Villacher Vorstadt

Villacher Vorstadt
8. Klagenfurter Bezirk
Villacher Vorstadt
Fläche 2,03 km²
Geografische Lage 46° 37′ N, 14° 18′ O46.62497888888914.308141111111445Koordinaten: 46° 37′ N, 14° 18′ O
Höhe 445 m ü. A.
Einwohner 8.177 (Stand: 2006)
4028 Einwohner je km²
Postleitzahl 9020, 9010
Karte der Bezirke von Klagenfurt
Karte der Bezirke von Klagenfurt

Die Villacher Vorstadt ist der 8. Bezirk der Stadt Klagenfurt am Wörthersee (Österreich).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Villacher Vorstadt liegt westlich der Klagenfurter Innenstadt. Der Bezirk grenzt im Osten an den Villacher Ring und die Rosentaler Straße, verläuft im Süden entlang der Linie Wiegelegasse - Schmelzhüttenstraße - Goethestraße - Bahnstraße - Humboldtstraße, im Westen entlang der Josef-Gruber-Straße - Egger-Lienz-Weg - Linsengasse - Adolf-Tschabuschnigg-Straße - Schießstattweg, schließt im Norden einen Teil des Kreuzbergls ein und verläuft weiter entlang der Ziggullnstraße - Schloßweg - Aichelburg-Labia-Straße - Herbertstraße.

Geschichte

Die Villacher Vorstadt gehört zum historischen Stadtgebiet von Klagenfurt und umfasst jenes Gebiet, das westlich der ehemaligen Stadtmauer lag. Über das Villacher Tor (heute: Stauderplatz) war sie mit der Innenstadt verbunden. 1893 wurde die Villacher Vorstadt geringfügig erweitert.

Priesterhaus am Lendkanal

Ins neue Priesterhaus in der Tarviserstraße setzte sich ebenfalls das Deutsche Reich, ab 1940 stand der Reichsminister für die kirchlichen Angelegenheiten, ab 1942 das Reichsfinanzministerium und ab 1943 der Reichsminister des Innern im Grundbuch. Im Haus waren Dienststellen der NSDAP untergebracht. Um den Parteiangestellten Umwege zu ersparen, wurde 1942 von der Technischen Nothilfe ein Holzsteg über die Lend gebaut. Er wurde 1955 durch eine Betonbrücke ersetzt.

Blick auf Klagenfurt vom Kogel beim Schloss Zigguln, 1832, gemalt von Perlberg
Villa von Domenico Venchiarutti am Villacher Ring Nr. 11
Palast von Domenico Venchiarutti am Villacher Ring Nr. 31
Volkssternwarte auf dem Kreuzbergl
Henselstraße 2
Ehemaliges Truppenspital in der Lerchenfeldstraße 51
Steinerne Brücke über den Lendkanal
Botanischer Garten
Landesgedächtnisstätte mit Kreuzberglkirche

Verwaltungsgliederung

Die Villacher Vorstadt bildet zusammen mit den 4 Bezirken der Klagenfurter Innenstadt und den Bezirken St. Veiter Vorstadt, Völkermarkter Vorstadt und Viktringer Vorstadt) die Katastralgemeinde Klagenfurt.

Bevölkerung

Durch die Nähe zum Wörthersee ist dieser Bezirk einer der beliebtesten Wohnbezirke der Landeshauptstadt. Der nördliche Bezirksteil, am Fuße des Kreuzbergls, entwickelte sich zum Klagenfurter "Villenviertel", in dem einige Villen im sogenannten "Wörthersee-Stil entstanden und der neben der Innenstadt heute zur teuersten Wohngegend der Stadt wurde. Von den acht innerstädtischen Bezirken, die vor der ersten Eingemeindung und Stadterweiterung von 1938 das historische Klagenfurt bildeten, ist die Villacher Vorstadt mit 8.177 Einwohnern der mit Abstand bevölkerungsreichste. Es leben hier mehr Menschen als in den flächenmäßig größeren Außenbezirken Viktring, Hörtendorf oder St. Ruprecht.

Der Ausländeranteil beträgt 10,8 %, das ist etwas über dem Durchschnitt der gesamten Stadt (9,2 %).

