Vitaut

Vitaut
Vytautas der Große in einer Darstellung aus dem 17. Jahrhundert
Vytautas der Große - Fragment aus einem Ölgemälde von Jan Matejko über die Schlacht von Tannenberg

Vytautas der Große (litauisch Vytautas Didysis Kunigaikštis, deutsch Vitold, polnisch Witold, weißrussisch Вітаўт/Witaŭt, russisch Витовт/Witowt; * 1350; † 27. Oktober 1430) war ab 1392 Großfürst von Litauen[1] und schuf zusammen mit seinem Vetter Jogaila, dem späteren König Władysław II. Jagiełło, die polnisch-litauische Union.

Inhaltsverzeichnis

Aufstieg zur Macht

Vytautas war als Sohn von Kęstutis und Neffe des letzten Großfürsten Algirdas († 1377) einer der litauischen Thronanwärter. Sein Vater überwarf sich jedoch mit Jogaila, dem Sohn und Nachfolger des Algirdas, wurde nach wechselvollem Krieg, an dem auch Vytautas teilnahm, 1382 von Jogaila gefangen genommen und im Gefängnis getötet. Vytautas entkam von dort und floh nach Preußen zum Deutschen Orden, dem Erbfeind der Litauer. 1383 nahm er den katholischen Glauben an, ließ sich auf de Namen Wiegand taufen und zog mit Unterstützung der Ordensritter gegen Jogaila. Diese Unterstützung hatte er sich mit dem Versprechen gesichert, Niederlitauen an den Orden abzutreten, womit dieser seine Territorien in Ostpreußen und Livland hätte verbinden können. Im Kampf um ein Machtgleichgewicht in der Region kam es zu einer Annäherung der beiden Rivalen. So billigte Vytautas Jogailas Bemühungen um ein Heirat mit der polnischen Königin Jadwiga († 1399), die von Erfolg gekrönt waren: Unter dem Namen Władysław II. heiratete Jogaila am 4. März 1386. Vytautas bekleidete hohe Positionen im neuen Staat, setzte sich jedoch zwischen 1389 und 1391 an die Spitze einer Gruppe polnischer Adliger, die mit der Litauischen Herrschaft unzufrieden waren und versuchte u.a. Vilnius einzunehmen. Trotz seiner Misserfolge, die auch die Unterstützung durch den Deutschen Orden nicht verhindern konnte, vergrößerte sich seine Anhängerschaft, sodass Jogaila nachgeben musste: in Ostrowa setzte er 1392 Vytautas mit dem Titel des Großfürsten als seinen Statthalter in Litauen ein.

Außenpolitik

Vytautas betrieb eine recht erfolgreiche Stabilisierungs- und Expansionspolitik. So ersetzte er zwischen 1392 und 1396 die Gediminidenfürsten in den russischen Ländern durch ihm ergebene Adlige, die er jeweils als Statthalter einsetzte. 1390 heiratete seine Tochter Sofia den Großfürsten von Moskau Wassili I. und wurde später Vormund von dessen Sohn Wassili II.. 1408 traf er eine weitere Vereinbarung mit dem Großfürsten, die seinen Einflussbereich in der nordöstlichen Rus’ absicherte.

Mehrfach musste er sich gegen Übergriffe des Deutschen Ordens wehren (1392-1394), er konnte 1392 Smolensk an Litauen anschließen und in mehreren Feldzügen gegen die Tataren (1396-1399) seine Machtsphäre bis zum Schwarzen Meer ausdehnen. Zwar unterlag er 1399 in der Schlacht an der Worskla dem Führer der Goldenen Horde, Edigü, doch konnte er über die Söhne des Khans Toktamisch dennoch Einfluss auf die Horde nehmen und Edigü 1418 zum Frieden zwingen. Das steigerte sein dortiges Ansehen, sodass 1424 mit Ulug Mehmed ein weiterer Tatar im Streit um die Thronfolge in der Horde bei ihm Zuflucht suchte.

