Virtuelle Fachbibliothek Recht

Virtuelle Fachbibliothek Recht

Die Virtuelle Fachbibliothek Recht (ViFa Recht) ist eine virtuelle Fachbibliothek, die Fachinformationen im Internet auf dem Gebiet der Rechtswissenschaft in einem Internetportal unter einer einheitlichen Oberfläche zur Recherche bereitstellt.

Inhaltsverzeichnis

Organisation und Finanzierung

Die Virtuelle Fachbibliothek Recht wurde am 18. Januar 2005 freigeschaltet.[1] Sie wurde an der Staatsbibliothek zu Berlin eingerichtet, wo auch das Sondersammelgebiet Recht betreut wird. Während sich letzteres auf die Beschaffung und den Nachweis „konventioneller fachwissenschaftlicher Literatur“ beschränkte, bezieht die Virtuelle Fachbibliothek Recht digitale Quellen mit ein. Das Portal wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert.[2]

Vorbereitungen und Zielsetzung

Der Einrichtung der ViFa Recht waren seit 2001 umfangreiche Untersuchungen über den speziellen Informationsbedarf von Rechtswissenschaftlern vorausgegangen.[3] Die Studien kamen zu dem Ergebnis, dass die rechtswissenschaftliche Forschung und Lehre im Vergleich zu anderen Fächern einen überdurchschnittlichen Informationsbedarf aufweise.[4] Rechtswissenschaftler benötigten demnach im Vergleich zu den Wissenschaftlern anderer Fächer deutlich mehr Zeit sowohl für die Recherche von Fachinformationen als auch für das Aussondern irrelevanter Fundstellen.[5] Die Suche nach gedruckten Quellen stehe ganz im Vordergrund, während im Vergleich zu anderen Disziplinen damals sehr viel weniger in Online-Datenbanken recherchiert worden sei.[6] Die Befragten wünschten sich vor allem eine Verbesserung der Verschlagwortung von Dokumenten und aussagefähige Abstracts. Die Suchergebnisse sollten besser strukturiert werden als es bisher in den Bibliothekskatalogen üblich gewesen sei, und der Zugang zu Volltexten sollte erleichtert werden.[7]

Die in der ViFa Recht verfügbaren Quellen wurden daraufhin in einem Sammelprofil zusammengefasst, aus dem sich zusammen mit bestimmten Qualitätskriterien ergeben soll, welche Onlinequellen nachgewiesen werden. Bei der Auswahl stehen die Bedürfnisse von Wissenschaftlern im Verhältnis zu denjenigen praktisch arbeitender Juristen im Vordergrund. Rechtswissenschaftliche Laien gehören nicht zur Zielgruppe.[8] Das Angebot umfasste demnach insbesondere keine Gesetzestexte als Volltexte und keine Rechtsprechung. Es sollte ausdrücklich keine Konkurrenz zu den bestehenden kommerziellen Datenbankanbietern in diesem Segment aufgebaut werden.[9]

Module

Die Virtuelle Fachbibliothek Recht umfasst folgende Module:

  • Ein Fachinformationsführer stellt in Form eines kommentierten Webverzeichnisses derzeit (Februar 2011) etwa 3.300 rechtswissenschaftlich relevante Internetquellen zu den einzelnen Rechtsgebieten zusammen. Der Katalog wird laufend gepflegt.[10] Die hier verzeichneten Quellen können mit einer benutzedefinierten Suchanfrage über die Suchmaschine Google im Volltext durchsucht werden. Daneben stehen eine Suche nach Stichworten sowie eine systematische Suche bereit.
  • Eine Aufsatzsuche weist die rechtswissenschaftliche Aufsatzliteratur nach.[11]
  • Frei im Internet verfügbare Volltexte können nach Stichworten oder nach Archiven durchsucht werden.[12]
  • Juristische Bibliographien können ebenfalls durchsucht werden.[13]
  • Es wird eine Oberfläche für den Zugriff auf das Datenbank-Infosystem (DBIS)[14] sowie auf die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB)[15] speziell für rechtswissenschaftliche Quellen angeboten.
  • Außerdem kann der Katalog der Staatsbibliothek Berlin nach Büchern durchsucht werden, wo auch das Sondersammelgebiet Recht nachgewiesen wird.[16]
  • Daneben gibt es eine Parallele Suche, die dazu dient, einen schnellen Überblick über relevante Onlinequellen zu geben. Damit können weitere Bibliothekskataloge, Volltext-Repositorien und auch die Sammlung „Gesetze im Internet“ durchsucht werden.[17]