Pfarren und Kirchen

Der Bezirksteil nördlich des Lendkanals gehört zur Stadtpfarre St. Egid mit den Filialkirchen:

  • Christkönigskirche
  • Kreuzberglkirche

Der Bezirksteil südlich des Lenkanals gehört zur Dompfarre und besitzt im Bezirk keine Filialkirche.

Am Lendkanal befindet sich die größte evangelische Kirche der Stadt, die Johanneskirche, einer der beiden evangelischen Pfarrkirchen Klagenfurts.

Bebauungsplanung freier Flächen

Es war verdammt schwierig, alle Interessen unter einen Hut zu bringen. Auch über 100 Vereine wollten bei Entscheidungen berücksichtigt werden.

Ganz anders verhielt sich die Gemeindevertretung von St. Martin. Dort hatte man 1897 einen kühnen Regulierungsplan für neue Straßen im südlichen Teil der Gemeinde beschlossen. Er enthielt die wichtigsten Straßenzüge, die den Lendkanal begleitende Tarviser Straße, die Anzengruberstraße und Teilbereiche der jetzigen Koschat- und Sterneckstraße mit ihren Quergassen. Die Hauptstraßen mit Gehsteig wiesen die beachtliche Breite von 12 m auf und sollten nur mit zweigeschossigen Wohnhäusern verbaut werden. Und außerdem hieß es: „Auf die Anlage freier Plätze wird Rücksicht genommen werden, sobald durch die beginnende Verbauung sich das Bedürfnis für solche ergeben wird und die Stellen bekannt sein werden, wo deren Anlage erfolgen soll.“ Es kam übrigens nie dazu.

Parkanlagen am Villacher Ring

Schließlich erhielt der neue Stadtteil doch sein Gesicht und die Altstadt kam zu ihren Parkanlagen. Die Überbleibsel von Stadtmauern, Basteien und Stadtgraben wichen einer generellen Neugestaltung, an ihre Stelle traten die Ringstraßen. Stadtseitig blieb der Villacher Ring von jeder Verbauung frei. Zu Füßen der Heiligengeistschütt entstand ein Stadtpark, der auch diesen Namen tragen sollte. Doch vor dessen Eröffnung 1905 entsannen sich die Stadtväter des 100. Todestages von Friedrich von Schiller, der mit der Klagenfurter Familie von Herbert befreundet gewesen war, pflanzten schnell eine Schillereiche und nannten die Grünanlage Schillerpark. Zum Baumbestand gehörten dann einige Exoten. Mit einem Tulpenbaum hatte die Klagenfurterin Ingeborg Bachmann ihr Baumerlebnis. „An schönen Oktobertagen kann man, von der Radetzkystraße kommend neben dem Stadttheater eine Baumgruppe in der Sonne sehen. Der erste Baum, der vor jenen dunkelroten Kirschbäumen steht, die keine Früchte bringen, ist so entflammt vom Herbst, ein so unmäßig goldener Fleck, dass es aussieht, als wäre er eine Fackel, die ein Engel fallen gelassen hat, und nun brennt er, und Herbstwind und Frost können ihn nicht zum Erlöschen bringen.“ Bei Kriegsende sah es hier 1945 übel aus. Die Nationalsozialisten hatten einen Luftschutzstollen in die Heiligengeistschütt getrieben und im Park Splittergräben gezogen, die feindlichen Bombenangriffe hatten Bombentrichter und zerfetzte Baumkronen hinterlassen. Die englische Besatzungsmacht ebnete den Park mit Bulldozzern ein, an die Stelle der Rasenfläche trat ein Gemüsegarten der Volksküche. 1923 wurde jenseits der Radetzkystraße ein weiterer Park angelegt, 1929 erhielt er als Pracht- und Mittelstück das Rosarium. Der neue Park hieß zunächst Herbertpark und änderte 1930 seinen Namen in Goethepark. Mit der Anlegung des Schubertparks wurde 1925 begonnen. Es gab großen Widerstand, weil dort bis dahin der Pferdemarkt und der wöchentliche Schweinemarkt ihren Standort hatten, wovon auch die umliegenden Geschäfte und Wirtshäuser profitierten. Die Umgestaltung der 28.000 Quadratmeter großen Fläche zog sich bis 1935 hin und fand mit dem Hochstrahlbrunnen, dem das Feuerlöschbassin des Stadttheaters gewichen war, seinen Abschluss.

