- Tschinag
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Galsan Tschinag, eigentlich Irgit Schynykbai-oglu Dshurukuwaa, (* 26. Dezember 1944 im Bajan-Ölgii-Aimag, Mongolei), ist Angehöriger der Volksgruppe der turksprachigen Tuwiner. Bekannt wurde er als deutschsprachiger Schriftsteller. Er ist auch Stammesoberhaupt, Schamane, Lehrer und Schauspieler. Er selbst sieht sich in erster Linie als Ernährer seines Stammes, den er in einer Karawane von Sibirien in seine mongolische Heimat geführt hat.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Galsan Tschinag wurde 1944 im Bajan-Ölgii-Aimag, im Hohen Altai in der westlichen Mongolei als jüngster Sohn einer tuwinischen Schamanin geboren. 1962 bis 1968 studierte er Germanistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig und beendete sein Studium mit einer Diplomarbeit über Erwin Strittmatter. Er kehrte danach als Deutsch-Lehrer an die staatliche mongolische Universität zurück. 1976 wurde ihm die Lehrerlaubnis wegen politischer Unzuverlässigkeit entzogen. 1980 schloss Galsan Tschinag mit seinem Leben bereits mit nur 36 Jahren ab, nachdem bei ihm ein schweres Herzleiden diagnostiziert wurde. Der Autor arbeitete zuvor 12 Stunden täglich als Dozent an allen vier mongolischen Universitäten. Laut Tschinag haben ihm allein seine schamanischen Kräfte und viel Sport das Leben gerettet.
Heute lebt er den größten Teil des Jahres in der Landeshauptstadt Ulaanbaatar gemeinsam mit seiner knapp 20-köpfigen Familie und verbringt viel Zeit auf Lesereisen im deutschsprachigen Ausland. Je ein Drittel des Jahres verbringt er in seiner Residenz in Ulaanbaatar, in Europa und in der westmongolischen Steppe bei seinem tuwinischen Stamm. Er schreibt seine Romane, Erzählungen und Gedichte meist auf Deutsch, weshalb er als deutschsprachiger Migrantenschriftsteller gesehen wird. Seine Erzählungen wurden auch in zahlreiche andere Sprachen übersetzt.
Die Beziehung zu seinem 4000 Menschen umfassenden Volk beschreibt Tschinag als ein kontinuierliches Geben und Nehmen. Die Geschichten aus seinen Büchern sind die Geschichten des Volkes. Das Honorar für die zahlreichen Lesereisen verwendet er um die Menschen in seinem Volk finanziell zu unterstützen. Ohne seine Erlaubnis darf niemand zum Arzt gehen, vorher muss sich die betreffende Person von dem Schamanen untersuchen lassen. Neunzig Prozent dieser Krankheiten, so Tschinag, können von ihm selbst geheilt werden. Als sein Stellvertreter gilt sein jüngster Sohn, der auch die Nachfolge als Stammesoberhaupt von seinem Vater erben wird.
Werke
- 1981 "Eine tuwinische Geschichte und andere Erzählungen" Erzählungen (Verlag Volk & Welt, Berlin)
- 1992 "Der siebzehnte Tag" Erzählungen (A1 Verlag, München)
- 1993 "Das Ende des Liedes" Erzählungen (A1 Verlag, München)
- 1994 "Der blaue Himmel" Roman (Suhrkamp Verlag, München)
- 1995 "Eine tuwinische Geschichte und neue Erzählungen" Erzählungen (A1 Verlag, München)
- 1995 "Zwanzig und ein Tag" Roman (Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main)
- 1995 "Alle Pfade um deine Jurte" Gedichte (Waldgut Verlag, Frauenfeld)
- 1996 "Nimmer werde ich dich zähmen können" Gedichte (Frauenfeld, Waldgut Verlag)
- 1997 "Die Karawane" Erzählungen (A1 Verlag, München)
- 1997 "Im Land der zornigen Winde" Zusammen mit Amelie Schenk (Waldgut Verlag, Frauenfeld)
- 1998 "Wolkenhunde" Gedichte (Waldgut Verlag, Frauenfeld)
- 1999 "Die graue Erde" Roman (Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main)
- 1999 "Der Wolf und die Hündin" (Waldgut Verlag, Frauenfeld)
- 1999 "Sonnenrote Orakelsteine" Schamanengesänge (Waldgut Verlag, Frauenfeld)
- 2000 "Der weiße Berg" Roman (Suhrkamp Verlag, Verlag Frankfurt am Main)
- 2001 "Dojnaa" Erzählung (A1 Verlag, München)
- 2002 "Tau und Gras" Erzählungen (Unionsverlag, Zürich)
- 2002 "Der Steinmensch von Ak-Hem" Gedichte (Waldgut Verlag, Frauenfeld)
- 2003 "Die Verteidigung des Steins gegenüber dem Beton" Zwei Reden (Waldgut Verlag, Frauenfeld)
- 2004 "Das geraubte Kind" Roman (Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main)
- 2005 "Mein Altai" Erzählungen (A1 Verlag, München)
- 2006 "Das zaubermächtige Goldplättchen und andere Märchen aus der Gegenwart" (Waldgut Verlag, Frauenfeld)
- 2006 "Jenseits des Schweigens" Gedichte (Waldgut Verlag, Frauenfeld)
- 2007 "Liebesgedichte" Gedichte (Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig)
- 2007 "Die neun Träume des Dschingis Khan" Roman (Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig) ISBN 978-3-458-17336-6
- 2007 "Auf der großen blauen Straße" Erzählungen (Unionsverlag, Zürich) ISBN 978-3-293-00371-2
- 2008 "Das Menschenwild" Erzählung (Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig) ISBN 978-3-458-19302-9
- 2008 "Die Rückkehr" Roman (Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig) ISBN 978-3-458-17410-3
Auszeichnungen
- 1992 Adelbert-von-Chamisso-Preis
- 1995 Puchheimer Leserpeis
- 2001 Heimito-von-Doderer-Preis
- 2002 Bundesverdienstkreuz
- 2008 Literaturpreis der deutschen Wirtschaft
Weblinks
- Literatur von und über Galsan Tschinag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Galsan Tschinags Website
- "Das edle, gute Deutschland wird fortbestehen", von Wolfgang Harrer a.k.a. Blau und Alysa Selene, ZDF
- Galsan Tschinag auf der Homepage des A1 Verlags
- Galsan Tschinag in der ZDF Mediathek (video)
Personendaten NAME Tschinag, Galsan ALTERNATIVNAMEN Irgit Schynykbai-oglu Dshurukuwaa KURZBESCHREIBUNG Angehöriger der Volksgruppe der turksprachigen Tuwa mit dem Rang eines Stammesfürsten GEBURTSDATUM 26. Dezember 1944 GEBURTSORT Bajan-Ölgii-Aimag, westliche Mongolei
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