Walter Schlesinger

Walter Schlesinger

Walter Friedrich Schlesinger (* 28. April 1908 in Glauchau; † 10. Juni 1984 in Weimar (Lahn)) war ein deutscher Historiker für Landes- und Verfassungsgeschichte.

Leben

Walter Schlesinger studierte von 1929 bis 1934 an der Universität Leipzig Geschichte, Germanistik und Philosophie und promovierte im Jahre 1935. Seine Habilitation erfolgte 1940 ebenfalls in Leipzig bei Rudolf Kötzschke. 1942 wurde er zum Extraordinarius ernannt und arbeitete beim NS-Projekt Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften mit.[1] Nach seinem Dienst in der Wehrmacht lehrte er in den darauffolgenden Jahren an der Universität Leipzig (1942 bis 1945), der Freien Universität Berlin (1954 bis 1960) und der Universität Frankfurt am Main (1960 bis 1964). Von 1964 bis zu seinem Tode im Jahre 1984 hatte er den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der Philipps-Universität Marburg inne. Er war Mitglied des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte. 1963 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt, seit 1971 war er auch ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Schlesinger wurde vor allem bekannt durch seine zahlreichen grundlegenden Beiträge zur mittelalterlichen Verfassungs- und Landesgeschichte. Auch wenn er wegen seiner Arbeit als einer der wichtigsten und einflussreichsten Lehrer der Mittelalterlichen Geschichte gilt, ist er nicht unumstritten wegen seiner Aktivitäten im Nationalsozialismus und seinen Theorien zur Vorherrschaft der germanischen Kultur im Mittelalter. Besondere Bedeutung erlangte der von ihm herausgegebene Band Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte (1975), mit der ein Paradigmenwechsel in der Sicht der deutschen Ostsiedlung eingeleitet wurde.

Er starb 1984 im Ortsteil Wolfshausen der Gemeinde Weimar (Lahn).

Schriften

  • Die Schönburgischen Lande bis zum Ausgang des Mittelalters. (o. J., um 1935, Schriften für Heimatforschung, 2) Dresden, Limpert
  • Die Entstehung des Landesherrschaft. Untersuchungen vorwiegend nach mitteldeutschen Quellen. (1941, Sächsische Forschungen zur Geschichte, 1) Dresden, Auch ND 1964 Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
  • Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg. Eine Studie zur Geschichte des Staates in Deutschland. (1954, Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches in Mittelalter und Neuzeit, IX/1). Münster, Köln, Böhlau 1954.
  • Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters, 2 Bde., Göttingen 1963.
  • Die Entstehung der Landesherrschaft. Untersuchungen vorwiegend nach mitteldeutschen Quellen, 5. Aufl. Darmstadt 1964 (ND 1976, erstmals 1941).
  • Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, 1962.
  • Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band 8, Sachsen, Stuttgart 1965.
  • Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters, 1961.
  • Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, Sigmaringen 1975.
  • (BSB) Über mitteleuropäische Städtelandschaften der Frühzeit, 1957
  • (BSB) Zum hundertsten Geburtstag Rudolf Kötzschkes, 1967
  • (BSB) Flink, Klaus; Petri, Franz; Schlesinger, Walter: Zur Anlage eines Historischen Ortslexikons. Bericht über das Colloquium für die Bearbeitung Historischer Ortslexiken, 1966

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 539.

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