- Wallfahrtskirche Maria Hilf (Vilsbiburg)
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Die Wallfahrtskirche Maria Hilf ist eine Kirche in Vilsbiburg.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Wallfahrtskirche und die Wallfahrt dorthin gehen auf den Kaminkehrer Donatus Barnabas Orelli († 1734) aus Locarno zurück. Er hatte sich in Vilsbiburg niedergelassen und auf einem Hügel einen Kalvarienberg gestaltet und den Abt von St. Veit dazu bewegt, am 22. Mai 1686 den Grundstein für eine Kapelle zu legen.
Orelli setzte sich in Rom dafür ein, dass seiner Kapelle Ablässe und Reliquien gewährt würden und wurde dabei vom Pfleger Maffei von Vilsbiburg unterstützt, der mit Papst Innozenz XI. verwandt war. So gewährte sowohl Papst Innozenz XI. als auch Papst Alexander VIII. der Wallfahrt für das Fest Mariä Himmelfahrt einen Ablass.
Schon 1691 musste die Kapelle wegen des anwachsenden Besuches erweitert werden. Dafür konnte der Baumeister Enrico Zuccalli gewonnen werden. Zehn Jahre später wurde schließlich ein Langhaus angefügt.
Im Umkreis der Kirche und des Kalvarienbergs waren inzwischen weitere sieben Kapellen mit Darstellungen aus der Leidensgeschichte aufgebaut worden. Und für die Wallfahrer wurde von den Kapuzinern 1704 ein Hospiz geöffnet. Sie übernahmen bis 1803 die Betreuung der Wallfahrtskirche und der Wallfahrer.
1734 wurde der Stifter in der Kapelle beigesetzt.
Durch die Gründung einer Bruderschaft, aber auch durch das tägliche Rosenkranzgebet und das vierzigstündige Gebet in der Fastenzeit wurden vor allem aus der näheren Umgebung immer mehr Besucher angezogen, so dass 1794 die Kirche ein drittes Mal erweitert werden musste.
1803 mussten im Zuge der Säkularisation die Kapuziner Vilsbiburg verlassen und Diözesanpriester übernahmen ihre Funktion als Wallfahrtsseelsorger.
1832 kam es zu einem großen Einschnitt, denn die Barockkirche musste wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Sie wurde zwar innerhalb von vier Jahren durch eine neuromanische Kirche ersetzt, doch empfanden die Wallfahrer den Verlust ihrer geliebten Barockkirche besonders stark.
1846 übernahm erneut eine Ordensgemeinschaft die Wallfahrtsseelsorge, die Redemptoristen. Auch sie konnten sich im Zuge des Kulturkampfs allerdings nur bis 1873 halten. Kurz vor ihrem Weggang haben sie jedoch dem Ort nochmals einen Wallfahrtsimpuls gegeben. Denn der Redemptoristenbruder Max Schmalzl hatte 1872 eine Ikone in das Gewölbe der Hauskapelle des ehemaligen Klosters gemalt, die derjenigen Ikone aus dem 14. Jahrhundert entsprach, die 1867 nach wechselvollen Irrfahrten von Papst Pius IX. dem Redemptoristenorden für seine Kirche Sant'Alfonso in Rom an der Via Merulana anvertraut wurde. So erlangte diese Ikone auch in der Umgebung von Vilsbiburg große Bekannt- und Beliebtheit.
Für dreizehn Jahre übernahmen erneut Diözesanpriester die Wallfahrtskirche.
1886 konnten dagegen die Kapuziner wieder die Wallfahrtskirche übernehmen, dieses Mal für über 100 Jahre. Diese zweite Zeit ist eng verkünft mit dem heiligmäßigen Leben von Pater Viktrizius Weiß, für den derzeit ein Seligsprechungsverfahren der römisch-katholischen Kirche läuft. Der Sohn Anton Nikolaus eines Eggenfelder Chirurgen und Wohltäters war 1866 in Freising zum Priester geweiht worden. 1869 kam er als Präfekt und Dozent an das dortige Priesterseminar und promovierte über die Liturgie und Frömmigkeit der frühen afrikanischen Kirche. Der beliebte, mittlerweile 32jährige Priester entschied sich dann 1875 für den Eintritt ins Noviziat der Kapuziner in Burghausen. Bereits 9 Jahre später wählte man ihn zum Provinzial der bayerischen Kapuziner. Und zwei Jahre später war er es, der die Kapuziner wieder in Vilsbiburg ansiedelte, nachdem die Jesuiten und Redemptoristen im Zuge des Kulturkampfes Deutschland verlassen mussten. Mit 66 Jahren zog er sich schwerkrank ins Kloster Vilsbiburg zurück, wo er anfangs noch häufig Beichte hörte und predigte und bis zu seinem Tod am 8. Oktober 1924 versuchte er, trotz aller Leiden und fast völliger Taub- und Blindheit, immer noch in der Seelsorge mitzuarbeiten. Zunächst im Klosterfriedhof begraben wurde 1927 der Sarg im rechten Seitenschiff der Wallfahrtskirche beigesetzt.
Am 15. September 1999 kam es dann zum schweren Entschluss für die Kapuziner, die Wallfahrt erneut an die Diözese zurückzugeben. Diese konnte 2005 die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos für die Wallfahrtsseelsorge gewinnen, die dort ihrer Sendung gemäß einen stärkeren Akzent auch auf Jugendpastoral legen werden. Dabei kommt ihnen zugute, dass dorthin schon seit Anfang der 50er Jahre durch den BDKJ Kreis Landshut an Christi Himmelfahrt eine große Jugendwallfahrt stattfindet.
