Tunnel Silberberg

Tunnel Silberberg
Tunnel Silberberg
Tunnel Silberberg
Südportal, Oktober 2011
Ort Großbreitenbach
Länge 7.391 m
Anzahl der Röhren 1
Größte Überdeckung 120 m
Lage
Tunnel Silberberg (Thüringen)
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Koordinaten
Nordportal 50° 37′ 37,5″ N, 10° 58′ 59,1″ O50.627084510.9830953
Südportal 50° 33′ 41,1″ N, 10° 59′ 41″ O50.561411210.9947217

Der Tunnel Silberberg ist ein im Bau befindlicher, einröhriger Eisenbahntunnel der Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt bei Großbreitenbach. Mit einer Länge gemäß Planfeststellungsbeschluss von 7391 m (Baukilometer 56,855 bis 64,434)[1] wird er, nach dem Tunnel Bleßberg, der zweitlängste Tunnel der Strecke sein.

Die Errichtung des Tunnels wurde am 26. März 2009 für eine Auftragssumme von mehr als[2] 200 Millionen Euro[3] vergeben.[4] Das gesamte Auftragsvolumen beträgt für die ausführende Arbeitsgemeinschaft rund 270 Millionen Euro und umfasst zusätzlich die anschließenden Tunnel Brandkopf und Lohmeberg einschließlich der dazwischen liegenden Brücken Wohlrosetal und Schobsetal.[5]

Das Bauwerk unterquert unter anderem die Ortschaft Großbreitenbach sowie das unter Schutz gestellte Obere Möhrenbachtal.[6]

Das Bauwerk gilt, neben dem Tunnel Bleßberg, als bauzeitbestimmend für die Neubaustrecke.[7]

Inhaltsverzeichnis

Bau

Die Errichtung des Bauwerks wurde im Mai 2008 europaweit ausgeschrieben und sollte zwischen Mai 2009 und September 2012 erfolgen[1]. Deutsche Bahn und anbietende Bauunternehmen wurden sich zunächst nicht über den Preis einig (Stand: Juli 2008).[8] Das Bauwerk wurde schließlich am 26. März 2009 vergeben. Im Juni 2009 sollten die Bauarbeiten beginnen.[4] Der feierliche Baubeginn wurde am 11. September 2009 gefeiert.[9]

Zunächst wurden zwei Zwischenangriffs-Stollen bei Möhrenbach und Altenfeld angelegt.[4] Diese sollen später als Notausgänge dienen.[10]. Der erste, 752 m lange, Stollen (zwischen Großbreitenbach und Altenfeld) wurde am 11. September 2009 feierlich angestochen. Die Tunnelpatenschaft übernahm Dagmar Schipanski, die damalige Präsidentin des Thüringer Landtags.[11] Am 8. April 2010 wurde im Stollen Möhrenbach feierlich der Vortrieb für den Fahrtunnel begonnen.[2] Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 140 Meter Richtung Süden und 80 Richtung Norden vorgetrieben gewesen. Von den beiden Portalen sollten ab 2010 jeweils nur etwa 50 Meter ausgebrochen werden.

Mit 1500 Tonnen Sprengstoff sollen 1,5 Millionen Kubikmeter Material abgebaut werden.[12] Das Ausbruchsmaterial wurde in zwei Deponien am nahe gelegenen Ilmsenberg und auf einer Anhöhe am Reischeltal gelagert. Allein die Deponie Reischeltal umfasst eine Fläche von 18,6 Hektar und ist für 1,1 Mio m³ Ausbruchmaterial ausgelegt. Im Harztal wurde eine Gemeindestraße als Baustraße umgenutzt.

Die Abschlagslängen lagen zwischen 1,3 und 2,2 Metern. Ende Juli 2010 waren 730 Meter nach Süden und 570 Meter nach Norden vorgetrieben.[13] Im Herbst 2010 liefen die Bauarbeiten unterhalb von Großbreitenbach.[14] Infolge unerwartet starker Wasserzutritte verzögerten sich die Vortriebsarbeiten.[15] In der Nacht vom 2. zum 3. April kam es im Tunnel NA2 Ortsbrust Mitte zu einem starken Wassereinbruch mit Zuflüssen bis zu 35 l/s. Im April 2011 war das Nordportal erreicht, Ende Juni das Südportal.

Nordportal, Oktober 2011

Der für Ende August 2011 geplante Durchbruch zwischen dem Nord- und Südvortrieb verzögerte sich, da über eine längere Strecke kein festes Gestein, sondern eher bröckliges, von Sand und Ton durchzogenes Material angetroffen wurde. Über Monate betrug der Vortrieb im Schnitt nur zehn, elf Meter in der Woche. Um den Zeitverzug zu minimieren wurde der Vortrieb von der Nordseite länger als ursprünglich geplant.[16] Der technische Durchschlag war nach 2205 Metern Vortrieb vom nördlichen Zwischenangriff bei Möhrlenbach Richtung Süden und 1971 Metern Vortrieb vom südlichen Zwischenangriff bei Altenfeld Richtung Norden am 7. November 2011.

