- Flammpunkt
-
Der Flammpunkt eines Stoffes ist die niedrigste Temperatur, bei der sich über einem Stoff ein zündfähiges Dampf–Luft-Gemisch bilden kann. Ist das Volumen des Gemisches groß genug, kann eine Explosion erfolgen. Unterhalb des Flammpunktes kann sich die Flammfront nicht von der Zündquelle weg ausbreiten, da die Wärme aus der Oxidation nicht ausreicht, um das Gemisch auf die zur Verbrennung nötige Temperatur aufzuheizen. Literaturwerte für Flammpunkte gelten allgemein für einen Luftdruck von 1013 mbar. Bei höherem Druck liegt der Flammpunkt höher – da mehr Luft aufgeheizt werden muss, ist auch eine höhere Konzentration an Dampf nötig.
Inhaltsverzeichnis
Weitere Details
- die Zündquelle (z. B. elektrostatischer Funke oder Flamme) muss eine Mindestzündenergie erzeugen (Bsp.: für Methan 0,2 mJ),
- die Atmosphäre muss einen Mindestgehalt an Sauerstoff aufweisen (z. B.: für Bisphenol A 2,0 Vol.-%).
Zur Aufrechterhaltung der Verbrennung muss zusätzlich zumindest[1] die Verdampfungswärme aufgebracht werden. Die dazu nötige, höhere Dampfkonzentration entsteht bei einer um wenige Grad höheren Temperatur, dem Brennpunkt. Vom Flamm- und Brennpunkt zu unterscheiden ist die Zündtemperatur, bei der eine Zündquelle nicht mehr nötig ist.
Brandversuch
Dieselkraftstoff oder Heizöl mit einem Flammpunkt von etwa 55 °C lassen sich bei Raumtemperatur mit einem Streichholz nicht entflammen. Wird jedoch das Streichholz lange genug an die Flüssigkeit gehalten, steigt lokal die Temperatur an der Flüssigkeitsoberfläche, wodurch der Flammpunkt erreicht und damit die Flüssigkeit lokal entflammt wird. Von hier breitet sich die Flamme dann kreisförmig auf der Oberfläche aus.
Flammpunktmessung
Der Flammpunkt ist ausschlaggebend bei der Einstufung und Klassifizierung als Gefahrstoff bzw. nach BetrSichV.
Es gibt verschiedene standardisierte Apparaturen, um den Flammpunkt einer Flüssigkeit zu bestimmen:
- Methode nach Pensky-Martens (> 50 °C; DIN 51758, EN 22719, aktuell Standardapparatur)
- Methode nach Abel-Pensky (< 50 °C; DIN 51755, geschlossener Tiegel = c.c. closed cup)
- Methode nach Cleveland (DIN 51376, offener Tiegel = open cup)
- Methode nach Marcusson (DIN 51584, offener Tiegel, veraltete Methode von 1959)
Generell liefern closed cup-Methoden niedrigere Flammpunkte als die veralteten open cup-Methoden. Letztere dienten in Abwandlungen zur Bestimmung des heute nicht mehr gebräuchlichen Brennpunkts.
Gemische brennbarer Stoffe
In Gemischen bestimmt der Dampfdruck der am niedrigsten siedenden Substanz den Flammpunkt des Gemischs.
- Dem Ottokraftstoff (Benzin) sind neuerdings leichtsiedende Ether (Methyl-tert-butylether, Ethyl-tert-butylether) beigemischt, die nicht nur den Flammpunkt, sondern auch die Zündtemperatur des Kohlenwasserstoff-Gemischs senken.
- Hefeweizenbier (= 5 Vol.-% Ethanol in Wasser) ergab bei Messung einen Flammpunkt von 81 °C; d. h. 5-prozentiges Ethanol entwickelt erst bei 81 °C die zur Zündung notwendige Konzentration an brennbaren Dämpfen von 3,5 % (=UEG).
Dies lässt sich mit dem Raoultschen Gesetz über die Partialdampfdrücke von Wasser und Ethanol nachrechnen.
