Hedwig von Anjou

Hedwig von Anjou
Hedwig von Anjou, anonymes Phantasieporträt aus dem 15. Jahrhundert
Coat of arms of Jadwiga of Poland.svg

Hedwig von Anjou (auch Heilige Hedwig von Polen, polnisch Jadwiga Andegaweńska,… „von Anjou“, lateinisch Hedvigis; * 3. Oktober 1373 in Ofen; † 17. Juli 1399 in Krakau) war die Tochter von Ludwig I., König von Polen, Ungarn und Kroatien aus dem Haus Anjou, einer männlichen Seitenlinie der Kapetinger und seiner Gemahlin Elisabeth von Bosnien, Tochter des bosnischen Bans Stjepan II. Kotromanić und der Elisabeth von Kujawien.

Hedwig von Anjou war ab 1384 bis zu ihrem Tod Herrscherin und Königin von Polen. Sie wurde 1997 heiliggesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Königliche Titulatur

  • Titulatur auf Latein: Hedvigis dei gracia Regina Polonie, necnon terrarum Cracovie, Sandomirie, Syradie, Lancicie, Cuyavie, Pomeranieque domina et heres.
  • Übersetzung auf Deutsch: Hedwig durch Gnaden Gottes Königin von Polen, ebenso Herrin und Erbin des Landes von Krakau, Sandomir, Sieradz, Łęczyca, Kujawien und Pommern.

Hedwigs offizieller Titel war, wie auch der von Anna Jagiellonica, tatsächlich "Król" Jadwiga (lat. Hedvigis Dei Gracia Rex Poloniae), das heißt König Hedwig, da sie im eigenen Recht Herrscherin des Königreichs war. Alle gekrönten Herrscher Polens trugen diesen Titel ohne Rücksicht auf das Geschlecht. Die Gemahlinen der Könige bekamen den Titel „Królowa“ (lat. Regina Poloniae) - Königin erst durch Heirat.

Infolge des offiziellen Bekenntnis zum Katholizismus als Staatsreligion durch König Johann II. Kasimir im sogenannten Lemberger Eid 1656 (und als Rechtsgarantie dafür) wird auch die Muttergottes als „Królowa Polski“ (regina) bezeichnet.

Leben

Romantisierendes Hochgrab der Heiligen Hedwig von 1902 im Krakauer Dom auf dem Wawel
Das Denkmal zum 400-jährigen Jubiläum der Union von Krewo in Krakau zeigt Hedwig und Jagiello

Maria von Ungarn, mit 12 Jahren die ältere Tochter von Ludwig I., sollte nach dessen Tod 1382 die Thronfolge in Ungarn und Polen erben. Doch gegen ihren damals 14 Jahre jungen Verlobten Sigismund von Luxemburg, den späteren römisch-deutschen Kaiser, erhob sich heftiger Widerstand des polnischen Adels. Maria bekam also die Königskrone von Ungarn, die Thronfolge der polnischen Krone ging an die jüngere, damals ca. neunjährige Hedwig. Sie kam nach Krakau und wurde dort am 15. Oktober 1384, gerade erst 11 geworden, gekrönt. Ihr Verlöbnis mit Herzog Wilhelm von Habsburg wurde gegen 200 000 Florinen aufgelöst und zwei Jahre später wurde sie mit dem litauischen Großfürst Jogaila verheiratet, um eine für Polen günstigere politische Allianz zu schmieden. Die Heirat mit Wilhelm hätte dagegen die Macht der damals erst aufstrebenden Habsburger nach Ostmitteleuropa ausgedehnt. Sie akzeptierten zwar die gewaltige Entschädigung, fühlten sich jedoch trotzdem bruskiert. Diese "Beleidigung" führte dazu, dass Habsburger noch nach Jahrhunderten die von Polen angestrebte Selig- und Heiligsprechung Hedwigs verhinderten. Wien argumentierte, dass zwischen beiden Kindern bereits 1378 vom Erzbischof von Gran eine Ehe, sog. sponsalia de futuro, geschlossen wurde, Krakau wiederum, dass solange die Vermählung im erwachsenen Alter nicht vollzogen wird, ist sie laut kanonischem Recht nicht rechtskräftig.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Deutsche Orden auf dem Höhepunkt seiner Machtentfaltung und bedrohte mit seinem Expansionsdrang im Baltikum sowohl das Großfürstentum Litauen, als auch das christliche Königreich Polen. Bereits 1308 hatte der Orden das Herzogtum Pommerellen annektiert. Damit wurde Polen von den Handelswegen entlang der Ostsee abgeschnitten, was 1330 sogar zum Krieg zwischen Polen und dem Orden führte. Die Auseinandersetzung endete mit dem polnischen Verzicht auf Pommerellen und das Kulmerland im Vertrag von Kalisch 1343, was in Polen als Demütigung unvergessen blieb. In dieser politischen Lage beschlossen Litauen und Polen eine Allianz einzugehen. Im Rahmen der Union von Krewo wurde Hedwig vom polnischen Adel 1386 mit dem litauischen Großfürsten Jogaila vermählt.

