- Tunte
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Mit dem meist herabwürdigenden Begriff Tunte werden sowohl in manchen heterosexuellen als auch homosexuellen Kreisen oft solche Schwule bezeichnet, die durch ein besonders affektiertes Verhalten auffallen. Oftmals wird dieser Ausdruck (fälschlicherweise) mit Transe gleichgesetzt, auch um es als Schimpfwort zu benutzen. Besonders in der Selbstbezeichnung unter Schwulen muss es jedoch nicht in jedem Fall negativ gemeint sein. Oftmals ist die Selbstdefinition als Tunte mit dem Tragen von Frauenkleidung verbunden, weshalb eine Verwechslung mit Travestiekünstlern vorkommen kann. Andere Menschen als Tunte zu bezeichnen, ist herabwürdigend. Von Homosexuellen selbst angewandt, wird dieser Begriff zur Provokation eingesetzt, er ist aber auch hier mit deutlich geringschätziger Konnotation versehen.
Der Sexualwissenschaftler Richard Green bezeichnet einen Jungen vor und in der Pubertät mit stereotyp weiblichen Beschäftigungen und Verhaltensweisen als Sissy-boy. Die Bezeichnung Tunte für eine altjüngferliche, langweilige Frau (so verwendet z. B. von Günter Grass in der Blechtrommel) ist inzwischen ungebräuchlich.
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Zuschreibungen
Einige klischeehafte Vorstellungen, die mit dem Begriff oft verbunden werden, sind:
- Die Affektiertheit einer Tunte drückt sich häufig aus in Stimme (oft erhöht), Gestik (klassisch ist der abgespreizte kleine Finger beim Halten einer Kaffeetasse sowie die nach oben angewinkelten Arme bei gleichzeitig herabhängenden Händen), und Wortwahl (häufiger Gebrauch von Interjektionen wie „Huch“ oder „Hach“).
- Manchmal, aber nicht zwingend, gehört eine gewisse Neigung zu femininer oder schriller Kleidung zur Tuntenhaftigkeit. Die meisten Drag Queens legen ein tuntiges Verhalten an den Tag.
- Tuntenhaftigkeit wird manchmal als Präferenz für die Rolle des passiven Partners beim Sex gedeutet.
- Einige Schwule kokettieren mit dem Tuntenimage als im Vergleich zur Lederszene gesellschaftlich akzeptiertere Ausdrucksform von Homosexualität, so zum Beispiel in Japan (siehe Homosexualität in Japan).
- Hin und wieder findet man in der entsprechenden Literatur auch „Indikatoren“ für tuntenhaftes Verhalten wie „wiegender, die Hüften betonender, weiblicher Gang“, alberne, anzügliche und obszöne Sprechweise sowie die Verwendung von weiblichen Brustimitaten.
Gesellschaftspolitische Zuschreibung gegenüber den damals oft versteckt lebenden Homophilen aus dem Jahre 1971:
„Die Mehrzahl der Homosexuellen gleicht dem Typ des unauffälligen Sohnes aus gutem Hause, der den größten Wert darauf legt, männlich zu erscheinen. Sein größter Feind ist die auffällige Tunte. Tunten sind nicht so verlogen wie der spießige Schwule. Tunten übertreiben ihre schwulen Eigenschaften und machen sich über sie lustig. Sie stellen damit die Normen unserer Gesellschaft in Frage und zeigen, was es bedeutet, schwul zu sein.“
– Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt, Deutschland 1971
Tuntenstreit
Tatsächlich hat die Bezeichnung Tunte allerdings seit dem Tuntenstreit 1973 vor allem in schwulen Kreisen eine neue Wertung erfahren, vor allem durch prominente Tunten, die mit der Einstufung als Tunte selbstverständlich umgehen. Besonders in Berlin bezeichnen sich viele offen schwul lebende Künstler bewusst und mit Stolz als Tunte. Ovo Maltine sagte dazu: „Die engagierte Berliner Tunte präsentiert sich nicht in Federn und Pailletten. In Berlin Tunte zu sein, heißt, dass man auch einen politischen Gestaltungswillen hat.“ Damit hat sie vor allem den Begriff "Polittunte" geprägt.
Dagegen werden Personen, die den oben genannten Klischeevorstellungen entsprechen, eher abfällig „Tucke“ oder „Trine“ genannt.
Bekannte Tunten
Literatur
- Allan Hunter: Same Door, Different Closet: A Heterosexual Sissy's Coming-out Party. In Sue Wilkinson & Celia Kitzinger, Heterosexuality: A Feminism & Psychology Reader (S. 150-168). London: Sage. (1993)
- Richard Green: The „Sissy Boy Syndrome“ and the Development of Homosexuality. Yale University Press, New Haven 1987, ISBN 0-300-03696-5.
- Patrick Hamm: Die Diva ist ein Mann, Das große Tuntenbuch. querverlag, Berlin, (März 2007) ISBN 389656143X – ISBN 978-3896561435
Siehe auch
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