- Verb der Fortbewegung
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Verben der Bewegung (auch Hausverben genannt) weisen in einigen Sprachen grammatische Besonderheiten auf.
Inhaltsverzeichnis
Im Deutschen
Zusammengesetzte Zeitformen werden bei diesen Verben im Deutschen mit dem Hilfsverb sein (und nicht mit haben) gebildet.
Im Perfekt heißt es also standardsprachlich Ich bin gegangen. Im süddeutschen und österreichischen Sprachraum werden Verben des Stillstands ebenfalls mit sein gebildet, so z. B. Ich bin gestanden anstatt standardsprachlich Ich habe gestanden[1].
Wird das Verb der Bewegung jedoch transitiv gebraucht, wird das Hilfsverb haben verwendet:
- ich bin nach Hause gefahren
- ich habe einen Wagen gefahren
Im Französischen
Entsprechendes gilt im Französischen: Beschreibt ein Verb eine Bewegungsrichtung, so wird das Passé composé in der Regel mit être (sein) und nicht mit avoir (haben) gebildet. Das Französische kennt die folgenden dreizehn „primären“ Verben der Bewegung: aller - arriver - descendre - entrer - monter - mourir - naître - partir - rentrer - retourner - sortir - tomber - venir. Davon abgeleitete Verben, wie zum Beispiel devenir, verlangen ebenso das Hilfsverb être.
Alle weiteren Verben der Bewegung zählen nicht zu dieser Gruppe. So bilden zum Beispiel die Verben nager (schwimmen) und courir (rennen, laufen) das Passé composé mit avoir.
Das Verb aller (gehen) dient im Französischen außerdem als modifizierendes Verb: die naheliegende Zukunft wird durch die Konstruktion aller + Infinitiv ausgedrückt:
- je vais te voir ce soir - ich „gehe“ dich sehen heute Abend - ich sehe dich heute Abend.
Im Englischen
Das Englische Verb to go (gehen) dient beim so genannten Going-to future zum Ausdruck der nahen Zukunft:
- I was going to meet him - ich war gehend zu treffen ihn - ich war im Begriff, ihn zu treffen
Die entsprechende Konstruktion gibt es zur Bildung des Futurs in den keltischen Sprachen.
Im Schwedischen
Eine ähnliche Konstruktion wie im Französischen für das Futur gibt es im Schwedischen mit dem Verb für kommen:
- jag kommer att … - ich komme zu … - ich bin im Begriff zu …
Im Italienischen
Im Italienischen wird das Perfekt (passato prossimo) der Verben der Bewegungsrichtung wie im Deutschen mit dem Hilfsverb essere (sein) gebildet. Wenn jedoch Ziel oder Ausgangspunkt der Bewegung nicht angegeben sind oder bei transitivem Gebrauch des Verbs wird das Hilfsverb avere (haben) verwendet. Beispiel:
- sono corso a casa - ich bin nach Hause gerannt
- ho corso due ore - ich bin zwei Stunden lang gerannt
- sono saltata dal tavolo - ich bin vom Tisch gesprungen
- ho saltato il pranzo - ich habe das Essen übersprungen
Zwei italienische Verben - venire (kommen) und andare (gehen) - können darüber hinaus wie Hilfsverben mit dem Passivpartizip verwendet werden. Venire ersetzt hier das Hilfsverb essere bei der Passivbildung, andare verleiht dem Passiv einen Ausdruck der Notwendigkeit. Beispiele:
- l'importo viene rimborsato - der Betrag wird („kommt“) zurückerstattet
- l'importo va rimborsato - der Betrag muss zurückerstattet werden (gehört („geht“) zurückerstattet)
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