Verlegenheit

Verlegenheit

Die Verlegenheit ist ein Gefühl von Befangenheit, Verwirrung, Unsicherheit und Beschämung. Sie tritt häufig in peinlichen Situationen auf, wenn der Betroffene „sein Gesicht verliert“, etwa bei einer öffentlichen Beschimpfung, bei einer Bloßstellung, bei einer Anklage vor Gericht oder bei einem Fauxpas in Gesellschaft.

Inhaltsverzeichnis

Verlegenheit und Scham

Verlegenheit und Scham werden oft synonym verwendet. Die weitgehende sprachliche Überlappung dieser beiden gefühlsbeschreibenden Begriffe und die Tatsache, dass Verlegenheit und Scham hinsichtlich ihrer Auslöser, ihrer Auftretensbedingungen, ihres Ausdrucks und ihrer Physiologie kaum unterscheiden lassen, sprechen dafür, Verlegenheit und Scham als Erscheinungsweisen ein und derselben Grundemotion aufzufassen. Was Verlegenheit und Scham unterscheidet, ist, dass Verlegenheit eher als 'vorausschauend', Scham eher als 'zurückblickend' charakterisiert wird, sodann, dass Scham deutlicher als Verlegenheit auch eine sexuelle Tönung haben kann, und schließlich, dass Verlegenheit in der Ontogenese früher auftritt als Scham.

Auslöser der Verlegenheit

Zu den Auslösern von Verlegenheit und Scham können Überschreitung von gesellschaftlich breit akzeptierten Grenzen oder Normen, leistungsbezogene Misserfolge, physische und psychische Defizite und Abweichungen hinsichtlich Aussehen, Charakter, Können etc. gezählt werden, welche ins Bewusstsein des Umfeldes zu treten drohen (Verlegenheit) oder getreten sind (Scham). Hinzu kommen Akte der Beschämung durch andere Menschen: Gesten der Rangverminderung, Relevanzmissachtung, Distanzlosigkeiten und Grenzüberschreitungen, deren Opfer jemand wird. Auslöser von Verlegenheit können ebenso (vermeintlich unverdientes) Lob oder Komplimente sein, sofern hiermit vom Gesprächspartner (bewusst oder unbewusst) ein latent vorhandenes Bewusstsein eigener Mängel angesprochen wird.

Die Auftretensvoraussetzungen der Verlegenheit

Eine kognitive ontologische Auftretensvoraussetzung von Verlegenheit ist das Wissen, eine physische Außenseite zu haben. Erst wer sich seiner Außenseite bewusst ist, kann ein Selbstkonzept entwickeln. Als Indikator der Entwicklung eines Selbstkonzeptes gilt das Erkennen seiner selbst im Spiegel. Diese kognitive Reifung findet beim Menschen um den 18. Lebensmonat herum statt. Für die Entwicklung der Scham sind zusätzliche Reifungen notwendig: das Wissen um und die Aneignung von Normen, ein Bewusstsein für deren Messbarkeit, das Verständnis für die Verantwortung eigener Handlungen und schließlich der Wille zu echter Anstrengung.

Der Ausdruck der Verlegenheit

Oft zu beobachtende charakteristische mimische und posturale Ausdruckselemente von Verlegenheit und von Scham sind Selbstberührungen (z. B. sich kratzen), sich Kleinermachen, Niederschlagen der Augenlider und Senken des Blickes rsp. Vermeiden von Blickkontakt, sich Bedecken (z. B. Bedecken des Gesichtes mit den Händen) sowie das submissive, „verlegene Lächeln“; der verbale Ausdruck ist oft gekennzeichnet durch ein Stocken des Redeflusses, Stottern, Äußern von Ähm-Lauten; ein weiteres, sehr spezifisches Kennzeichen beider ist das Erröten.

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