Villa Mumm

Villa Mumm
Villa Mumm, Ansicht von Norden
Villa Mumm, Ansicht von Süden

Die Villa Mumm ist ein palais-artiges Gebäude in Frankfurt am Main und heute der Sitz des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie (BKG).

Inhaltsverzeichnis

Lage und Umgebung

Das Gebäude wurde 1902 bis 1904 vom „Champagnerbaron“ Hermann Mumm von Schwarzenstein und seiner Ehefrau Emma, geb. Passavant, in Sachsenhausen auf einem etwa 125.000 m² großen Grundstück am Rand des Frankfurter Stadtwalds erbaut. Die Postadresse heute lautet: Kennedyallee 151. Das Grundstück hatte die Familie im Austausch für ihr an der Einkaufstraße Zeil / Ecke Brönnerstraße gelegenes Stammhaus erworben. Dort wurde ein Kaufhaus einer belgischen Firma errichtet, zuletzt Standort des Kaufhauses Woolworth.

Das zur Villa gehörige Parkgelände grenzt an Kennedyallee (B43) und Richard-Strauss-Allee. Neben der Villa befinden sich auf dem Gelände heute zwei 1980 erbaute Bürogebäude sowie mehrere Privathäuser. Die Bürogebäude gehören ebenfalls zum BKG. In der Villa befinden sich die Diensträume des Amtspräsidenten, Sitzungs- und Repräsentationsräume sowie die Kantine.

Architektur

Der Entwurf stammt von dem dänischen Architekten Aage von Kauffmann, eines Freundes der Familie, der sich unter anderem mit dem Bau von herrschaftlichen Villen in Frankfurt einen Namen gemacht hat.

Das Gebäude steht im Zeichen des Historismus und entlehnt Elemente aus Stilen der Renaissance, des Barock und des Klassizismus. Es handelt sich um einen kompakten, symmetrischen Baukörper mit drei Hauptgeschossen. Die äußere Ähnlichkeit zur Alten Oper, Frankfurt, die Größe des Gebäudes (es gibt allein 6 Terrassen) und sein auf Repräsentation angelegtes Konzept verschafften ihm den Beinamen „Kleine Oper“.

Die Villa und ihr Park sind heute Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.

Nachnutzungen

Von 1904 bis 1926 war das Gebäude Wohnsitz der Familie Mumm von Schwarzenstein. In Folge des Ersten Weltkriegs, der auch zum Verlust der Besitzungen der Familie in der Champagne führte, konnte die Familie die in den 30er-Jahren drastisch erhöhte Grundsteuer für das Anwesen trotz Mieteinnahmen nicht mehr aufbringen. Die Stadt Frankfurt am Main kaufte 1938 das Anwesen im Auftrag der Wehrmacht, Heeres-Gruppenkommando 2. Ab 14. September 1938 zogen deren Bedienstete in die Villa ein.

Zwischen 1938 und 1945 waren hier Dienststellen der Wehrmacht untergebracht. Diese errichtete einen Bunker unter dem Garten, der auch von der Nachbarschaft genutzt wurde und heute noch erhalten ist. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, aber nicht zerstört. 1945 beschlagnahmte es die Amerikanische Militärverwaltung.

Im Rahmen der Bewerbung Frankfurts als Bundeshauptstadt im Jahr 1949 war die Villa Mumm als Sitz des Bundespräsidenten vorgesehen. Da Bonn das Rennen machte, zogen 1949 die Oberpostdirektion und die Organisation Gehlen (Bundesnachrichtendienst) ein.

1955 wurde das Gebäude vom Institut für Angewandte Geodäsie (IfAG) übernommen, das seit 1997 als Bundesamt für Kartographie und Geodäsie firmiert. 1991 erfolgte eine grundlegende, aufwändige und denkmalgerechte Restaurierung, bei der vor allem die durch die Nachnutzung verbauten originalen Raumgrundrisse wieder hergestellt wurden.

Literatur

  • Handout vor Ort anlässlich des Tags des offenen Denkmals 2008.
  • Heinz Schomann u.a.: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Braunschweig 1986. S. 269.

Siehe auch

Weblinks

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