Valentinianismus

Valentinianismus

Der Valentinianismus bezeichnet die von den Schülern des Gnostikers Valentinus vertretene gnostisch-christliche Lehre und war eine der am weitesten verbreiteten Bewegungen des Gnostizismus.

Inhaltsverzeichnis

Schüler des Valentinus

Irenäus erwähnt Ptolemäus, Herakleon und Theodot als Schüler von Valentinus. Der von ihnen weiter entwickelte Valentinianismus existierte in einer westlichen (Ptolemäus, Herakleon) und östlichen (Theodot) Form. Hippolytus erwähnt einen Axionicos und einen Ardesianes (nach Schaff vermutlich identisch mit Bardesanes) für die östliche Form.

Irenäus von Lyon folgend wurden in der Antike vor allem Herakleon und Ptolemäus als unmittelbare Schüler Valentinus’ verstanden. In der neueren Forschung treten sie mit ihrer eigenen theologischen Qualität stärker in den Vordergrund,[1] sodass man von einer eigentlichen „Schule“ nicht mehr sprechen kann. Einige Grundelemente der Theologie Valentinus' und des Valentinianismus wurden auch von Origenes aufgenommen und weiter entwickelt.[2]

Geschichte

Irenäus erwähnt um 180 verschiedene Schüler des Valentinus, die in Rom und Alexandria tätig sind.

Nach Ambrosius von Mailand störten im Jahr 388 Valentinianer bei Kallinikos (Syrien) eine Prozession von Mönchen, worauf die Mönche den Tempel der Valentinianer in einem Dorf niederbrannten. Kaiser Theodosius I. ordnete die Bestrafung der Mönche an, Ambrosius trat für sie ein.[3] Die letzte Erwähnung von Valentinianern ist 692 im Kanon 95 des zweiten Konzils von Trullo.[4]

„Letzte Zeugnisse, die für die Existenz von Valentinianern in Anspruch genommen werden können, stammen aus dem 7. Jh. [...], aber nach der Mitte des 5. Jh. scheinen sie keine wirkliche Größe mehr dargestellt zu haben.“[5]

Lehre

Der Valentinianismus ist eine synkretistische religiöse Bewegung und stark christlich geprägt. Da ein guter Schöpfergott angenommen wird, stellt sich Valentinos die Frage nach der Herkunft des Elends in der Welt. Die Antwort wird in einer mythischen Erzählung – dem sog. Sophia-Mythos – gegeben:

Durch einen Sündenfall vor der Schöpfung entsteht die Welt. Dieser steht eine rettende Erlösergestalt gegenüber. Somit ergibt sich ein dualistisches Weltbild, eines der Kennzeichen gnostischer Systeme: Die Welt, die Finsternis, das Materielle steht einer geistigen Welt, dem Licht gegenüber.

Anmerkungen

  1. Vgl. Markschies, in: TRE 34, S. 495
  2. Vgl. Klaus-Gunther Wesseling: "Valentinos". In: BBKL XII (1997), spp. 1067-1084
  3. Ambrosius: Epistel XL. (englisch)
  4. Kanon 95 des zweiten Konzils von Trullo
  5. Markschies, in: TRE 34, S. 498

Literatur

  • Philip Schaff: § 126. The School of Valentinus. Heracleon, Ptolemy, Marcos, Bardesanes, Harmonius in History of the Christian Church
  • Philip Schaff: Valentinus and his School in New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge
  • Christoph Markschies: "Valentin/Valentinianer". In: TRE Bd. 34 (2003), S. 495-500 Google-Booksearch
  • Christoph Markschies: Valentinus Gnosticus? Untersuchungen zur valentinianischen Gnosis, mit einem Kommentar zu den Fragmenten Valentins. WUNT 65. Mohr, Tübingen 1992 ISBN 3-16-145993-8
  • Christoph Markschies: "Die valentinianische Gnosis und Marcion - einige neue Perspektiven". In: Gerhard May, Katharina Greschat, Martin Meiser (Hrsg.): Marcion und seine kirchengeschichtliche Wirkung: Vorträge der Internationalen Fachkonferenz zu Marcion, gehalten vom 15. - 18. August 2001 in Mainz = Marcion and his impact of church history. Berlin; New York: de Gruyter 2002 ISBN 3-11-017599-1, S. 159-175 Google-Booksearch
  • Einar Thomassen: The Spiritual Seed. The Church of the "Valentinians". Nag Hammadi and Manichaean Studies 60. Brill, Leiden u.a. 2006 ISBN 90-04-14802-7
  • Niclas Förster: Marcus Magus: Kult, Lehre und Gemeindeleben einer valentinianischen Gnostikergruppe. Sammlung der Quellen und Kommentar. WUNT 114. Mohr Siebeck, Tübingen 1999 ISBN 3-16-147053-2
  • Everett Procter: Christian Controversy in Alexandria. Clement's Polemic against the Basilideans and Valentinians. American University Studies 7/172. Lang, New York u.a. 1995 ISBN 0-8204-2378-5
  • Holger Strutwolf: Gnosis als System. Zur Rezeption der valentinianischen Gnosis bei Origenes. Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 56. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993 ISBN 3-525-55164-9
  • Klaus-Gunther WesselingValentinos (Valentin, Valentinian, Valentinus, Valentius). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 1067–1084.

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