Typ A (Straßenbahn Timişoara)

Typ A (Straßenbahn Timişoara)
A-Wagen Nr. 8 im Ursprungszustand
Ein unbekannter A-Wagen auf dem Piaţa Sfântul Gheorghe, damals noch im Linksverkehr
Ein A-Wagen fährt auf der heutigen Decebal-Brücke stadtauswärts
Beim Gara de Nord
Vor dem heutigen Gara de Nord: A-Wagen Nr. 3 im Beiwagenbetrieb mit einem der 10 ehemaligen Pferdebahnwagen
A-Wagen Nr. 17 auf dem Piaţa Sfântul Gheorghe, außerhalb der Hauptverkehrszeiten waren die Beiwagen abgestellt

Der Typ A der Straßenbahn Timişoara, im folgenden auch A-Wagen genannt, ist ein ehemaliger ungarischer Straßenbahn-Triebwagen. Die insgesamt 17 Wagen dieses Typs verkehrten ab 1899 in der heute zu Rumänien gehörenden Stadt Timişoara, dieser Wagentyp existierte nur dort. Hergestellt wurden die normalspurigen Wagen von der Waggonfabrik János Weitzer aus dem nahen Arad, bis heute als Firma Astra Vagoane Arad SA existent.

Die A-Wagen waren die erste Generation elektrischer Straßenbahnwagen in Timişoara, gleichzeitig auch die ersten auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens. Die Fahrzeuge wurden von der damaligen Temesvári Villamos Városi Vasút Részvénytársaság beschafft, als die seit 1869 bestehende Pferdebahn zum 27. Juli 1899 auf elektrischen Betrieb umgestellt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Abteil eines A-Wagens war 4.365 mm lang und 2.000 mm breit. Die beiden offenen Bühnen waren jeweils 1.100 mm lang und 1.932 mm breit. Die Gesamtlänge eines A-Wagens betrug somit 6.565 mm, nach einer zweiten Quelle war der Typ A sogar 6.705 mm lang. Die Wagen hatten 18 Sitzplätze auf Längsbänken und 12 Stehplätze.

Charakteristisch für die kleinen vierfenstrigen Wagen war ihr kurzer Achsstand von nur 1.680 mm und das Laternendach. Ebenso typisch war die etwas hervorstehende Blechverkleidung der Armaturen, weshalb auch die dreigeteilte Frontscheibe vergleichsweise niedrig ausfiel. Die Motorleistung betrug anfangs 20 PS.

Einsatzgeschichte und Umbauten

Der ersten zehn A-Wagen wurden bereits 1898 erbaut und standen somit schon vorab für Probefahrten zur Verfügung. Die restlichen Wagen sind in der ersten Hälfte des Jahres 1899 entstanden.

Die A-Wagen verkehrten überwiegend solo, in den Hauptverkehrszeiten jedoch auch mit Beiwagen die aus den ehemaligen Pferdebahnwagen entstanden sind. Weil man mit der der geringen Motorisierung von nur 20 PS unzufrieden war, wurden alle 17 vorhandenen A-Wagen im Jahre 1909 umgebaut. Die Motorleistung wurde damals auf 25 PS erhöht. Dass die später auch kleine Wagen genannten A-Triebwagen zu schwach motorisiert waren, machte sich erst im direkten Vergleich zu den ab 1906 eingesetzten stärkeren B-Wagen bemerkbar.

Im Laufe der Jahre gab beim Typ A einige weitere Änderungen, so z. B. die Einführung der neuen rot-weißen Lackierung und den Umbau von Rollen- auf Bügelstromabnehmer (welcher zumindest beim Wagen Nr. 2 dokumentiert ist). Des Weiteren wurden die Metallgitter in den Einstiegsbereichen im Laufe der Jahre durch ein Holzgatter ersetzt.

Umbau zu Beiwagen

Ab 1919 begann nach nur 20 Einsatzjahren der Niedergang der der A-Wagen in Timişoara. Weil in den Jahren des Ersten Weltkriegs insbesondere die schwächeren A-Wagen starken Belastungen ausgesetzt waren, waren die Fahrzeuge am Ende des Krieges stark verschlissen. Erschwerend hinzu kam: in der unmittelbaren Nachkriegszeit waren keine elektrischen Ersatzteile erhältlich, insbesondere unter Berücksichtigung der damals unsicheren politischen Situation nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie. So blieb den Verantwortlichen nichts anderes übrig, als 16 von 17 A-Wagen einen nach dem anderen in Beiwagen umzubauen:

  • 1919: acht A-Wagen (Nummern unbekannt) werden zu Beiwagen umgebaut
  • 1920: vier A-Wagen (Nummern unbekannt) werden zu Beiwagen umgebaut
  • 1921: vier A-Wagen werden als Beiwagen rekonstruiert (7 und 13) bzw. total rekonstruiert (4 und 8)

Im Zuge des Umbaus zu Beiwagen wurden den A-Wagen, neben der elektrischen Ausrüstung, außerdem ihre Front- bzw. Heckscheiben entfernt. Die in den Jahren 1919 und 1920 zu Beiwagen umgebauten A-Wagen behielten auch weiterhin die Typenbezeichnung A. Die im Jahre 1921 wiederaufgebauten Wagen hingegen wurden fortan als Typ A II (rekonstruierte Wagen 7 und 13) bzw. Typ D (total rekonstruierte Wagen 4 und 8) bezeichnet.

