- Jochen Senger (Maler)
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Hans-Joachim Senger (* 8. Mai 1929 in Berlin-Dahlem) ist ein deutscher Künstler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hans-Joachim Senger verbrachte seine Kindheit und Jugend in Berlin-Lankwitz. Nach dem Abitur nahm er ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin auf. Hier begegnete er Max Pechstein und später Karl Hofer, Richard Scheibe, Alexander Camaro, Paul Dierkes, Ernst Schumacher und Karl Hartung. Durch Will Grohmann, dem Kunsthistoriker und Mitstreiter des deutschen Expressionismus, gelangte er zur Moderne, welche von den Nationalsozialisten unterbunden wurde. Noch während des Studiums erhielt Senger durch den französischen Militärpriester Père Barth den Auftrag, die Hospitalkapelle im Quartier Napoleon zu gestalten. Mit einem Stipendium des französischen Staates ging er von 1952 bis 1953 nach Paris, wo er Fernand Léger kennenlernte. 1954 schloss er das Hochschulstudium als Meisterschüler von Hans Orlowski ab. 1955 folgte die Eheschließung mit Jadwiga, der Tochter von Alexander Camaro.
Mit einem Stipendium der HAPAG reiste Senger im November 1962 nach Veracruz (Mexiko). Auf Empfehlung von Will Grohmann und mithilfe der Deutschen Botschaft bekam er bald wichtige Kontakte in Mexiko. Er traf Luis Islas Garcia, Jorge Juan Crespo de la Serna, Carlos Magain sowie den Galeristen Antonio Souza. Ende Februar 1963 heiratete er seine zweite Frau Gabriele, mit der er zwei Kinder hat. In Berlin lernte er 1967 Werner Haftmann kennen, den ersten Direktor der Neuen Nationalgalerie, in der 1970 eine große Einzelausstellung seiner Werke gezeigt wurde. In dieser Zeit begegnete er Künstlern wie Mies van der Rohe, Roberto Matta, Jorge Castillo, Pierre Soulages und Jean Tinguely. Von 1971 bis 1972 war er Stipendiat der Fondation Károlyi in Vence und des Consulat des Arts in La Garde-Freinet.
1972 verließ Senger Berlin für zehn Jahre und fuhr zu seinem Freund Horst Hollstein nach Dänemark. Zunächst arbeitete er bei ihm in Hørsholm und dann in seinem Atelier in Hornbaek. Die Landschaft und die Stimmungen des Nordens, den er schon 1967 und 1968 in Norwegen kennen gelernt hatte, beeinflussten seine Malerei. Knud W. Jensen, Direktor des Louisiana Museum für Moderne Kunst in Humlebaek erwarb eine Arbeit. Während eines Besuches in Karlsruhe bot ihm ein befreundeter Architekt ein freigewordenes Atelier in der Weinbrennerstrasse an, in dem er von 1974 bis 1979 arbeitete. Hier kam es zu einer radikalen Veränderung seiner Bildsprache. In den Werkstätten der Akademie wurden mehrere seiner Lithographien gedruckt. Durch die Vermittlung von Karlsruher Galerien wurden seine Werke verkauft, unter anderen an die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe. Da er in Karlsruhe nicht bleiben wollte, zog er in ein durch Heinz te Laake vermitteltes Haus in Johannisberg. Hier lebte er mit seiner späteren Frau Grazyna ab 1979 in einem 400 qm großen Vorderhaus der Villa Mumm mit einem 60 qm großen Atelier.
1980 und 1981 verbrachte er drei Monate im Valle de Bravo im mexikanischen Sommerhaus seines Gönners, der ihm einen Kunst-am-Bau-Auftrag für die Insel St. Lucia in der Karibik vermittelte. Es blieb jedoch bei der Planung. Schon früher hatte er derartige Aufträge in unterschiedlichen Materialien ausgeführt z.B. 1963 eine Skulpturenwand in San Roque (Spanien), 1969 eine Keramikwand für die Sammlung Ahrenberg in Chexbres (Schweiz) und 1974 die Hausbemalung für das Bildhaueratelier Wille in Vierhuizen, Holland. Als Mitglied der Darmstädter Sezession und durch seine Sammler im Frankfurter Raum hatte er gute Kontakte im Rhein-Main-Gebiet. In Johannisberg entstand eine enge Freundschaft zu Wolfgang Deichsel, dem deutschen Autor und Theatermacher und zu seiner Frau Ilse Trä-bing, die als Bühnenbildnerin an der Schaubühne in Berlin arbeitet.
Es folgen größere Einzelausstellungen, 1982 in der Dresdner Bank, Frankfurt am Main, 1983 eine Retrospektive mit über 100 Werken in der Neuen Galerie der Staatlichen und Städtischen Kunstsammlungen in Kassel. 1985 verabschiedete Senger sich endgültig vom Rheingau mit einer Ausstellung in der Galerie Dorothea van der Koelen in Mainz, unterstützt durch die Wewerka Gallery aus Berlin. Mit dem Honorar für die Ausmalung eines 120 m langen Verbindungstunnels des DRK-Krankenhauses in Berlin-Wedding erwarb er ein Bauernhaus in Zeetze im Wendland. Außer in der wendländischen Kunstszene stellte er seine neuen Werke in Krakau, Berlin und Madrid aus. Er fuhr mehrmals nach Madrid, um im Centro Cultural de las Rozas de Madrid und in der Galeria Afinsa auszustellen (1989 und 2001). 1993 stellte er in den Museen der Stadt Salzwedel aus und seit 1995 mehrmals in der Galerie Parterre in Prenzlauer Berg, Berlin.
Durch die Bekanntschaft mit dem Magdeburger Drucker Ulrich Grimm wandte er sich der Technik des Siebdruckes zu. Es entstanden viele neue Arbeiten in dieser Drucktechnik. Von 1996 bis 2006 arbeitete er in einem vom Berliner Senat geförderten Atelier in Kreuzberg. Hier entwickelte er seinen Spätstil, reduziert auf architektonische Zeichen, die er mit schwarzer und weißer Tusche flächig auf das Papier setzte. Nach dem Verkauf des Hauses im Wendland zog er in eine Atelierwohnung im polnischen Kolberg. Außer in Berlin lebte und arbeite er von nun an zehn Jahre regelmäßig an der Ostseeküste.
Heute lebt und arbeitet er in Berlin-Friedenau, wo er sei 1985 eine Wohnung hat.
Ausstellungen
Einzelausstellungen
- 1960: Museum- und Kunstverein, Wuppertal
- 1970: Neue Nationalgalerie, Berlin
- 1971: Fondation Carolyi, Vence, Frankreich
- 1983: Staatliche Kunstsammlungen, Neue Galerie, Kassel
- 1993: Museen der Stadt Salzwedel, Salzwedel
- 1998: Sammlung Ahrenberg, Vevey, Schweiz
- 2003: Villa Oppenheim, Berlin
Gruppenausstellungen
- 1971: Von der Dürerzeit zur Postmoderne, Kupferstichkabinett, Berlin
- 1971: Neue Nationalgalerie, Berlin
Literatur
- Ursula Schmitt: Jochen Senger. Ausstellungskatalog, Nationalgalerie, Berlin, 1970
- Werner Haftmann, Ulrich Schmidt: Jochen Senger . Ausstellungskatalog, Kunstsammlungen Kassel, Neue Galerie, 1983
- Horst Hollstein: Jochen Senger: Werke. Edition Xim Virgines, ISBN 978-3934268944
Weblinks
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