- Basislinie Unterföhring - Aufkirchen
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Die Basislinie Unterföhring–Aufkirchen [1] ist die Ausgangslinie für die bayerische Triangulation des Jahres 1801 unter Leitung des französischen Obersten Charles Rigobert Marie Bonne.
Kurfürst Maximilian IV. Joseph (der spätere König Maximilian I.) gründete im Juni 1801 das Topographische Bureau (Vorläufer des Bayerischen Landesvermessungsamtes). Er forderte eine „vollständige, astronomisch und topographisch richtige“ Karte von Bayern (im 16. Jh hatte Philipp Apian Bayern bereits kartografiert). Um sie anfertigen zu können, teilten die Vermessungsingenieure, ausgehend von einer Basislinie, das Land in genau vermessene Dreiecke, deren Seiten und Winkel durch markante Punkte bestimmt waren (Triangulation). Das Erdinger Moos (nordöstlich von München), eine damals fast menschenleere Moor-Ebene, erschien ihnen als geeignetes Gelände für die Festlegung einer Basislinie. Da zwischen Unterföhring (am nordöstlichen Stadtrand Münchens) und Aufkirchen, einem Ortsteil der Gemeinde Oberding, keine Gebäude die Messung behinderten, wurden die beiden Orte als Endpunkte festgelegt.
Der französische Ingenieurgeograph Oberst Charles Rigobert Marie Bonne (1771–1839) leitete die Messarbeiten (nicht zu verwechseln mit dem Kartographen Rigobert Bonne, 1727?–1795). Der nach CRM Bonne benannte „Basisapparat“ bestand u.a. aus 5 m langen Tannenholzlatten (die zum Schutz vor Feuchtigkeit mehrfach mit Ölfarbe gestrichen worden waren, um Längenveränderungen auszuschließen). Die Messungen (durch geeignetes Hintereinanderlegen der geeichten Latten) begannen am 25. August 1801. Die Länge der Basis wurde zu 21.653, 80 m ermittelt. Direkt nach Abschluss der Außenarbeiten im November 1801 verfasste CRM Bonne einen Bericht über die Basis-Messung („Construction de la Carte de Bavière“, heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv). Um die Basislinie jederzeit nachmessen zu können, wurden 1802 über den beiden Endpunkten Steinpyramiden errichtet (die Pyramide in Unterföhring steht nördlich der Abzweigung Föhringer Ring und Kreisstraße [2]▼48.17668311.638438 , die in Aufkirchen am Kraftwerk [3]). Die heute angewandte, durch Satelliten gestützte Messtechnik bestätigt die Genauigkeit der Ergebnisse von 1801: Bonne hat sich nur um weniger als 1 m vertan. Das Meter war erst 1795 im revolutionären Frankreich eingeführt worden. Deshalb wurde die Basislänge in ein den Bayern damals vertrautes Maß umgerechnet: 7.419,267 bayerische Ruthen (1 Ruthe = 10 Schuh = 2,91859… m).
Die Helmspitze des Nordturms▼48.13867911.572989 der Münchener Frauenkirche (des Nullpunkts der bayerischen Landesvermessung), die beiden Pyramiden (die Enden der Basislinie) und die Spitze der Pfarrkirche in Aufkirchen (St. Johann Baptist) liegen auf derselben Geraden. Die Entfernung Frauenkirche – Unterföhringer Pyramide beträgt ungefähr 6.450 m und die zwischen Aufkirchener Pyramide und Pfarrkirche ungefähr 400 m.
Quellen
- Günter Nagel: „Die Basis von Charles Rigobert Marie Bonne“ (Mitteilungsblatt des Deutschen Vereins für Vermessungswesen, 2001, Nr. 53, 2)
- Günter Nagel: „Hochbetagt und topmodern“, pdf-Datei
Fußnoten
- ↑ In manchen Quellen (vgl. z.B. Fußnote 3) wird irrtümlicherweise das zu München gehörige Oberföhring als südwestliches Ende der Basislinie genannt (vielleicht weil der Endpunkt nur ca. 100 m von der Münchener Stadtgrenze entfernt liegt)
- ↑ http://www.unterfoehring.de/enid/2fc353cef385391dc1e60866121db0f7,0/Geschichte/Chronik_der_Gemeinde_3s.html
- ↑ http://www.oberding.de/Gemeinde/Aufkirchen.htm
Siehe auch
- Basis Bonn (1847)
- Basislinie Schloss Solitude–Ludwigsburg (1820)
- Gaußsche Landesaufnahme, mit Hinweis auf die (von Gauß selbst geleitete) Triangulation von 1821 bis 1825
- Großenhainer Grundlinie (1870)
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