Des Weiteren behielten die beiden Wagen des Typs A II ihre Nummern aus der Triebwagenzeit, während die beiden Wagen des Typs D später in 44 (ex 8) und 46 (ex 4) umgezeichnet wurden. Diese Umzeichnung erfolgte jedoch frühestens 1924.

Die auf diese Weise entstandenen Beiwagen kamen im Laufe der Jahre mit allen zweiachsigen Triebwagentypen der Straßenbahn Timişoara zum Einsatz. Lediglich A-Wagen Nr. 6 blieb als Triebwagen erhalten, er wurde bis 1926 vorwiegend als Pendelwagen auf der nur knapp einen Kilometer langen Linie 5 eingesetzt. Auf dieser wickelte er den Gesamtverkehr ab.

Niedergang

Dem größten Teil der A-Wagen war auch als Beiwagen kein langes Leben beschieden, schon ab 1922 begann man sie schließlich ganz auszumustern. Lediglich die vier im Jahre 1921 rekonstruierten Wagen der Typen A II und D überlebten diese große Ausmusterungswelle. 12 der ursprünglich insgesamt 17 A-Wagen schieden in den 1920er-Jahren wie folgt aus dem Bestand:

  • Wagen 11 ausgemustert am 28. Dezember 1922
  • Wagen 17 ausgemustert am 1. März 1923
  • Wagen 12 ausgemustert am 8. Mai 1923
  • Wagen 15 ausgemustert am 11. Juli 1923
  • Wagen 2 ausgemustert am 7. Oktober 1923
  • Wagen 3 ausgemustert am 3. Februar 1924
  • Wagen 14 ausgemustert am 4. Mai 1924
  • Wagen 16 ausgemustert am 16. September 1924
  • Wagen 5 ausgemustert am 18. Oktober 1924
  • Wagen 9 ausgemustert am 18. Dezember 1924
  • Wagen 1 ausgemustert am 10. Januar 1926
  • Wagen 10 ausgemustert am 2. Juni 1928

Bei den vier A-Wagen 3, 7, 44 (ex 8) und 46 (ex 4), welche die große Ausmusterungswelle der 1920er-Jahre überlebten, ist nicht vollständig überliefert, wie lange sie im Einsatz waren. Lediglich vom Wagen 44 ist bekannt, dass er 1939 ausgemustert wurde. Wagen 13 musste 1961 in 3 umnummeriert werden, weil damals einer der 14 gebraucht aus Bukarest übernommenen Beiwagen mit Holzaufbau (Nummern 8 bis 19 und 38 bis 40) die Nummer 13 erhielt.

In der Bestandsliste vom 31. Dezember 1968 sind nur noch die beiden Wagen 7 und 13 (ex 3) aufgeführt, das heißt der Wagen 46 wurde bereits vorher ausgemustert. Wagen 3 wurde noch bis 1970 als Beiwagen eingesetzt (teilweise auch als Mittelwagen zwischen zwei Triebwagen) und anschließend ebenfalls ausgemustert.

Wagen Nr. 7 im Einsatz als Pferdebahn

Wagen 7 hatte dann im Sommer 1969 noch einmal einen großen Auftritt, damals wurde das Jubiläum 100 Jahre Pferdebahn gefeiert. Weil damals aber kein originalen Pferdebahnwagen mehr vorhanden war, wandelte man kurzerhand einen der beiden verbliebenen ehemaligen A-Triebwagen zu einem solchen um.

Dazu beraubte man ihn seiner Seitenscheiben und spannte ihm für den Einsatz im Jubiläumskorso kurzerhand zwei Pferde vor. Des Weiteren erhielt der Wagen damals auch eine neue Dachverblechung. Statt seiner Betriebsnummer trug er beim Jubiläumskorso die Aufschrift 1869 1969 und darunter das Eigentumsmerkmal T.C.T. (Tramvaiele Comunale Timişoara). Sein weiterer Verbleib ist nicht bekannt, das Fahrzeug blieb jedoch nicht erhalten.

Verbliebener Triebwagen Nr. 6

Der letzte verbliebene A-Wagen im Oktober 1999, kurz darauf wurde er verschrottet

A-Wagen Nr. 6 wurde 1926, seinem letzten Einsatzjahr im Personenverkehr, zu einem Arbeitswagen umgebaut und war in dieser Funktion fortan ohne Betriebsnummer im Einsatz. Später erhielt er als einziger A-Wagen einen Scherenstromabnehmer. Noch in den 1970er-Jahren war der ehemalige Wagen Nr. 6 im Einsatz, damals war er dem 1969 eröffneten Depot Nr. 2 im Stadtteil Dâmboviţa als Rangiertriebwagen zugeteilt.

Auch 1989 war das Fahrzeug noch vorhanden, damals bereits in desolatem Zustand abgestellt im Freigelände des Depots Nr. 1 an der Strada Take Ionescu. Trotz seines historischen Werts ist er nicht als Museumswagen erhalten geblieben, Anfang der 1990er-Jahre wurde er im Alter von über 90 Jahren verschrottet.

Literatur

  • Mihály Kubinszky, István Lovász und György Villány: Régi Magyar Villamosok. Budapest 1999. 
  • 60 de ani de la înființarea tramvaiului în Timişoara, Monografie 1869−1929. Timişoara 1929. 
  • Dorin Sarca, Gh. Radulovici: Centenarul tramvaielor din Timişoara, Monografie 1869−1969. Timişoara 1969. 
  • 1869−1994, 125 de ani de circulaţie cu tramvaiul în Timişoara, Monografie. Timişoara 1994. 

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