Battus (Ovid)

Battus (Ovid)

Battus ist die Hauptfigur einer gleichnamigen Kurzsage von Ovid. Der Sage nach war Battus ein Greis aus Messalien, der vom Gott Merkur geprüft wurde, ob er ein Versprechen auch dann halten kann, wenn er sich einer Versuchung ausgesetzt sieht.

Sage

Battus erfuhr als einziger von einem Rinderherden-Diebstahl. Merkur versprach Battus eine Kuh, wenn er dies niemandem erzählen würde. Merkur verschwand danach zunächst, kam jedoch verkleidet zu Battus zurück und fragte diesen nach der besagten Herde. Als Belohnung für seine Auskunft würde Battus zusätzlich zu einer Kuh einen Stier erhalten. Er konnte diesem Angebot nicht widerstehen und verriet dem verkleideten Merkur den Ort. Daraufhin gab sich Merkur zu erkennen, fragte Battus, warum er ihn verraten habe und verwandelte Battus' Herz in Schiefergestein.

Noch heute soll dieses Gestein deshalb Verräter genannt werden.

Textübersetzung

Es war zu jener Zeit, dass dich ein Fell der Hirten bedeckte, und dass sich in deiner linken Hand ein aus dem Wald stammender Stab befand, in der anderen hieltst du eine Panflöte mit sieben verschiedenen Rohren. Während die Liebe Liebeskummer ist und du deine Panflöte streichelst, verkündete uns die Maja, dass auf den pylischen Feldern Kühe fortschreiten. Der Sohn der atlantischen Maja sah sie und verbarg diese Fortgetriebenen durch seine eigene Kunst in den Wäldern. Niemand bemerkte diesen Diebstahl, außer eines alten Greises, in jenem Lande wohlbekannt, den die ganze Nachbarschaft Battus nannte, ein Wächter, der in reichen Gebirgen und auf grasreichen Weiden dem vornehmen Nelus Herden der Rösser behütete. Diesen zog er schmeichelnd und mit der Hand beiseite und sagte: “Wer du auch bist, Fremder, falls jemand zufällig nachfragt, ob du diese Rinder gesehen hast, so leugne und damit du dies nicht umsonst gemacht wurde, so ergreife die glänzende Kuh als Lohn” und er gab ihm die Kuh. Der entgegennehmende Fremde gab zurück: “Gehe du gefahrlos von mir! Dieser Stein da wird eher deinen Diebstahl ausplaudern.” Und er streckte den Stein entgegen. Merkur täuschte vor, zu gehen und kehrte bald mit gewandelter Erscheinung und Stimme zurück: “Landmensch, wenn du”, so sagte er, “hier auf diesem Pfad Rinder gehen gesehen hast, so hilf und plaudere den Diebstahl nicht aus! Dir wird als Lohn eine Kuh gepaart mit einem Stiere gegeben werden.” Dagegen der Greis, sobald seine Belohnung verdoppelt worden ist: “Hinter dem Berg,” so sagte er, “werden sie sein, und hinter dem Berg sind sie gewesen.” Der Gott lachte und sprach: “Mich verrätst du mir selbst, Treuloser? Mich verrätst du mir selbst?” und verwandelte die tückischen Geiste in einen harten Schieferfels, der jetzt von jedem “Verräter” genannt wird.

Moral

Ovid will damit die Versuchung des Menschen thematisieren und womöglich auch den Bruch eines Versprechens - gewichtiger scheint dabei allerdings das Moment des Ungehorsams gegenüber einem Gott (und der Bruch des Versprechens diesem gegenüber), denn einem sterblichen Menschen hätte er nicht versprechen müssen, den Diebstahl geheim zu halten, da unter Menschen (alleine) die Aussprache der Wahrheit wohl als tugendhafter eingeschätzt werden kann.

Man könnte annehmen, dass sich Battus schon in einem Konflikt befindet, als er Merkur das Versprechen gibt, das Unrecht des Diebstahls anderen gegenüber zu verheimlichen. Da er abwägen muss, ob er einem Gott gehorcht oder der Tugend der Wahrheit. Ein Grund, eher Merkur zu gehorchen, könnte darin liegen, dass der Diebstahl vielleicht Bestandteil eines göttlichen Plans ist, in den Battus, als Sterblicher keinen Einblick hat.

Siehe auch: Ovid, Metamorphosen, Goldenes Zeitalter


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