Villenviertel

Erschließung des Gebietes am Fuße des Kreuzbergls

Das erste konkrete Ergebnis der Straßenplanung war noch 1893 die Herbertstraße. In den späten 1890er Jahren und nach der Jahrhundertwende ging es Schlag auf Schlag weiter. Zinshäuser mit neomanieristischem Dekor und turmartigen Dachaufbauten wuchsen in der Khevenhüllerstraße aus dem Boden. Die großzügig angelegte Koschatstraße erhielt ein geschlossenes Bauensemble mit einheitlichen Sockel- und Trauflinien und gleichen Geschoßhöhen mit aufeinander abgestimmter Farbgebung. Die Radetzkystraße mit ihrer axialen Wirkung in markanter Lage brachte es zu einer einheitlichen Fassadenzeile im historisierenden Stil. Die Sterneckstraße bekam den imposanten Baukomplex der Post- und Telegraphendirektion.

Bauherr Johann Kobenter

Neben diesen Großbauten entstanden im ganzen Viertel geschmackvolle Villen durch private Bauherren. Der außergewöhnlichste unter ihnen war das Ehepaar Johann und Aloisia Kobenter. Es errichtete mindestens 31 villenartige Gebäude, davon nördlich des Lendkanals zehn in der Linsengasse, acht in der Fercherstraße, fünf in der Rizzistraße und fünf in der Tarviserstraße. Als Johann Kobenter sich 1892 diesem Geschäft zuwandte, war er ein Mittfünfziger, bekannter Kriegsveteran, Referent des Roten Kreuzes, Ehrenvorstand des Militär-Veteranenvereins. Seine geschwellte Brust zierten die silbernen Tapferkeitsmedaillen erster und zweiter Klasse und das päpstliche Ehrenkreuz pro ecclesia et pontifice. Zu Hause hatte er sechs Kinder, die ihm seine Frau geboren hatte.

Im schon vorgerückten Alter begann der ehemalige Feldwebel mit seiner Frau Gründe aufzukaufen und zu parzellieren, um darauf Häuser errichten zu lassen oder die Trennstücke als Bauplätze zu verkaufen. Finanziert wurden diese Aktionen mit Darlehen. In den Parzellen-Teilungsplänen nennt man eine neu anzulegende Straße Kobenterstraße und einmal erscheint zu einer Einlagezahl im Grundbruch die Bezeichnung Louisengrund. Es wird am laufenden Band gekauft und verkauft. Das Paar tritt als Bauwerber auf und reicht Baupläne ein, ersucht um Baubewilligung, begehrt die Zuweisung von Hausnummern und bittet bei Neubauten um Steuerbefreiung. In der Linsengasse und den benachbarten Straßen geht es rund, eine Villa nach der anderen entsteht. Ein Beispiel für ihre Vorgehensweise: 1901 schlossen Johann und Aloisia Kobenter in der Schiffgasse 2 mit dem Gösselinger Realitätenbesitzer König einen Kaufvertrag, mit dem ihnen dieser zum Pauschalpreis von 12.000 Kronen die Äcker 673 und 674 im Gesamtausmaß von 8.300 m² überließ. Als Anzahlung leistete das Ehepaar 5000 Kronen. Die Parzellierung ergab dann Baugründe in der Größe zwischen rund 400 bis 700 m².

In der Linsengasse 38 starb nach einem rastlosen Leben Johann Kobenter am 13. Juli 1911 im Alter von 75 Jahren an einer Lungenentzündung. 1912 trat seine Tochter Johanna als Bauwerberin auf.

Schulbauten

In dieser Epoche war auch der Zuwachs an Schulen beträchtlich. Innerhalb von anderthalb Jahrzehnten wurden zehn Schulen gebaut, die letzte war die Westschule in der Lerchenfeldstraße. Die Eröffnung brachte das Jahr 1910. In der Folge trat auf diesem Sektor ein totaler Stillstand ein, erst 1950 wurde die Stadt diesbezüglich wieder aktiv.

