- Türkische Geschichtsthese
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Die türkische Geschichtsthese (türkisch Türk Tarih Tezi) war eine von Atatürk in den 1930er Jahren unterstützte Geschichtsauffassung, die eine frühe Einwanderung turkstämmiger Völker nach Anatolien postulierte. Dort sollten sie die Hochkulturen der Hethiter und Sumerer geschaffen haben. Die Geschichtsthese diente dem Prozess der Bildung eines Nationalvolks und war bis zu Atatürks Tod ein Grundpfeiler der offiziellen Geschichtsschreibung.[1]
Bedingt durch den Wunsch, den Türken den Ruhm eines alten Kulturvolkes zu sichern, ließ Atatürk Vermutungen europäischer Wissenschaftler aufgreifen, die eine Verwandtschaft des Sumerischen mit dem Türkischen für möglich hielten. Später förderten Ausgrabungen des deutschen Gelehrten Hugo Winckler in Boğazkale Denkmäler der Hethiter zutage. Auch hier kam der Gedanke auf, Türken hätten Baudenkmäler geschaffen, die später von einer indogermanischen Herrenschicht übernommen wurden.
Die Geschichtsthese versuchte zu belegen, dass Anatolien seit jeher türkisch war, um das Anrecht der Türken auf Anatolien zu begründen, vor anderen Völkern wie den Griechen und Armeniern. Anfangs wurden die Hethiter als Türken angesehen, doch mit der Klassifizierung der hethitischen Sprache als indoeuropäisch fiel diese Einordnung weg.
Erst die Sonnensprachtheorie, nach der alle Sprachen Abkömmlinge des Türkischen sein sollten,[2] machte die postulierte türkische Abstammung von den Hethithern obsolet.
Quellen
- M. Özdoğan, Ideology and archaeology in Turkey. In: Lynn Meskell (ed.), Archaeology under fire: nationalism, politics and heritage in the Eastern Mediterranean and Middle East. London, Routledge 1998, 111-123.
T. Tanyeri-Erdemir, Archaeology as a source of national pride in the early years of the Turkish republic. Journal of Field Archaeology 31/4, 2006, 381-393.
Einzelnachweise
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