Walter Schlempp

Walter Schlempp

Walter Schlempp (* 3. Juni 1905 in Freiburg im Breisgau; † 30. Oktober 1979 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Schlempp wurde Mitglied des NS-Studentenbundes und trat 1931 der NSDAP bei. Zwischen 1932 und 1934 war er als Regierungsbauführer tätig und machte sich anschließend als Architekt selbstständig.[1]

Ingenieurbüro im Dritten Reich

Walter Schlempp gründete 1934 ein eigenes nach ihm benanntes Ingenieurbüro, in welchem auch der spätere Bundespräsident Heinrich Lübke, der 1944 Schlempps Stellvertreter wurde, tätig war. Schlempp beteiligte sich am nationalsozialistischen Projekt zur Erbauung der „Welthauptstadt Germania“, das ab 1935 von Albert Speer geleitet wurde und die „Neugestaltung der Reichshauptstadt“ zum Ziel hatte. In den Jahren 1938 bis 1942 plante Schlempp im Rahmen dieses Projektes die Errichtung des Gebäudes für den Deutschen Gemeindetag, das heutige Ernst-Reuter-Haus in Berlin.[2] Dabei wurde ihm "mit Zustimmung des Führers"[3] der Hannoveraner Stadtbaurat Karl Elkart zur Seite gestellt, dem die Fassadengestaltung zugeschrieben wird. Das Gebäude war als Bestandteil der Berliner Ost-West-Achse vorgesehen. Seine Form erinnert an den neoklassizistischen Stil, der die nationalsozialistischen Architektur bestimmte, und ist durch stringente Symmetrie und Monumentalität geprägt.

Das Büro beteiligte sich am Jägerstab-Projekt des Reichsluftfahrtministeriums. Ziel war ab 1944, die Rüstungsmassenproduktion im Rahmen des Krieges zu fördern: Unter anderem wurde ein Zwangsarbeiterlager in Wolmirsleben und mehrere Konzentrationslager – u.a. in Neu-Staßfurt und in Leau bei Bernburg sowie 1944 das KZ Langenstein-Zwieberge – geplant und gebaut.

Das Ingenieurbüro Schlempp war in den letzten beiden Kriegsjahren eine Dienststelle des Sonderbeauftragten des Reichsluftfahrtministeriums für Fliegerschädenbeseitigung der Luftfahrtindustrie. Es hatte seinen Sitz zeitweilig in Hadmersleben und Bernburg und war u.a. für den Ausbau des Werkes Bartensleben sowie den Ausbau und Umbau des Schachtes Marie zuständig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Büro abgewickelt. Das Abwicklungsbüro befand sich 1946 in Höxter (Markt 8), wo die Ingenieure Lübke und Rudolf Wolters angesiedelt waren.

Weiteres Leben

Später arbeitete Walter Schlempp gemeinsam mit Werner Hebebrand und Kurt Freiwald in einem Architekturbüro in Frankfurt (Main). Schlempp konzipierte mit anderen später auch das Klinikum der Universität München in Großhadern. Das Klinikum weist ebenfalls eine gewisse Massivität auf, verwendet jedoch auch modernes Material und enthält Elemente einer modernen Formensprache. Weitere bekannte Gebäude sind die Paracelsus-Klinik in Marl und das ab 1966 entstandene Krankenhaus für Sportverletzte in Lüdenscheid-Hellersen.

Literatur

  • Winfried Nerdinger (Hrsg.): Bauen in Nationalsozialismus. Bayern 1933–1945. Klinkhardt & Biermann, München 1993, ISBN 3-7814-0360-2.
  • Joachim Petsch: Kunst im Dritten Reich. Architektur, Plastik, Malerei, Alltagsästhetik. Vista Point, Köln 1983.
  • Matthias Donath: Architektur in Berlin 1933–1945. Ein Stadtführer. 2. Auflage, Berlin 2007, S. 112f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Annette Rosskopf: Friedrich Karl Kaul: Anwalt im geteilten Deutschland, 1906-1981, 2002, S. 319
  2. Vgl. Eintrag in der Denkmalliste von Berlin (s. Link)
  3. Monatshefte für Baukunst und Städtebau, 9, 1940, S. 227

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