United Lodge of Theosophists

United Lodge of Theosophists

Die United Lodge of Theosophists oder kurz ULT bzw. U.L.T. ist eine 1909 von Robert Crosbie in Los Angeles gegründete theosophische Organisation.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Robert Crosbie war Mitglied der Theosophischen Gesellschaft in Amerika (TGinA) unter der Leitung von Katherine Tingley. 1904 kam es zum Bruch mit Tingley, die Gründe dafür sind nicht bekannt, doch dürften Meinungsunterschiede über die Entwicklung der Theosophie unter Tingley eine Rolle gespielt haben. Crosbie verließ daraufhin die TGinA und ging nach South Pasadena. Hier gründete er 1906 mit einigen interessierten Nachbarn eine theosophische Studiengruppe, welche gemeinsam Werke von Helena Blavatsky und William Quan Judge las. Kurz darauf erhielt er von Ernest T. Hargrove und seiner Theosophischen Gesellschaft in Amerika (Hargrove) (TGinA-Hargrove) eine Stiftungsurkunde zur Gründung einer Loge in Los Angeles. Damit war die kleine Crosbie-Gruppe nun offizielles Mitglied einer Theosophischen Gesellschaft. Als 1907 in der TGinA-Hargrove der Gedanke auftauchte, den Namen auf The Theosophical Society zu ändern, rief dies den Unmut von Crosbie und anderen Mitgliedern hervor. Sahen sie doch die TGinA-Hargrove keineswegs als den rechtmäßigen Nachfolger und Bewahrer der theosophischen Tradition. Obwohl die Namensänderung noch gar nicht vollzogen war, wurde bereits die Gründung einer neuen Organisation ins Auge gefasst.

Gründung der ULT

Crosbie entwarf 1907 mit 7 weiteren Mitgliedern eine Declaration of the United Lodge of Theosophists. Diese sah die Gründung der ULT vor, welche ausschließlich und genau auf den Gedanken von Blavatsky und Judge aufbauen sollte. Am 17. November 1908 veröffentlichte Crosbie seine Gedanken in einem Rundschreiben To all open-mindet Theosophists und am 18. Februar 1909 wurde die ULT in Los Angeles gegründet.

Die einzige Grundlage der neuen Organisation bildete die Declaration. Es gab, im Gegensatz zu anderen Theosophischen Gesellschaften, keinen Präsidenten oder Leiter an der Spitze der ULT, vielmehr waren alle Mitglieder, auch Crosbie, gleichberechtigt. Der einzige Zweck und Zusammenhalt der Gruppe, bildete die Hingabe an die Theosophie. Da alle Mitglieder gleichberechtigt waren, wurden Entscheidungen durch Diskussion innerhalb der Gruppe getroffen. Über die anfallenden Arbeiten in der Organisation, Öffentlichkeitsarbeit usw. gab es ebenfalls Gruppengespräche, in deren Verlauf sich Mitglieder freiwillig zur Übernahme dieser Tätigkeiten verpflichteten. Für die Mitgliedschaft war es gleichgültig, ob ein ULT-Mitglied bereits bei einer anderen TG eingeschrieben war, diese waren ebenso willkommen wie beliebige Außenseiter - einzige Bedingung war die Akzeptanz der Declaration. Die einzelnen Logen waren selbständig und vom Hauptquartier unabhängig, jedoch ebenfalls an die Declaration gebunden.

Expansion

Unter Robert Crosbie

Nach der Gründung durch Robert Crosbie im Jahre 1909, wuchs die ULT nur langsam, im November 1912 gründete Crosbie die Zeitschrift Theosophy als Publikationsorgan der ULT und fungierte auch als Herausgeber. In diesem Jahr rief er auch die erste (ULT-)Theosophische Schule, diese entsprach etwa der Esoterischen Sektion der anderen TG's, ins Leben. 1916 konnte er 2 neue Logen, mit angeschlossener Schule, eine in San Francisco, eine in Berkeley, eröffnen. Am 25 Juni 1919 starb Robert Crosbie und sein Tod löste eine Krise in der ULT aus. Aufgrund der Organisationsstruktur mit nur gleichberechtigten Mitgliedern und ohne Führerfiguren, fehlten nun die Vorbilder und es war niemand da, der zumindest eine weitere Richtung fixieren hätte können. Zudem war die Gruppe noch nicht gefestigt genug und hatte auch nicht die nötigen Humanressourcen, um ohne weiteres aus eigener Kraft die eingeschlagene Richtung fortzusetzen. Schon wurde über eine Auflösung der ULT nachgedacht, andere sprachen für eine Wiederangliederung an die TGinA-Hargrove. In dieser schwierigen Situation besuchte Bahman Pestonji Wadia, ein Mitglied der Adyar-Theosophischen Gesellschaft (Adyar-TG), auf einer Vortragsreise die ULT.

Unter Bahman Pestonji Wadia

Die Theosophie Helena Blavatsky's hatte sich bei der Adyar-TG im Laufe der Jahre verändert und weiterentwickelt, ähnliches war auch bei der TGinA Katherine Tingley's geschehen und hatte dort zum Austritt u.a. von Robert Crosbie geführt. Auch Bahman Pestonji Wadia, ein Mitglied der Adyar-TG, war mit diesen Veränderungen unzufrieden. Seiner Ansicht nach sollte es nur eine streng wortgetreue Auslegung der Lehre Blavatsky's geben und genau diesen Gedanken fand er bei seinem Besuch bei der ULT vor. Schon bei seinem ersten Besuch im November 1919 war er von dieser Ausrichtung sehr angetan. Am 18. Juli 1922 trat er deshalb aus der Adyar-TG aus und wurde Mitglied bei der ULT. Obwohl auch er nur, gemäß der Declaration, als „einfaches Mitglied“ in der ULT wirkte, brachte er ab 1923 neuen Mut und Schwung in die resignierende Mannschaft, stärkte das Selbstvertrauen und richtete die Organisation wieder auf Expansionskurs aus. Er förderte die bestehenden Studiengruppen und rief durch Vorträge und schriftliche Unterweisungen neue Gruppen ins Leben.