Der Erste Weltkrieg bereitete dieser Entwicklung und dem wirtschaftlichen Aufschwung ein jähes Ende.

Bauwerke und Sehenswürdigkeiten

  • Steinerne Brücke
  • Lendhafen und Lendkanal
  • „Festung“ in der Richard Wagner Straße 20
  • Botanischer Garten
  • Bergbaumuseum
  • Feintuchfabrik und ehemaliges Garnisonsspital des 18. Jahrhunderts in der Lerchenfeldstraße 51


Im 8. Bezirk endet der Lendkanal direkt vor der einstigen Stadtmauer (Lendhafen). Der Kanal dient früher der Wasserversorgung und als Transportweg zur Heranschaffung von Waren für die Klagenfurter Märkte. Der Elisabethsteg über dem Lendhafen wurde in Anwesenheit von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph I. am 4. September 1856 bei deren ersten Kärnten- bzw. Klagenfurtbesuch eröffnet.

Die Steinerne Brücke über den Lendkanal ist die älteste Brücke Kärntens und das älteste erhaltene Bauwerk der Landeshauptstadt.

„Festung“ in der Richard Wagner Straße 20

Henselstraße

Nach dem Ersten Weltkrieg kam die Bautätigkeit nur langsam wieder in Schwung. In der Henselstraße entstanden 1927 bis 1930 nach Entwürfen von F. L. Freyer sogenannte Papagenohäuser, eine Reihenhaussiedlung mit Vorgärten für Angestellten- und Beamtenfamilien.

Wohn- und Atelierhaus von Switbert Lobisser

Der 1933 nach Plänen von Karl Keller als Wohn- und Atelierhaus von Switbert Lobisser errichtete dreigeschoßige Bau steht am Lobisserweg Nummer 2. Auf dem Keller ruht das gemauerte Erdgeschoß und darüber der hölzerne erste Stock mit Dachabschluss. Die Fassaden präsentieren sich mit gemaltem Fries von 1933/35 und zwei aus den Holzbalken des Obergeschoßes geschnitzten Reliefs. An den Hausecken eingemauert sind Römersteine aus Tiffen. Die Einrichtung ist aus den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts.

Bildergalerie „Lobisserweg Nr. 2“

Kreuzbergl

Im Norden des Bezirkes befindet sich der Klagenfurter Hausberg, das 517m hohe Kreuzbergl. Der Berg hieß bis 1742 Wölfnitzberg, danach aufgrund der Chloritschiefervorkomnisse Steinbruchberg oder Steinbruchkogel. An der Stelle des einstigen Steinbruchs befindet sich heute der Botanische Garten. 1692 errichtete der lanständische Grenzzahlmeister Christian Anton von Leyersperg am heutigen Platz der Kirche ein großes Kreuz, ab 1737 entstanden die Kirche und die Kalvarienberganlage (1778 eingeweiht), die später zu einer Landesgedächtnisstätte für die Gefallenen umgestaltet wurde (1959 eingeweiht). Das Volk nannte den Berg schon alsbald Kalvarienberg und später Kreuzbergl. Der steinerne Aussichtsturm wurde 1895 an Stelle eines hölzernen errichtet, später wurde er Basis für eine Sternwarte, die 1965 eröffnet wurde.

Beethovenplatz/Beethovenstraße

Deutenhofenstraße

Ferdinand-Jergitsch-Straße

Herbertstraße

Khevenhüllerstraße

Linsengasse

Adolf Tschabuschnigg Straße

Wirtschaft und Infrastruktur

In diesem Bezirk befinden sich das Klagenfurter Unfallkrankenhaus, das Sanatorium Mariahilf, das Erholungsgebiet Kreuzbergl mit Aussichtsturm und Sternwarte, das ORF-Landesstudio Kärnten, die Klagenfurter Feuerwehr, die Postdirektion sowie der Bahnhof Lend.

Weblinks

 Commons: Klagenfurt-Villacher Vorstadt – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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