Umfahrungsstrasse

Umfahrungsstrasse
Teil der alten Bundesstraße 192 bei Penzlin (Mecklenburg- Vorpommern)

Eine Ortsumgehung bzw. Umfahrung ist eine Straße, die das Zentrum einer Ortschaft vom Straßenverkehr, insbesondere vom Fernverkehr bzw. Durchgangsverkehr, entlasten und den Verkehrsfluss verbessern soll. Eine andere verbreitete Bezeichnung ist Umgehungsstraße (in Österreich: Umfahrungsstraße).

Ortsumgehungen sind entweder in Ringform angelegt oder führen einseitig am Ortskern vorbei. Im letztgenannten Fall werden sie häufig nach ihrer Ausrichtung benannt (z. B. Nordumgehung).

In Deutschland sind viele Ortsumgehungen Teil von Bundesstraßen oder Landesstraßen, die ursprünglich historisch gewachsen durch den Ort führten. Manchmal haben sie den Status einer Kraftfahrstraße.

Die durch die Umgehungsstraßen ersetzten Straßen, die durch Ortschaften führen, werden gelegentlich (vollständig oder teilweise) als Radweg genutzt, eine andere Nutzung ist die als Landwirtschaftswege.

Teilortsumgehung

Im Gegensatz zur Ortsumgehung wird bei einer Teilortsumgehung nicht der komplette Ort umgangen; stattdessen wird die Straße innerhalb des Ortes auf eine neue Trasse verlegt, auf der der Durchgangsverkehr die Ortschaft besser passieren kann. Teilortsumgehungen werden dann gebaut, wenn eine vollständige Umgehungsstraße wirtschaftlich oder technisch nicht sinnvoll sind. Die Planung einer Teilortsumgehung ist eng mit der Stadtplanung der jeweiligen Ortschaft verbunden.

Beeinflussung der Verkehrsströme

Sinn einer Ortsumgehung ist die Entlastung des Ortskerns vom Durchgangsverkehr. Hier können Fernverkehr und Regionalverkehr unterschieden werden.

Ursprünglich entwickelten sich Ortschaften an Verkehrswegen, weil der Handel, als Voraussetzung für sich entwickelnde Gemeinden, ohne geeignete Verkehrswege nicht möglich ist. Was zunächst vor allem ein Standortvorteil war, entwickelte sich mit dem Aufkommen des Kraftverkehrs allerdings mehr und mehr zur Belastung.

Der Fernverkehr wurde deshalb im Laufe des 20. Jahrhunderts in Europa weitgehend auf Autobahnen und ähnliche, mindestens vierspurige kreuzungsfreie Straßen mit getrennten Richtungsfahrbahnen verlegt. Jedoch verbleiben noch Lücken im Autobahnnetz: Vereinzelt führen Straßen mit Fernverkehr weiterhin durch Ortschaften. Auch müssen Fahrzeuge, die das Fernstraßennetz erreichen oder verlassen wollen, an manchen Stellen in großer Zahl Ortskerne durchqueren.

Der Regionalverkehr entsteht im Wesentlichen aus der Belieferung von Handelsunternehmen und Industriebetrieben, und dem Warenversand ortsansässiger Unternehmen, sowie aus dem privaten und öffentlichen Personenverkehr auf dem Weg zum Arbeitsplatz, zum Einkaufen oder für sonstige Besorgungen.

Es lassen sich nur solche Verkehrsströme aus den Orten heraushalten, bei denen weder Ursprung noch Ziel im Ort selbst zu finden sind. Entsprechende Analysen im Planungsstadium können Fehler verhindern.

Ein Ansatz, der wenig überregionalen Verkehr anzieht, aber den Ortskern entlastet, ist eine langsame Umfahrungsstraße, die schmaler und mit engeren Kurven geplant wird. Die Zerstückelung der Umgehungsstraße unter Einsatz von Kreisverkehren ist in diesem Zusammenhang beliebt, wenn auch nicht unumstritten, weil diese auch als Zumutung empfunden werden.

Konzeption und Planung

Die Planung von Ortsumgehungen ist oft Anlass für Diskussionen in der Kommunalpolitik, an denen nicht selten Bürgerinitiativen beteiligt sind. Vielerorts sollen Umgehungsstraßen ganz oder teilweise auf bestehenden Eisenbahntrassen verlaufen, die hierzu stillgelegt, abgebaut und entwidmet werden müssen, gegebenenfalls entgegen von Initiativen zu deren Erhalt oder Reaktivierung. Die lokalen Interessenkonflikte im Streit um die beste Lösung verhindern zuweilen jegliche Lösung, zu Lasten der Bewohner der betroffenen Orte und der Verkehrsteilnehmer.

Anderweitige Bebauung, Gewässer oder schützenswerte naturnahe Flächen erzwingen, zumindest in bergigem Gelände, häufig eine aufwändige Streckenführung mit Brücken oder Tunnels. Die erheblichen Kosten, die damit verbunden sind, verzögern oder verhindern nicht selten ebenfalls den Bau von Ortsumgehungen. Beide Problemfelder beeinflussen sich unter Umständen gegenseitig und verkomplizieren die Diskussion weiter.


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