Noch 1923 gründete er an der Ostküste der USA mehrere neue Logen, 1925 gelang ihm die erste Logengründung außerhalb der USA in Großbritannien. Es folgten 1928 Frankreich und, als Konkurrenz der Adyar-TG im eigenen Land, 1929 eine Loge in Mumbai, ab 1930 brachte er eine neue Zeitschrift, The Aryan Path, speziell für Indien heraus. Am 11. August 1945 rief Wadia The Indian Institute of World Culture (IIWC) in Bangalore ins Leben, eine speziell auf indische Verhältnisse ausgerichtete Schwesterorganisation der ULT. Während seiner Tätigkeit für die ULT wurden weitere Logen in den USA, Indien, den Niederlanden und Belgien gegründet. Insgesamt erreichte die Organisation während Wadia's Zeit eine beachtliche Größe und verbreitete sich über die ganze Welt. Hauptsächlich durch sein Engagement zählt die ULT heute (2006) zu den bedeutendsten Theosophischen Gesellschaften weltweit. Nach Wadia's Tod, am 20. August 1958, gab es in der ULT bis heute (2006) niemand mehr, der Crosbie oder ihm an Format auch nur annähernd gleichgekommen wäre oder ein ähnliches Wirkungsspektrum hätte entfalten können.

Organisation

Die Führung

Obwohl seitens der ULT immer wieder betont wurde und wird, dass in der Gruppe völlige Gleichberechtigung unter allen Mitgliedern herrscht, so hatten doch Crosbie und später Wadia zumindest eine inoffizielle Führungsfunktion inne, de facto galt ihr Wort, und ohne ihr Charisma wäre die ULT, sofern es sie überhaupt noch gäbe, nicht das, was sie heute ist. Obwohl offiziell nicht bestätigt, gibt es in der ULT einen Kern von „durchsetzungsfähigeren“ Mitgliedern, deren Meinung und Richtung dann in den meisten Fällen be- und verfolgt wird. Das Wachstum der ULT ist seitdem geringer.

Die Ziele

Die Ziele der Theosophischen Gesellschaft unterlagen im Laufe der Zeit einem Entwicklungsprozeß, heute lauten sie für die ULT folgendermaßen:

  • To form the nucleus of a Universal Brotherhood of Humanity, without distinction of race, creed, sex, caste, or color.
    • Einen Kern der allumfassenden Bruderschaft der Menschheit zu bilden, ohne Unterschied von Rasse, Glauben, Geschlecht, des Standes oder der Hautfarbe.
  • The study of ancient and modern religions, philosophies and sciences, and the demonstration of the importance of such study.
    • Alte und moderne Religionen, Philosophien und Wissenschaften zu studieren und die Wichtigkeit solcher Studien zu beweisen.
  • The investigation of the unexplained laws of Nature and the physical powers latent in man.
    • Die noch ungeklärten Naturgesetze und die im Menschen verborgenen geistigen Kräfte zu erforschen. [1]

Die Lehre

Das Werk Helena Blavatsky's, und, in zweiter Linie, auch William Quan Judge's, bildet die Grundlage der ULT-Theosophie. Mit Einschränkungen werden auch mit der Theosophie übereinstimmende Titel, vor allem östlicher Philosophie und antiker griechischer Literatur als Kanonisch betrachtet. Diese, und nur diese, sollte ein Schüler studieren, verinnerlichen und im praktischen Leben umsetzen. Um die „Reinheit“ der Lehre zu gewährleisten, wurden von der ULT Faksimile-Neudrucke der Blavatsky-Erstausgaben hergestellt und werden auch nur diese als korrekt anerkannt. Andere Ausgaben, vor allen solche anderer Theosophischer Gesellschaften (TG), die manchmal kleinere Korrekturen oder Anpassungen an heutige Schreibweisen beinhalten, werden als herätisch abgelehnt. In diesem Sinne ist die ULT als der orthodoxe Zweig der Theosophie zu betrachten.

Die ULT bezeichnet sich selbst als der rechtmäßige Erbe der theosophischen Tradition, welche direkt von Blavatsky über Judge auf die ULT übergegangen sein soll. Allerdings beruft sich seit der ersten Spaltung 1895 und auch heute noch, praktisch jede TG auf gerade das gleiche. Seitens der etablierten Kirche wird die ULT, wie alle TG's, abgelehnt.

Die Declaration

Die Declaration of the United Lodge of Theosophists aus dem Jahre 1907 bildet bis heute (2006) die einzige Grundlage der ULT. Sie besteht bloß aus etwa 280 Wörtern und regelt die gesamte Ausrichtung und Organisation der Gruppe.
Inhalt: Die Unabhängigkeit der ULT wird proklamiert und jegliche Auseinandersetzung über die Ausrichtung der theosophische Lehre abgelehnt. Die einzige Aufgabe stellt die Verbreitung der ursprünglichen theosophischen Lehren, sowie deren Umsetzung im eigenen Leben dar. Bedingung dabei ist die Hingabe an die Theosophie, dazu ist keinerlei Hierarchie oder Führungspersönlichkeit nötig. Respekt und Offenheit gegenüber allen wahren Theosophen und jedem, der diese Ziele respektiert.

Quellen

  1. Ziele der drei wichtigsten Theosophischen Gesellschaften: http://www.katinkahesselink.net/faq/tm_faq.htm

Weblinks


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