Beispiele
1,0 Vol.-% = 10.000 ppm
Substanz Siedepunkt Flammpunkt untere
Explosions-
grenzeobere
Explosions-
grenzeZünd
temperatur[°C] [°C] [Vol.-%] [Vol.-%] [°C] Wasserstoff -253 … 4 77 465 Methan (Erdgas) -162 … 4,4 16,5 595 Acetylen -84 … 2,3 82 305 Propan -42 … 1,7 10,9 470 Butan 0 … 1,4 9,3 365 Acetaldehyd +20 -30 4 57 155 n-Pentan +36 -35 1,4 8,0 285 Diethylether +36 -40 1,7 36 160 Schwefelkohlenstoff +46 -30 1,0 60 102 Propionaldehyd +47 -40 2,3 21 175 Methyl-tert-butylether +55 -28 1,6 8,4 460 Aceton +56 -18 2,1 13 540 Methanol +65 +11 5,5 37 455 n-Hexan +69 -22 1,0 8,1 240 Ethyl-tert-butylether +71 -19 1,2 7,7 … Ethanol (Brennspiritus) +78 +13 3,5 15 425 Isopropanol +82 +12 2 12 425 Ethylenglycoldimethylether 84-86 -6 1,6 10,4 200 n-Heptan +98 -4 1,0 7 215 = ROZ=0 Isooctan, 2,2,4-Trimethylpentan +99 -12 1,0 6 410 = ROZ=100 1,4-Dioxan +101 +11 1,7 25 300 1-Butanol +117 +34 1,4 11,3 340 Propylenglycol-monomethylether 119-122 +32 1,7 11,5 270 n-Octan +126 +12 0,8 6,5 210 Diethylenglycol-dimethylether 155-165 +51 1,4 17,4 190 Dipropylenglycol-dimethylether 175 +65 0,85 … 165 Dipropylenglycol-monomethylether 185-195 +80 1,1 14 205 Glycerin 290 Zers. 176 … … 400 Benzin für Kfz. (KW-Gemisch) 70-210 < -20 0,6 8 200-410 Diesel für Kfz. (KW-Gemisch) 150-390 > +55 0,6 6,5 ca. 220 Biodiesel (FS-Methylester) ca. 300 180 … … ca. 250 Jet-A1 Flugturbinentreibstoff ca. 150 +38 0,6 6,5 ca. 220 Rapsöl (FS-Triglycerid) ca. 350 230 … … ca. 300 Die Daten von Rapsöl gelten stellvertretend für alle Speisefette und Speiseöle. Den Flammpunkt von Rapsöl kann man anhand der Beispiele recht zuverlässig auf ca. 230 °C schätzen. Brände am Herd entstehen durch Überschreitung der Zündtemperatur (ca. 300 °C) von Speisefetten oder Ölen.
Druck- und Konzentrationsabhängigkeit des Flammpunkts
Die Daten der Tabelle wurden unter standardisierten Bedingungen mit Reinsubstanzen ermittelt. Bei Verdünnen mit Inertgasen und/oder unter Druck ist es (lt. PTB) wahrscheinlich, dass sich die Werte für die untere Explosionsgrenze um 20 % (pro 100 °C) verringern und die der oberen Explosionsgrenze um 10 % (pro 100 °C) erhöhen. Die Absenkung der unteren Explosionsgrenze um 20 % entspricht ungefähr einem 5 °C niedrigerem Flammpunkt (vgl. Sättigungsdampfdruckkurve).
Erfahrungen aus der Praxis
Zur Vermeidung von Zündgefahren ist man immer bestrebt, einen „Sicherheitsabstand“ von 15 °C zum Flammpunkt einzuhalten.
Siehe auch
Literatur
- Brandes E., Möller W., „Sicherheitstechnische Kenngrößen“, Band 1: „Brennbare Flüssigkeiten und Gase“, Wirtschaftsverlag NW, Verlag für neue Wissenschaft GmbH, Bremerhaven, 2003, ISBN 3-89701-745-8
Einzelnachweise
- ↑ Viele Stoffe befinden sich an ihrem Flammpunkt bereits im flüssigen Aggregatzustand, andere sind fest und sublimieren, manche sind am Flammpunkt nicht stabil, sodass der Dampf Zersetzungsprodukte enthält.
Kategorien:- Schwellenwert (Temperatur)
- Verbrennungslehre
Wikimedia Foundation.