Feintuchfabrik des Jan Thys in Klagenfurt

Feintuchfabrik des Jan Thys in Klagenfurt
Ehemalige Feintuchfabrik und später Garnisonsspital im 18. Jahrhundert

Die Feintuchfabrik in Klagenfurt, Kärnten, des holländischen Fabrikanten Jan Thys war die erste Einrichtung dieser Art in Österreich. Sie wurde 1762 eröffnet. Ende 1763 arbeiteten dort 297 Arbeitskräfte, darunter 38 Holländer, welche die einheimischen Kräfte schulten. Im Jahre 1800 musste die Tuchfabrik wieder schließen.

Nach Schließung der Manufaktur wurde das Truppenspital dort untergebracht.

Das Gebäude erfuhr ab 1784, nach Schließung des Waisenhauses, eine militärische Nutzung. Die Waisenhauskaserne wurde 2009 geschlossen.[1]

Heute befinden sich Wohnungen im Gebäudekomplex. Er befindet sich im VIII. Bezirk „Villacher Vorstadt“ und wird von der Lerchenfeldstraße, der Henselstraße sowie der Karnerstraße eingerahmt.

Sozialgeschichte

Die Einrichtung derartiger Manufakturen wurde von der österreichischen Monarchie unterstützt, so zum Beispiel durch Maria Theresia, die schon um 1756 ein „Gesetz zur Einrichtung von Spinnschulen“ erlassen hatte.

In Klagenfurt wurden bis 1768 auch Einrichtungen wie das örtliche Waisenhaus, Armenhaus, Arbeitshaus und Zuchthaus in Klagenfurt in die Produktion mit einbezogen. Hier arbeiteten 90 Kinder und 50 Erwachsene an der Herstellung von Garn für die Tuchfabrik. Hinzu kamen im Waisenhaus zu Sankt Veit an der Glan 30, in dem zu Völkermarkt 24 sowie in den Spinnschulen Wolfsberg 9, Tarvis 7, Villach 8, Himmelberg 14 und Gurk 17 Kinder, zusammen 249 Personen. In der Folge wurde diese Zahl durch die Errichtung eines Militär-Waisenhauses zu Klagenfurt noch vermehrt, in dem bis zu 500 Kinder untergebracht werden konnten. Johann von Thys war bis zu seinem Tod im September 1773 Leiter auch dieser Anstalt.

Dabei waren in dem mangelhaft geführten Unternehmen 42 Personen beschäftigt, die jährlich Gehälter in der Höhe von 3509 Gulden erhielten, wovon der Fabrikdirektor 1500 Gulden einnahm, die Jahresgehälter des übrigen Personals bewegten sich zwischen 12 und 200 Gulden. Den geringsten Jahreslohn erhielten die in der Küche und Wäscherei Beschäftigten, letzteres Gehalt der Rechnungsführer und der Werkmeister.

Die Tuchfabrik wurde schließlich im Jahre 1800 wegen Exportschwierigkeiten geschlossen.

Literatur

  • Die hygienischen Verhältnisse der größeren Garnisonsorte der österreichisch-ungarischen Monarchie, Wien 1891
  • Dieter Jandl: Historischer Überblick Klagenfurt, Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt, 2002, S. 28. ISBN 3853669921 Online-Version

Belege

  1. Letzter "Zapfenstreich" für die Waisenhauskaserne. Abgerufen am 23.6.
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