- Untertreibung
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Untertreibung (engl. Understatement) (der Gegensatz ist Übertreibung) wird oft als Stilmittel eingesetzt. Oft dient eine Litotes der Untertreibung. Auch wird der Begriff Understatement häufig in der Konzeption von Werbung und Marketing benutzt. Unternehmen, die in ihrer Öffentlichkeitsarbeit auf Understatement setzen, verzichten auf vordergründige Effekte oder im Trend liegende Stilelemente. Ein Beispiel für Understatement im Kfz-Bereich sind sportliche Limousinen, deren äußeres Erscheinungsbild sich – trotz deutlich gesteigerter Leistungsdaten gegenüber der Serienausführung – nicht wesentlich oder nur in Nuancen unterscheidet. In der Schauspielkunst wird Understatement häufig eingesetzt, um die Aufmerksamkeit des Publikums in einer bestimmten Szene besonders zu bündeln. Siehe Unterspielen.
Gebrauch im englischen Sprachraum
Im englischen Sprachraum ist mit understatement vor allem gemeint, sich weniger dramatisch auszudrücken, als man es angesichts dramatischer Situationen erwarten könnte. Extremes Understatement wird auch im englischen Humor, u. a. der Gruppe Monty Python, eingesetzt. Beispiel: Als in einer Filmszene von Monty Python auf einer Dinnerparty der allegorische Tod (Sensenmann, engl. Grim Reaper) erscheint, um alle Gäste zu holen, kommentiert einer der Gäste trocken: “Well, that’s cast rather a gloom over the evening, hasn’t it?” (deutsch: „Nun, das hat ein wenig Trübsinn in den Abend gebracht, oder?“).
Nicht ganz sicher historisch verbürgt, aber überaus berühmt ist die Begrüßung zwischen Henry Morton Stanley und David Livingstone. Stanley fand Livingstone, der seit 1869 als verschollen galt, nach einer achtmonatigen und über 11.000 Kilometer durch Zentralafrika führenden Suchexpedition am 10. November 1871 in Ujiji und sprach ihn mit der Wendung an: „Dr. Livingstone, I presume?“ ("Dr. Livingstone, nehme ich an?")
Auch im Journalismus des englischen Sprachraums, z. B. dem Stil der BBC, ist er z. T. zu finden. Ein Beispiel aus dem Journalismus: Der ägyptische Außenminister kommentierte in einem Interview mit dem BBC World Service 2006 die bürgerkriegsartigen Zustände im Irak folgendermaßen: “I think there’s a problem between Shias and Sunnis”. (dt.: „Ich denke, es gibt ein Problem zwischen den Schiiten und den Sunniten“.)
Zudem wird mit dem englischen Understatement auch die stoische Gelassenheit als Charakterzug der Engländer assoziiert.
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