförmig und verbrennt dann in Verbindung mit Sauerstoff explosionsartig. Zudem lag eines der Kabel am Treibstoffsensor durch mechanischen Verschleiß schon längere Zeit frei. Da ein Treibstoffsensor aber nur mit Kleinspannung betrieben wird, stellte dies zunächst kein Problem dar.
  • Klimaanlage: Bei der 747 befindet sich direkt unter dem zentralen Flügeltank ein Teil der Klimaanlage (Pack Nr. 2) für die Kabine. Da die Maschine mehr als eine Stunde auf dem Rollfeld auf einen fehlenden Passagier wartete, dessen Gepäck schon im Frachtraum war, erhitzte sich der Treibstoff auf ca. 53 °C und damit über seinen Flammpunkt von 38 °C.

Auslöser der Explosion: Durch eine defekte Isolierung im Kabelbaum erreichte höhere Spannung aus der Kabinenbeleuchtung den Treibstoffsensor. Dort kam es zu einem Kurzschluss des frei liegenden Kabels mit einem anderen metallischen Bauteil, ein Funke entstand und entzündete die Treibstoffdämpfe.

Nach dem Unglück entwickelten sich Spekulationen über andere Absturzursachen, da zahlreiche Augenzeugen (über 100) behaupteten, ein Objekt vorher auf die Boeing 747 zufliegen und treffen gesehen zu haben. Es wurden während des Beginns der detaillierten Untersuchungen am Unglück und dem Abschluss der Beweisaufnahme im Februar 1997 zwei Thesen aufgestellt, die jedoch letztlich beide vom FBI als nicht stichhaltig bewertet wurden: zum einen der Abschuss durch eine Rakete, zum anderen eine Bombenexplosion an Bord.

Verbesserungen nach dem Unfall

Nachdem klar wurde, was die Ursache des Unglücks war, wurden zahlreiche Verbesserungen an diesem und weiteren Flugzeugtypen vorgenommen. Dazu zählt unter anderen auch das so genannte Inerting System, das den Tank mit Stickstoff füllt und den Sauerstoff verdrängt, sobald der Kraftstoff verbraucht wird, um zu vermeiden, dass ein explosionsfähiges Luft-/Treibstoff-Gemisch entstehen kann.

Es wurden insgesamt mehr als 70 neue Richtlinien von der FAA nach diesem Unglück herausgegeben, die unter anderem auch die Verbesserung der Isolierung der zum Tank verlaufenden Kabelbäume betreffen. Dies soll ebenfalls dazu beitragen, dass keine Kurzschlüsse und keine Funkenbildung mehr im Tanksystem vorkommen können.

Besonderheiten

  • Der Jazzsänger Jon Lucien, der seine Tochter bei dem Absturz verlor, widmete ihr und den anderen verstorbenen Passagieren sein Album Endless is Love (1997).
  • Die ersten Szenen des amerikanischen Horrorfilms Final Destination basieren lose auf diesem Unglück (eine Boeing 747 auf dem Weg nach Paris explodiert aus ungeklärten Gründen kurz nach dem Start).
  • In der Zeichentrickserie Roswell Conspiracies gibt es in der Folge „Fragen ohne Antworten“ eine Anspielung auf den Flug.

Weblinks

Bücher und Schriften

Einzelnachweise

  1. airfleets.net - Eintrag zur Boeing 747-100 mit der Kennung N93119 (englisch) abgerufen am 30. Januar 2011
  2. Find A Grave Memorial#7792764 (Michel Breistroff). 24. August 2003, abgerufen am 17. Oktober 2009 (englisch).
40.65-72.633055555556

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