Zudem hatte Vytautas sich bereits 1398 gegen Machtansprüche polnischer Adliger durchgesetzt und war von litauischen Adligen zum König von Litauen proklamiert worden, doch mußte er nach der Niederlage an der Worskla die Oberherrschaft Jogailas erneut anerkennen.

Ab 1409 begannen Vytautas und Jogaila gemeinsam eine Kampagne gegen den Deutschen Orden, die zunächst 1410 in der Schlacht bei Tannenberg gipfelte. Dabei verlor der Orden seinen Nimbus der Unbesiegbarkeit, konnte sich jedoch noch einige Zeit halten und annehmbare Friedensbedingungen aushandeln, die im Thorner Frieden (1411) festgehalten wurden.

Als im Vertrag von Horodło (1413) sowohl Jogaila als auch Vytautas die Vorteile einer polnisch-litauischen Union endgültig akzeptierten und normale Beziehungen zwischen Litauen und Polen hergestellt wurden, behielt Vytautas den Rang eines Großfürsten bei litauischer Eigenstaatlichkeit. Die Großfürsten von Litauen und die Könige von Polen sollten fortan mit Zustimmung beider Unionspartner gewählt werden. Der litauische Adel wurde in den polnischen Adel aufgenommen und schickte seine Söhne zur Ausbildung nach Polen. Litauen wurde infolgedessen im Laufe der Jahrhunderte stark von der polnischen Kultur beeinflusst.

In der Folge versuchte besonders der römisch-deutsche Kaiser Sigismund von Luxemburg, die Union zu spalten. Aus Protest gegen eine Entscheidung Sigismunds, bei der dieser Niederlitauen dem Deutschen Orden zugesprochen hatte, nahm Vytautas 1421 die ihm von den Hussiten angebotene Krone von Böhmen an. Er verzichtete erst wieder auf diese, als Sigismund 1423 seinen Beschluss widerrief, wodurch sich die Beziehungen zum Reich entspannten.

Mit Feldzügen 1426 und 1427 stärkte Vytautas seine Hegemonie in Pskov und Novgorod und wurde so nach und nach zum einflussreichsten Herrscher in Osteuropa.

Innenpolitik

Auch innenpolitisch war Vytautas sehr rege. Während seiner Herrschaft unterstütze er die Katholiken, denen er ständische Privilegien verlieh. Ab 1415 bemühte er sich zudem um eine Union von katholischer und orthodoxer Kirche. Er richtete eine eigenen Kanzlei für das Großfürstentum Litauen ein und trug damit wesentlich dazu bei, die Schriftkultur im Land zu verbreiten und sich der katholischen Kultur Westeuropas zu öffnen. Er verfasste 1390 auch ein Werk über den Deutschen Orden, das später die Grundlage für die Chroniken Litauens bildete.Die rasche Entwicklung Litauens ermöglichte es Vytautas, 1429 den großen europäischen Fürstenkongreß von Luck zu veranstalten. Kaiser Sigismund regte an, Vytautas zum König von Litauen zu krönen, ein Vorschlag, dem Jogaila zustimmte. Doch ließen die polnischen Adligen den Boten mit der Krone nicht passieren, während Vytautas in Erwartung der Krone in Vilnius verstarb.

Da Vytautas keine Söhne hinterließ, fiel die litauische Großfürstenwürde zunächst an Švitrigaila (~1370-1452), einen weiteren Sohn des Algirdas, später dann unter Einflussnahme Jogailas 1432 an dessen anderen Bruder Žygimantas Kęstutaitis, der allerdings 1440 ermordet wurde.

Einzelnachweise

  1. unter dem nominellen Supremat von Jogaila

Literatur

Kiaupa, Z.: Witowt, in: Lexikon des MIttelalters 9, 267-269 (CD-Rom-Ausgabe), Metzler 2000.

Weblinks




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