- Bartholomäus von Pisa
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Bartholomäus von Pisa (* um 1338; † um 1401) war ein Franziskaner, der eine sehr umfangreiche Schrift über Franz von Assisi (1181–1226) verfasst hat.
Bartholomäus war Mitglied der Pisaner Familie der Rinonico, absolvierte in Bologna eine Theologiestudium (1375 Magistertitel) und predigte in Pisa und Florenz.
Das zwischen 1385 und 1390 von Bartholomäus von Pisa verfasste „Über die Gleichförmigkeit des Lebens des seligen Franziskus mit dem Leben des Herrn Jesus“ (De conformitate vitae Beati Francisci ad vitam Domini Jesu) führt akribisch und überausführlich Parallelen zwischen dem Gründer des Franziskanerordens und Jesus Christus an. Franziskus wird hier gleichsam, wenn auch nur äußerlich zum „zweiten Christus“ stilisiert, die von (Teilen des) Franziskanerordens sowie von der Papstkirche propagierte „Gleichförmigkeit“ (conformitas) des Franziskus mit Christus findet hier einen ihrer Höhepunkte. So listete Bartholomäus mit übergroßem Fleiß alle Wunder und Legenden auf, die innerhalb seines Ordens kursierten, in das Zentrum seiner Darstellung stellte er die Stigmata, die fünf Wundmale des Franziskus, die dieser (angeblich?) auf dem Berg La Verna erhalten haben soll. Die Stigmata waren für Bartholomäus, die Franziskaner und die christlichen Gläubigen der Wendepunkt im Leben des Franziskus, der die „Nachahmung Christi“ (imitatio Christi) am offenkundigsten symbolisierte. Dabei ging Bartholomäus zwar von der Einmaligkeit Christi aus, doch beschränkte er sich, wie seiner Schrift „Über die Nachahmung Christi“ zu entnehmen ist, auch bei der dem Christentum zugrunde liegenden Heilsgeschichte ebenfalls nur aufs Äußerliche. Erkennbar wird dies, wenn der Autor die Stigmata des Franziskus über die Kreuzigung und Auferstehung Christi stellt, hingegen betont, dass die Stigmata ihre Ursache in Jesus Christus haben.
1399 wurde „Über die Gleichförmigkeit“ offiziell vom Franziskanerorden als ausgezeichnet anerkannt, Bartholomäus erhielt als Geschenk eine Originalkutte des verehrten Heiligen.
In der Reformationszeit wandte sich Martin Luther (1483–1546) gegen die Schrift des Bartholomäus über die Gleichförmigkeit und das dadurch vertretene, über Christus stehende Bild des Franziskus. Der Luther-Schüler Erasmus Alber verfasste 1542 und 1543 eine deutsche und lateinische Schrift, in denen er das Buch „Über die Gleichförmigkeit“ gleichsetzte mit einem „Koran der Franziskaner, das heißt Blasphemien- und Lügen-Babel eines stigmatisierten Götzenbildes, genannt Franziskus“, wie der deutsche Titel der Albers-Schrift heißt. Auf katholischer Seite sah man hingegen auch in der frühen Neuzeit im Großen und Ganzen keine Veranlassung, vom Buch „Über die Gleichförmigkeit“ des Bartholomäus von Pisa abzurücken.
Literatur
- Bartholomäus von Pisa. Bearb. v. H. Roßmann. In: Lexikon des Mittelalters Bd. 1, Sp. 1496f.
- Bartolomei Pisani De confirmitate vitae Beati Francisci ad vitam Domini Jesu. In: Analecta Franciscana sive Chronica aliaque varia documenta ad historiam Fratrum Minorum spectantia Bd.IV-V. Florenz 1855–1983,
- Paul Bösch: Franz von Assisi – neuer Christus. Die Geschichte einer Verklärung. Düsseldorf 2005.
- Bruno W. Häuptli: Bartholomäus de Rinonico (Bartholomaeus Pisanus, Bartholomaeus de Rinonichis, de Arnonico). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 26, Nordhausen 2006, ISBN 3-88309-354-8, Sp. 125–127.
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