Vertrag von Waitangi

Vertrag von Waitangi

Der Vertrag von Waitangi (englisch: Treaty of Waitangi, Māori: Tiriti o Waitangi) wurde am 6. Februar 1840 bei Waitangi in der Bay of Islands, Neuseeland, unterzeichnet. Heute gilt der 6. Februar als nationaler Feiertag und wird als Waitangi Day zelebriert. Das Vereinigte Königreich, die britische Krone vertreten durch William Hobson auf der einen Seite und Māori-Repräsentativführer, die Leiter des Bündnisses der Vereinigten Stämme von Neuseeland, auf der anderen, stimmten seinen Artikeln zu.

Der Vertrag von Waitangi

"Der Vertrag", als den die Neuseeländer ihn häufig bezeichnen, machte Neuseeland zu einer britischen Kolonie und wird als der Anfang des modernen Neuseelands betrachtet. Er schuf erstmals ein legitimiertes Abkommen für das künftige Zusammenleben der britischen Siedler und neuseeländischen Ureinwohner nachdem es zu gravierenden Kontroversen gekommen war. Die Landnahme der Siedler geschah oft ohne Rücksicht auf die Māori, es kam zu Gewalt und der Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Zudem stieg das Interesse Frankreichs an einer möglichen Annexion Neuseelands. Die Britische Krone wollte mit diesem Vertrag das Vorrecht Großbritanniens dokumentieren und Rechtssicherheit schaffen.

Die Māori gaben alle Rechte auf Souveränität auf und bekamen dafür den Status britischer Bürger. Außerdem wurde den Māori garantiert, dass sie Land, Grundstücke und andere Besitztümer behalten durften. Aufgrund von Übersetzungsschwierigkeiten zur Zeit der Unterzeichnung führte der Vertrag schon bald zu unterschiedlichen Auslegungen und zahlreichen Kontroversen, die letztlich in den Neuseelandkriegen endeten. Beispielsweise war vielen Māori bei Vertragsschluss nicht bewusst, dass sie mit dem Verkauf ihres Grundstückes auch die Rechte an den Früchten, die ihr Land trug, abtreten mussten. Dieses Vorgehen war für sie keine gängige Praxis. Plötzlich verloren sie überlebenswichtige Gebiete, die die weißen Siedler (Pākehā) umzäunten und für die Ureinwohner unzugänglich machten. Um den ausufernden Fischfang einzudämmen und den Fischbestand zu sichern, wurden zum Nachteil und Unverständnis der Māori Fangquoten erlassen.

Bis heute gibt es strittige Fragen oder konkrete Fälle, in denen der Vertrag unterschiedlich interpretiert wird. Heute regelt das 1975 gegründete Waitangi Tribunal solche Streitfragen. Māori können beispielsweise Ansprüche aus dem Vertrag vor diesem Tribunal geltend machen.

Der Vertrag von Waitangi ist seit einigen Jahren in die Liste des Weltdokumentenerbes der UNESCO eingetragen.

Am 25. Juni 2008 unterzeichneten die Regierung Neuseelands und Vertreter von sieben Māori-Stämmen eine Übereinkunft,[1] die die Regierung verpflichtet, rund 243 Millionen Euro Entschädigung für Verletzungen des Vertrags von Waitangi zu zahlen.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Tiemann, Ulf: Rechte der Ureinwohner Neuseelands aus dem Vertrag von Waitangi. In: Münsteraner Studien zur Rechtsvergleichung. 51, Münster (Westfalen) 1999, ISBN 3-8258-4349-1
  • Renwick, William (Hrsg.): Sovereignity and indigenous rights: the Treaty of Waitangi in international contexts. Wellington: Victoria University Press 1991
  • Pocock, J. G. A.: Law, Sovereignty and History in a Divided Culture: The Case of New Zealand and the Treaty of Waitangi. In: McGill Law Journal. 43. 1997/1998, S. 481–506
  • Cox, Noel: The Treaty of Waitangi and the Relationship between the Crown and Maori in New Zealand. In: Brooklyn Journal of International Law. 28. 2002/2003, S. 123–153
  • Davis, Kerry: Self-Determination and Constitutional Change. In: Auckland University Law Review. 9. 2000/2003 S. 235–247
  • Byrnes, Giselle: The Waitangi Tribunal and New Zealand History. Oxford University Press, Auckland 2004
  • Potaka, Tama William: The Political Rights and Status of Indigenous Peoples in the 21st Century. In: American Indian Law Review. 29. 2004/2005 S. 267–288
  • Orange, Claudia: The Treaty of Waitangi. Allen & Unwin, Wellington 1987

Weblinks

Fußnoten

  1. http://nz01.terabyte.co.nz/ots/DocumentLibrary%5CCNIsummary.pdf (PDF; 498 kB)
  2. http://www.nzherald.co.nz/section/1/story.cfm?c_id=1&objectid=10518293

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