- Vater und Sohn
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Vater und Sohn sind die bekanntesten Figuren des deutschen Zeichners e.o.plauen. Die textlosen Geschichten handeln von den Erlebnissen eines rundlichen, kahlköpfigen Vaters und seines struwwelpetrigen Sohnes, die sich mit diversen Alltagssituationen herumschlagen.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Erscheinen
Im Jahr 1934 wurde der Redakteur Kurt Kusenberg vom Ullstein Verlag damit beauftragt, einen Zeichner für eine bei der Berliner Illustrirten Zeitung zu installierende Zeichenserie zu suchen. Unter den über 20 Zeichnern, mit denen er Kontakt hatte, fiel die Wahl auf den Zeichner Erich Ohser, der mehrere Entwürfe vorgelegt hatte, darunter auch einen Entwurf von Vater und Sohn. Da Ohser wegen seiner politischen Karikaturen während der Zeit der Weimarer Republik durch die Nichtaufnahme in die Reichskulturkammer de facto mit einem Berufsverbot belegt war, musste eine Lösung gefunden werden, wie die Zeichnungen doch veröffentlicht werden konnten. So erhielt der Verlag die Erlaubnis vom Propagandaministerium, dass Ohser „unpolitische Zeichnungen unter einem Pseudonym“ veröffentlichen dürfe.[1] Deshalb signierte Ohser die Geschichten von Vater und Sohn durchgängig mit e.o.p., wobei die ersten beiden Buchstaben seine Initialen darstellten und das p für seine Heimatstadt Plauen stand.[1] Später setzte sich e.o.plauen als sein Künstlername durch.
Am 13. Dezember 1934[1][2] erschien die erste Geschichte von Vater und Sohn in der Berliner Illustrirten Zeitung und erreichte somit ein Millionenpublikum.[3] Insgesamt wurden bis Dezember 1937, als die letzte Folge von Vater und Sohn erschien, 157 Geschichten in der Berliner Illustrirten Zeitung veröffentlicht,[2] obwohl Ohser zwischenzeitlich mit einem Berufsverbot belegt wurde, das durch die Initiative des Ullstein Verlages rückgängig gemacht werden konnte. Als Gegenleistung mussten Vater und Sohn für das Winterhilfswerk, für die Reichstagswahl 1936 und die Olympischen Sommerspiele 1936 werben. Ohser beendete die Serie auf eigenen Wunsch und ließ Vater und Sohn sich mit einer Bildergeschichte verabschieden, in der die beiden Titelfiguren in Richtung Horizont laufen und dann in den Himmel entschweben. Schon in der vorletzten Bildergeschichte hatten sich Vater und Sohn entsetzt darüber gezeigt, dass sie in den Mittelpunkt einer zunehmenden Kommerzialisierung gerieten. Zwischenzeitlich waren schon Karikaturen erschienen, die sich über die Langlebigkeit der Reihe lustig machten.
Im Ullstein Verlag wurde 1935 mit einer Startauflage von 10000 Exemplaren ein Buch mit dem Titel Vater und Sohn - 50 lustige Streiche und Abenteuer, das neben 40 bereits veröffentlichten Bildergeschichten 10 neue enthielt, veröffentlicht; das Vorwort hatte Kusenberg unter dem Pseudonym Hans Ohl geschrieben. Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Druckauflage auf insgesamt 90000 Exemplare erhöht. In den Jahren 1936 und 1938 wurden zwei weitere Bücher herausgegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte der Südverlag Konstanz 1948 sämtliche Rechte an Vater und Sohn.[4] Durch den Südverlag, der weiterhin Rechteinhaber ist,[5] und diverse Lizenznehmer wurden allein im deutschen Sprachraum diverse Buchausgaben mit Vater und Sohn-Geschichten, darunter auch welche im ostdeutschen Eulenspiegel-Verlag, vertrieben, sodass die Gesamtauflage schon früh mehrere hunderttausend Bücher umfasste.
Insgesamt wurden 192 verschiedene Vater und Sohn-Geschichten veröffentlicht.[6]
Rezeption
Wurden Vater und Sohn 1962 in der Zeit als „die populärsten Witzfiguren des Jahrhunderts“ gelobt,[7] so empfindet Eckart Sackmann „die gewählte Form“ als „schon damals hoffnungslos altbacken“, da „in ihrer weltfremden Biederkeit die Strips […] auf die Fliegenden Blätter der Jahrhundertwende [verwiesen]“.[3] Für Andreas C. Knigge, der den Geschichten von Vater und Sohn in seinem Buch 50 Klassiker Comics ein eigenes Kapitel widmet, hat e.o.plauen „einen zeitlosen Klassiker geschaffen, hinter dessen Popularität das Schicksal des Zeichners in Vergessenheit geriet.“[8] Auch für Bernd Dolle-Weinkauff sind die Geschichten von Vater und Sohn „ein neuer Klassiker der Bildgeschichte in Deutschland“,[9] er zählt sie jedoch nicht zu den Comics, sondern zu den Pantomime strips.[10]
Literatur
- Andreas C. Knigge: Fortsetzung folgt – Comic-Kultur in Deutschland. Ullstein, Frankfurt am Main / Berlin / Wien 1986, ISBN 3-548-36523-X, S. 40–43.
- Andreas C. Knigge: Comic-Lexikon. Ullstein, Frankfurt am Main / Berlin 1988, ISBN 3-548-36554-X, S. 347–348.
- Andreas C. Knigge: 50 Klassiker Comics. Von Lyonel Feininger bis Art Spiegelman. Gerstenberg, Hildesheim 2004, ISBN 3-8067-2556-X, S. 78–81.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Entstehung von Vater und Sohn auf e.o.plauen.de, abgerufen am 12. Juni 2009.
- ↑ a b Andreas C. Knigge: 50 Klassiker Comics. Von Lyonel Feininger bis Art Spiegelman. Gerstenberg, Hildesheim 2004, ISBN 3-8067-2556-X, S. 79.
- ↑ a b Wohin rollst du, Goebbelchen? – Artikel von Eckart Sackmann auf comic.de, abgerufen am 12. Juni 2009.
- ↑ Entstehung von Vater und Sohn auf e.o.plauen.de (Fortsetzung), abgerufen am 12. Juni 2009.
- ↑ Vater und Sohn-Seite des Südverlags, abgerufen am 12. Juni 2009.
- ↑ Andreas C. Knigge: Fortsetzung folgt - Comic-Kultur in Deutschland. Ullstein Verlag, Frankfurt am Main, Berlin und Wien 1986, ISBN 3-548-36523-X, S. 43.
- ↑ Kleiner Kunstkalender. In: Die Zeit, Nr. 22/1962
- ↑ Andreas C. Knigge: 50 Klassiker Comics. Von Lyonel Feininger bis Art Spiegelman. Gerstenberg, Hildesheim 2004, ISBN 3-8067-2556-X, S. 81.
- ↑ Bernd Dolle-Weinkauff: Comics. Beltz Verlag, Weinheim / Basel 1990, ISBN 3-407-56521-6, S. 21.
- ↑ Bernd Dolle-Weinkauff: Comics. Beltz Verlag, Weinheim / Basel 1990, ISBN 3-407-56521-6, S. 331.
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