Nach ihrem anfänglichen Widerstand gegen die Heirat mit dem 38-jährigen Jogaila, fügte sich die 13-jährige Königin der Staatsräson. Dennoch galt diese Ehe als harmonisch, auch wenn sie über lange Zeit kinderlos blieb. Im März 1386 wurde Hedwig zusammen mit Jogaila – nunmehr Władysław II. Jagiełło genannt – wieder gekrönt. Somit teilten sich zwei rechtlich gleichgestellte und miteinander verheiratete Herrscher die Macht über Polen-Litauen. Um diese Verbindung zu ermöglichen, ließ Jogaila sich taufen und das heidnisch gebliebene litauische Kernland christianisieren. So wurde das litauische Großreich, in dem freilich weit mehr mehrheitlich schon länger christianisierte Ruthenen als ehemals heidnische Litauer lebten, in Personalunion mit der polnischen Krone vereinigt. Mit der Christianisierung Litauens war dem Ordenstaat die ideologische Grundlage für seine vom westeuropäischen Adel unterstützten Kreuzzüge gegen die litauischen Heiden entzogen. Mit der Union Polen-Litauen erwuchs dem Deutschen Orden zudem ein mächtiger Gegner. 24 Jahre später wurde seine Macht in der Schlacht bei Tannenberg faktisch gebrochen.

Hedwig war sehr groß (ca. 180 cm), vermutlich dunkelblond und galt als besonders anmutig und vornehm. Sie war musikalisch begabt, beherrschte mehrere Sprachen und war für ihre Zeit sehr gebildet. Die junge Königin war auch sehr religiös und widmete sich der Armen- und Altenpflege, wodurch sie beim Volk sehr beliebt wurde. Bis heute werden viele Legenden zu diesem Thema erzählt.

Sie starb am 17. Juli 1399 im Wochenbett nach der Geburt ihres ersten Kindes, das ebenfalls nicht überlebte. Jogaila blieb auf dem polnischen Thron als Alleinherrscher und wurde Stammvater aller folgenden Jagiellonenkönige. Ihm folgten seine Söhne aus einer späteren Ehe.

Ihr gesamtes Privatvermögen vermachte die Königin testamentarisch der bereits 1364 gegründeten Krakauer Akademie (heute Jagiellonen-Universität), einer der ältesten in Europa.

Nachleben

König(in) Hedwig ist im polnischen Nationalbewusstsein sehr präsent und bleibt bis heute, nach über 600 Jahren, unvergessen. Sie ruht im Kirchenschiff der Wawel-Kathedrale zu Krakau. Am 8. August 1986 seliggesprochen, wurde sie am 8. Juni 1997 von Papst Johannes Paul II. in Krakau heiliggesprochen.

Einzelnachweise


Bibliografie

Weblinks

 Commons: Hedwig von Anjou – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Ludwig I.
Elisabeth von Bosnien (als Königsgemahlin)
Königin von Polen
1384–1399
Władysław II.
Anna von Cilli (als Königsgemahlin)

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