Türje

Türje

Türje ist eine ungarische Gemeinde im Kleingebiet Zalaszentgrót im Komitat Zala.

Geographische Lage

Das Dorf Türje liegt im nordöstlichen Teil des Komitats Zala (Zala megye), östlich der Biegung des Flusses Zala, in einer Ebene, nicht weit entfernt von den Keszthelyer Bergen (höchster Punkt: 444 m). Berühmt ist Türje für seine Abtei, ein aufgelassenes Prämonstratenserkloster.

Die Gemeinde Türje liegt an der Bahnlinie von Boba über Zalaegerszeg nach Őrihodos (heute Hodoš, Slowenien); es halten hier Regionalzüge nach Zalaegerszeg und nach Celldömölk, sowie auch einige Schnellzüge nach Budapest. Eine Fernverkehrsstraße führt nicht durch die Ortschaft, aber Türje ist aus allen Richtungen über Nebenstraßen gut zu erreichen. Türje ist mit der nächstgrößeren Nachbargemeinde Zalaszentgrót durch zahlreiche Autobusverbindungen verbunden. Regelmäßige Busverbindungen gibt es auch mit Sümeg und mit Zalaegerszeg. Des Weiteren sind auch Budapest, Győr und Veszprém mit direkten Fernbuslinien zu erreichen.

Die Entfernungen von Türje (Zalabér-Batyk) betragen mit der Bahn nach Zalaegerszeg 25 km, nach Veszprém 102 km, nach Győr 115 km, nach Budapest 214 km, nach Wien 204 km und nach Graz 202 km.

Geschichte

Das Klostersiegel
Vogelschau vom ehemaligen Kloster

Die Entstehung von Türje geht ins 11. Jahrhundert zurück. Als zu Beginn des 13. Jahrhunderts das Prämonstratenserkloster dort gegründet wurde, war Türje damals vermutlich bereits eine bedeutende Ortschaft, weil dieser Orden seine Klöster nur an wichtigen Orten gegründet hatte. Türje wurde 1234 erstmals urkundlich erwähnt. Zu jener Zeit befanden sich der Ort und alle Dörfer der Umgebung im Besitz der Adelsherren von Türje (von diesem Geschlecht hat der Ort seinen Namen erhalten). Eine Propstei bestand in Türje zwischen 1268 und 1358. Das Türje des 14. Jahrhunderts bestand aus drei Ortsteilen: Klein-Türje, Groß-Türje und Sankt-Thomas-Türje. In den beiden letztgenannten Ortsteilen gab es auch Kirchen. Im 15. Jahrhundert verwickelte sich der besitzende Adel in mehrere Streitigkeiten. Im Zuge dieser Kämpfe wurden die dortigen Leibeigenen (Sklaven) mehrmals überfallen und ausgeraubt. Zur damaligen Zeit war Türje eine bedeutende Siedlung an der Handelsstraße zwischen Budapest und Venedig.

1532 haben die Türken Türje das erste Mal angegriffen und verwüstet. Um die finanziellen Schäden dieser Türkenangriffe gering zu halten, hat die Gemeinde Türje ab 1535 das Marktrecht erhalten (= das Recht, mehrmals im Jahr einen Markttag abzuhalten). 1566 haben die Söldner der Burg von Sümeg das Kloster und die Pfarrkirche von Türje angegriffen, besetzt und niedergebrannt. Bis auf zwei Türme brannte alles nieder. Ab diesem Zeitpunkt war Türje keine Propstei mehr; das Amt blieb zwar bestehen, aber das Amt und der Titel des Propstes gingen nun auf den Bischof von Veszprém über, der Türje zu einer Grenzburg gegen die Türkenangriffe ausbauen ließ. Eine ganze Reihe dieser Grenzburgen findet man auf einer geraden Linie vom Plattensee bis nach Miskolc (von Südwest- nach Nordost-Ungarn). Obwohl die Türken die Burg Türje nicht häufig belagert haben, hat die Bevölkerung regelmäßig eine „Türkensteuer” (Schutzgeld) an die Türken bezahlen müssen, um eben nicht weiter belagert zu werden. Im Zuge des letzten Türken-Angriffs auf Wien ist Türje fast vollständig entvölkert worden.

Ab dem Jahre 1690 wurde der Ort rasch wieder aufgebaut und wiederbesiedelt. 1703 erhielt der Ortsteil Inner-Türje wieder das Marktrecht zurück. Gleich neben dem Ort Türje gab es ein kleineres Dorf mit dem Namen Ober- oder Klein-Türje. Während des Rákóczi-Freiheitskrieges war Türje ein Zentrum der Kuruzen, der Feinde der kaisertreuen Truppen, eine bedeutende Stellung der Aufständischen, die 1707 der kaisertreue Feldmarschall Rabutin niedergebrannt hat. Ab dem Jahre 1720 kehrte der Prämonstratenserorden zurück und siedelte sich in Türje wieder an. Zwischen 1724 und 1779 wurde das neue Kloster erbaut, das bis 1785 dem Prämonstratenserkloster in Pernegg bei Horn im Waldviertel und später dem Mutterkloster Hradisch in Mähren unterstand; ab 1802 war das Kloster Türje dann unabhängig. Bis 1850 wuchs die Ortschaft Türje kontinuierlich an. Der Gutsherr von Türje war zum größten Teil die Propstei. Die ungarischen und die deutschen Bewohner von Türje lebten neben der Landwirtschaft hauptsächlich vom Weinanbau.

In der zweiten Hälfte des 19. Jhdts. verlangsamte sich die Entwicklung des Ortes; er blieb stets eine landwirtschaftlich geprägte Ortschaft. 1876 verlor der Ort dann auch noch das Marktrecht.

Mit der Eröffnung der Bahnlinie von Ukk nach Čakovec (Csáktornya, heute in Kroatien) im Jahre 1890 kam es zu einer geringfügigen Industrialisierung der Ortschaft. In Batyk zweigte früher auch eine Bahnlinie nach Balatonszentgyörgy und Keszthely ab, welche jedoch 1970 nach dem Bau eines neuen Bahnhofes in Batyk eingestellt wurde.

In den 60er Jahren hat sich im Dorf ein wenig Industrie angesiedelt: eine staatliche Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, eine Näherei und ein Transportunternehmen. Daher gab es und gibt es in Türje bis heute keine Abwanderung (Landflucht).

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