- Vítkovické železárny
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Die Witkowitzer Eisenwerke (tschechisch Vítkovické železárny, VŽ) waren im 19. und 20. Jahrhundert ein wichtiges Unternehmen der mährisch-schlesischen Schwerindustrie.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Eisenwerk Rudolfshütte in Witkowitz nahe Mährisch-Ostrau wurde im Jahr 1828 auf Anregung des Wiener Professors Franz Xaver Riepl vom Olmützer Kardinal und habsburgischen Erzherzog Rudolf Rainer gegründet. Nach dem Tod des Bischofs interessierte sich 1831 Salomon Rothschild für das mit damals moderner Technologie arbeitende Unternehmen, es gab jedoch zunächst Widerstände seitens des Domkapitels. Nach Bildung einer Gewerkschaft, die die Hütte zunächst langfristig pachtete und ausbaute, gelang es Rothschild 1843, das Werk seinem persönlichen Besitz einzuverleiben. Es war für ihn vor allem wegen des damals aktuellen Baues der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn von besonderem Interesse. Um 1870 zog sich Anselm Salomon von Rothschild, der Sohn Salomons langsam aus dem Industriegeschäft zurück. 1873 wurde deshalb die Witkowitzer Bergbau- und Hüttengewerkschaft gegründet, an der die Rothschilds nur mehr 51 Prozent, die Wiener Kohlengroßhändler- und Bankiersfamilie Gutmann aber 49 Prozent hielten. Diese Beteiligungssituation blieb bis zur "Arisierung" der Witkowitzer Eisenwerke im Nationalsozialismus und zu ihrer Eingliederung in die Reichswerke Hermann Göring intakt.
Nach 1945 wurde das Unternehmen als Klement-Gottwald-Kombinat Vítkovice Teil der tschechoslowakischen volkseigenen Industrie.
Seit 2002 ist die Eisengießerei und Kokerei sowie der Hochofen ein nationales Kulturdenkmal Tschechiens.
Gegenwart
Die historische Entwicklung führte dazu, dass die ursprüngliche Eisenhütte zu einem großen Industrieunternehmen wurde, das sich auch dem Maschinenbau widmete. Am Ende des 20. Jahrhunderts geriet das Unternehmen in große wirtschaftliche Schwierigkeiten und die tschechische Regierung musste vom ursprünglichen Privatisierungsplan abweichen und die Unternehmensführung übernehmen. Es kam zur Trennung der Unternehmensteile Verhüttung und Maschinenbau, die getrennt privatisiert wurden. Seit 2005 gehören die Eisenwerke zur russischen Stahlwerks- und Fördertechnikgruppe Evraz-Gruppe unter dem Namen Evraz Vítkovice Steel. Auf einen Teil des Areals hat sich die Firma Škoda Vagonka a.s. angesiedelt.
Quelle
- Vortrag von Milan Miska, XIV International Economic History Congress, Helsinki 2006, Session 70 (auch im Web verfügbar)
Weblinks
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