Die Überdeckung der Röhre liegt bei bis zu 120 m.[4] Bei der Unterfahrung der Stadt Großbreitenbach, in einer Tiefe von rund 60 m, gilt ein Nachtsprengverbot.[10] Im Frühjahr 2011 wurde ein um 50 m abgesunkener Grundwasserspiegel in Großbreitenbach festgestellt.[17] Die Deutsche Bahn bestreitet einen Zusammenhang mit den Tunnelbauarbeiten.[18]

Der Tunnelnutzquerschnitt liegt bei 92 Quadratmetern, der Ausbruchsquerschnitt bei etwa 130 m². Die Tunnel durchquert dabei unter anderem die Gesteinsformen des Quarzitschiefers, Ton-Sandsteine und Vulkanite.

Die Bauarbeiten sollen 2013[4], nach einer Bauzeit von 41 Monaten[5] abgeschlossen werden.

Bereits bis Juli 2007 waren Baustraßen in einer Gesamtlänge von 20 km errichtet worden.[19]

Rettungskonzept

Das Bauwerk wird im Abstand von maximal 1000 m acht Notausgänge haben. Insgesamt 4395 m Begleit-, Rettungs- und Zugangsstollen mit einem 2674 m langen Parallelstollen, einem Schacht und einen Fensterstollen führen ins Freie. Die Feste Fahrbahn und die Stollen sind für Straßenfahrzeuge befahrbar.

Der Notausgang 3 zweigt unterhalb der Glaswerk-Siedlung vom Tunnel ab und kommt bei der Wiegandsmühle an die Oberfläche.[20]

Galerie

Weblinks

 Commons: Tunnel Silberberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  • 5 Meter pro Tag Vortrieb am ICE-Silberbergtunnel in Thüringer Allgemeine vom 14. Februar 2007
  • Aufträge für ICE-Tunnel im Silberberg in Thüringer Allgemeine vom 13. Dezember 2006

Einzelnachweise

  1. a b D-Erfurt: Tunnelbauarbeiten. 2008/S 89-121375 Ausschreibungsunterlagen im elektronischen Amtsblatt der Europäischen Union vom 5. Mai 2008
  2. a b Deutsche Bahn: Hauptvortrieb für zweitlängsten Tunnel der Eisenbahn-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt begonnen. Presseinformation vom 8. April 2010
  3. Silberbergtunnel kostet 200 Millionen Euro. In: Südthüringer Zeitung, 26. März 2009
  4. a b c d e Deutsche Bahn AG: Tunnel Silberberg der Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt vor Baubeginn. Presseinformation vom 26. März 2009
  5. a b Großauftrag für 10 Kilometer Tunnelbau. In: Mbquadrat – Das Magazin für Partner der Firmengruppe Max Bögl, Ausgabe Herbst 2009, S. 27.
  6. Planungsgesellschaft Bahnbau Deutsche Einheit mbH (Hrsg.): Eine neue Bahn für Thüringen, Deutschland und Europa. Die Eisenbahnneubaustrecke Ebensfeld–Erfurt. Erfurt, April 1996, S. 10.
  7. Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter, Bettina Herlitzius, Winfried Hermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Drucksache 16/13787 vom 14. Juli 2009
  8. Die Landschaft wird nicht mehr die gleiche sein. In: Freies Wort, 16. Juli 2008
  9. Baustart für Silberbergtunnel an ICE-Trasse. Südthüringer Zeitung, 11. September 2009
  10. a b Friedrich List: Die „Unvollendete“ wird doch noch gebaut. In: Eisenbahn-Kurier, Nr. 11, 2008, S. 40–45
  11. Deutsche Bahn AG: Anschlagfeier für zweitlängsten Tunnel der Eisenbahn-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt. Presseinformation vom 11. September 2009
  12. Hauptröhre des zweitlängsten ICE-Tunnels angebohrt. In: Thüringer Allgemeine, 9. April 2010
  13. Erste Risse an Häusern nahe des ICE-Tunnels entdeckt. In: Freies Wort, 30. Juli 2010
  14. Sprengungen und Spuk im Tunnel unterm Hochhaus. In: Freies Wort, 21. Oktober 2010.
  15. Wassereinbruch bei Sprengung für ICE-Silberbergtunnel. In: Thüringer Allgemeine, 19. Februar 2011.
  16. Gerd Schmidl:Rückstand im Silberbergtunnel, thueringer-allgemeine.de, 28. August 2011
  17. Grundwasserspiegel unter Großbreitenbach deutlich abgesackt. In: Thüringer Allgemeine, 2. Mai 2011.
  18. Deutsche Bahn AG (Hrsg.): Information zum Tunnel Silberberg bei Großbreitenbach. Presseinformation vom 25. Mai 2011.
  19. Ein Dutzend Baustellen für den ICE. In: Freies Wort vom 17. Juli 2007
  20. Bald kommt der Notausgang. In: Freies Wort, 22. Januar 2011.

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