Walter Abendroth

Walter Abendroth

Walter Abendroth (* 29. Mai 1896 in Hannover; † 30. September 1973 in Fischbachau) war ein deutscher Komponist, Redakteur und Musikschriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Walter Abendroth wuchs, zusammen mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder, zunächst in Hannover, dann ab 1907 in Berlin als Sohn eines Landvermessers auf. Noch als Schüler begegnete er Rudolf Steiner, dessen Anthroposophie ihn von da an begleitete und für die er in verschiedenen Zusammenhängen wirkte. In München studierte er ab 1914 erst Malerei und Musik; 1916 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen.

Nach 1918 führten ihn seine „Wanderjahre“ über Göttingen, wo er 1920 heiratete, Jena, Hamburg, Köln, dann 1930 wiederum nach Berlin. Nach vorwiegend privaten Musikstudien wurde er freischaffender Komponist und Musikrezensent. Im Jahr 1930 übernahm er die Redaktion der Allgemeinen Musikzeitung. Diese Position hatte er bis 1934 inne, nebst redaktioneller Arbeiten beim Berliner Lokalanzeiger.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war er von 1934 bis 1944 Redakteur beim Berliner Lokalanzeiger.[1] 1934 äußerte er sich in Übereinstimmung mit der nationalsozialistischen Kulturpolitik in der Zeitschrift Die Musik über die Neue Musik als „Fäulnisbazillus, den volksfeindlicher Zersetzungswille mit Witz und Berechnung dem Kulturkörper eingeimpft hatte“.[2] 1939 schrieb er einen antisemitischen Hetzartikel in der Zeitschrift Deutsches Volkstum, worin er die Intellektualität der Juden als „bloßes Mittel zum Zweck der Herrschaftsausübung“ und „wirksames Zersetzungswerkzeug, ein Sprengstoff zur Aufteilung der beherrschten Völker in machtlose Klassen“ bezeichnete.[2]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Abemdroth – zum zweiten Mal verheiratet – wieder in Hamburg, dann ab 1955 in München. Von 1948 bis 1955 war er Leiter der Feuilletonredaktion der Zeitschrift Die Zeit.[1]

Speziell hervorgetan hat er sich als Biograf (1935) und Herausgeber von Werken Hans Pfitzners.

Künstlerisches Schaffen

Neben seiner rezensorischen und (musik)schriftstellerischen Tätigkeit schrieb Abendroth als Komponist fünf Sinfonien, nebst einer Vielzahl von Konzerten, Liedern sowie Kammermusik. In seiner kompositorischen Arbeit war er bestrebt, die traditionellen Musikformen fortzuentwickeln und diese mit den musikalischen Ausdrucksformen des 20. Jahrhunderts zu verbinden.

Werke (Auswahl)

Kompositionen

  • Sinfonietta in drei Sätzen für großes Orchester (um 1924)
  • Kleine Orchestermusik (UA 1940 unter Karl Böhm)
  • Konzert für Bratsche und Orchester
  • Erste Symphonie (UA 1941 unter Paul van Kempen)
  • Konzert für Orchester (UA 1943)

Bücher

  • Hans Pfitzner, München 1935 (Nachdruck Aachen 1981)
  • Deutsche Musik der Zeitwende. Eine kulturphilosophische Persönlichkeitsstudie über Anton Bruckner und Hans Pfitzner, Hamburg 1937 (Deutsche Hausbücherei Band 579)
  • Johannes Brahms. Sein Wesen und seine musikgeschichtliche Bedeutung, Berlin 1939
  • Die Symphonien Anton Bruckners. Einführungen, Berlin 1940
  • Hans Pfitzner. Sein Leben in Bildern. Mit 84 Abbildungen auf Tafeln, Leipzig 1941
  • Vom Werden und Vergehen der Musik, Hamburg 1949
  • Vier Meister der Musik. Bruckner, Mahler, Reger, Pfitzner, München 1952
  • (Hg.:) Hans Pfitzner. Reden, Schriften, Briefe. Unveröffentlichtes und bisher Verstreutes, Berlin 1955
  • Bruckner. Eine Bildbiographie, München 1958
  • Kleine Geschichte der Musik, Frankfurt 1959
  • Selbstmord der Musik? Zur Theorie, Ideologie und Phraseologie des modernen Schaffens, Berlin 1963
  • Ich warne Neugierige. Erinnerungen eines kritischen Zeitbetrachters, München 1966
  • Arthur Schopenhauer, Reinbek 1967 (Rowohlts Monographien, Band 133), ISBN 3-499-50133-3
  • Rudolf Steiner und die heutige Welt. Ein Beitrag zur Diskussion um die menschliche Zukunft, München 1969
  • Reinkarnation, Frankfurt 1986

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 9.
  2. a b Vollständiges Zitat bei Ernst Klee, Kulturlexikon, S. 9.

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