Am 10. September wurden die Salesianerpatres vom Regensburger Diözesanbischof in ihr Amt eingeführt, nachdem am 14. August der letzte diözesane „Bergpfarrer“, wie die Vilsbiburger den Pfarrer der Wallfahrtskirche im Unterschied zum „Stadtpfarrer“ nennen, verabschiedet worden war. Ihr Ordensgründer Don Bosco hatte auf bayerischen und südländischen Vorbildern fußend, die Marienverehrung des Ordens auf die Verehrung von Maria, Hilfe der Christen ausgerichtet.
Devotionalien der Wallfahrt befinden sich nicht nur im Kloster selbst, sondern auch im Heimatmuseum Vilsbiburg.
Bereits zum 200. und 250. Wallfahrtsjubiläum fanden große einwöchige Wallfahrtsfeste statt.
Orgel
Die Orgel der Wallfahrtskirche geht zurück auf ein Instrument, das 1870 von dem Orgelbauer Anton Ehrlich (Straubing) erbaut worden war. 1909 baute der Orgelbauer Ignaz Weise (Plattling) ein neues Orgelwerk in das historische Gehäuse von 1870, wobei Material der Vorgängerorgel wiederverwendet wurde. 1950 wurde das Instrument erneut neu erbaut, unter teilweiser Wiederverwendung historischen Bestandes. 2006 wurde das Instrument abgebaut und erneut neu errichtet. Das heutige Orgelwerk hat 23 Register auf Schleifladen. Die Disposition orientiert sich an Instrumenten des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[1]
I Hauptwerk C–g3 1. Principal 8′ 2. Allemanda 8′ 3. Violdigamba 8′ 4. Piffara 8′ 5. Octav 4′ 6. Fletten 4′ 7. Quint 3′ 8. Superoctav 2′ 9. Mixtur V 2′ 10. Trompete 8′ II Positiv C–g3 11. Copel 8′ 12. Dulciana 8′ 13. Fugara 4′ 14. Spitzfletten 4′ 15. Nazard 3′ 16. Waldfletten 2′ 17. Terz 13/5′ 18. Cymbel III 1′ 19. Cromorne 8′ Tremulant Pedal C–f1 20. Subbass 16′ 21. Octavbass 8′ 22. Copelbass 8′ 23. Posaunbass 16′ Glocken
Die fünf Glocken erklingen in der Tonfolge as°-c'-es'-f'-g'. Die vier großen Glocken wurden in der Gießerei Perner in Passau gegossen, die kleine ist historisch. Bei der as° Glocke handelt es sich um eine der größten Durglocken Deutschlands
Literatur
- Neu Auffgehende Bruderschaft in Teutschland deß Heiligsten Namen Mariae ... auff dem Berg Calvariä nächst Vils-Biburg, 1727
- Bruderschaft von der Todesangst unsers ... Erlösers ... auf dem Mariehilfsberg nächst Vilsbiburg, 1797
- Unergründliche entdeckete marianische Schatzgruben auf dem Mariahilf- und Klavariberg unweit des königlichen Marktes Vilsbiburg, Unterlands Bayern das ist: ganz kurze, doch gründliche Benachrichtigung, wie gemeldete Mariahilfkirche ... sey einverleibt und hiedurch mit fast unzählbaren Gnaden und Ablässen auf ewig begabt worden, ca. 1850
- Bruderschafts-Brief für die Bruderschaft zur Erlangung eines Guten Todes in der Mariahilf-Kirche zu Vilsbiburg, 1869
- Mühlbauer, Matthias: Erinnerung an das zweihundertjährige Jubliläum der Gnaden- und Wallfahrts-Kirche Mariahilf bei Vilsbiburg 7. bis 12. September 1886, 1886
- Der Diener Gottes P. Viktrizius Weiß Provinzial des Kapuzinerordens in Bayern, gestorben in Vilsbiburg am 8. Oktober 1924 im Rufe der Heiligkeit, 1929; 1939
- Einladung zur Feier des 250 Jährigen Jubiläums der Wallfahrt Maria Hilf zu Vilsbiburg vom 9. bis 17. Mai 1936, 1936 (Festschrift)
- Kick, Johannes/Ganser, Zeno: Wallfahrtskirche Maria Hilf, Vilsbiburg, Kreis Landshut, Diözese Regensburg; Patroziniumsfest Mariä Geburt (8.9.), 1975; 1986
- Grob, Sabine: Die Wallfahrtskirche Maria Hilf in Vilsbiburg, 1996
- Schwarzbözl, Gabi: Hirten und Prunkzelte das Vilsbiburger Bergkripperl in der Wallfahrtskirche Maria Hilf, 1999
Einzelnachweise
- ↑ Nähere Informationen zur Geschichte der Orgel der Wallfahrtskirche
Weblinks
48.443912.3625Koordinaten: 48° 26′ 38″ N, 12° 21′ 45″ OKategorien:- Katholischer Wallfahrtsort in Niederbayern
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- Kirchengebäude im Bistum Regensburg
- Disposition einer Orgel
- Baudenkmal im Landkreis Landshut
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