Kritik und Entwicklung

Schon beim Start der ViFa Recht wurde vielfach kritisiert, dass das Portal im Vergleich zu den einzelnen Angeboten, die es unter seiner Oberfläche zugänglich macht, keinen wirklichen Mehrwert biete.[18] Damals wurde beklagt, dass juristische Weblogs nicht erfasst würden.[19] Das Angebot wurde seitdem leicht erweitert, vor allem wurde das deutsche Bundesrecht in die Parallele Suche aufgenommen. Das Portal ist aber auch weiterhin unter Rechtswissenschaftlern wenig bekannt und wird neben den kommerziellen juristischen Datenbanken, insbesondere Juris, Beck-Online und LexisNexis, vergleichsweise selten genutzt.[20]

Siehe auch

Literatur

  • Angela Pohl, Ivo Vogel: Die Virtuelle Fachbibliothek Recht - Fachportal für die Rechtswissenschaft!?. In: RBD - Recht - Bibliothek - Dokumentation. 36, Nr. 3, 2006, S. 110-128.
  • Nina Imhof: Die Virtuelle Fachbibliothek Recht. Staatsbibliothek zu Berlin, 15. Februar 2006, abgerufen am 5. Februar 2011 (Präsentation, gehalten in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nina Causemann: ViFa Recht - Virtuelle Fachbibliothek Recht ist online! Mailingliste InetBib, 19. Januar 2005, abgerufen am 19. Februar 2011.
  2. Nina Causemann, Ivo Vogel: Die Virtuelle Fachbibliothek Recht: Konzept, Module, Ausblick. In: Bibliotheksdienst. 39, Nr. 5, 5, S. 599-614 (599, wörtliches Zitat ebenda, http://www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte2005/DigitaleBibliothek0505.pdf).
  3. Nina Causemann, Ivo Vogel: Die Virtuelle Fachbibliothek Recht: Konzept, Module, Ausblick. In: Bibliotheksdienst. 39, Nr. 5, 5, S. 599-614 (602ff., http://www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte2005/DigitaleBibliothek0505.pdf).
  4. Nina Causemann, Ivo Vogel: Die Virtuelle Fachbibliothek Recht: Konzept, Module, Ausblick. In: Bibliotheksdienst. 39, Nr. 5, 5, S. 599-614 (603, http://www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte2005/DigitaleBibliothek0505.pdf).
  5. Nina Causemann, Ivo Vogel: Die Virtuelle Fachbibliothek Recht: Konzept, Module, Ausblick. In: Bibliotheksdienst. 39, Nr. 5, 5, S. 599-614 (603, http://www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte2005/DigitaleBibliothek0505.pdf).
  6. Nina Causemann, Ivo Vogel: Die Virtuelle Fachbibliothek Recht: Konzept, Module, Ausblick. In: Bibliotheksdienst. 39, Nr. 5, 5, S. 599-614 (603, http://www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte2005/DigitaleBibliothek0505.pdf).
  7. Nina Causemann, Ivo Vogel: Die Virtuelle Fachbibliothek Recht: Konzept, Module, Ausblick. In: Bibliotheksdienst. 39, Nr. 5, 5, S. 599-614 (602f., http://www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte2005/DigitaleBibliothek0505.pdf).
  8. ViFa Recht (Hrsg.): Sammelprofil für den Fachinformationsführer der Virtuellen Fachbibliothek Recht. November 2005, S. 1f. (http://www.vifa-recht.de/downloads/sammelprofil.pdf, abgerufen am 19. Februar 2011).
  9. ViFa Recht (Hrsg.): Sammelprofil für den Fachinformationsführer der Virtuellen Fachbibliothek Recht. November 2005, S. 6 (http://www.vifa-recht.de/downloads/sammelprofil.pdf, abgerufen am 19. Februar 2011).
  10. Fachinformationsführer - Sammlung wissenschaftlich relevanter juristischer Internetquellen. ViFa Recht, abgerufen am 19. Februar 2011.
  11. Aufsatzsuche Recht. ViFa Recht, abgerufen am 19. Februar 2011.
  12. Aufsatzsuche Recht. ViFa Recht, abgerufen am 19. Februar 2011.
  13. Juristische Bibliographien. ViFa Recht, abgerufen am 19. Februar 2011.
  14. Juristische Datenbanken. ViFa Recht, abgerufen am 19. Februar 2011.
  15. Aufsatzsuche Recht. ViFa Recht, abgerufen am 19. Februar 2011.
  16. Elektronische Zeitschriftenbibliothek Recht. ViFa Recht, abgerufen am 19. Februar 2011.
  17. Parallele Suche. ViFa Recht, abgerufen am 19. Februar 2011.
  18. Klaus Graf: Virtuelle Fachbibliothek Recht: Fall für den Rechnungshof? In: Archivalia. 20. Januar 2005, abgerufen am 19. Februar 2011.
  19. Jürgen Plieninger: ViFaRecht online. In: Netbib. 19. Januar 2005, abgerufen am 19. Februar 2011.
  20. Henning Ernst Müller: Kennen Sie die „Virtuelle Fachbibliothek Recht“? In: beck-blog. 30. September 2009, abgerufen am 19. Februar 2011.

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