Walter Steinweden

Walter Steinweden

Walter Steinweden (* 9. Juli 1900 in Leipzig; † 13. März 1990 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Unternehmer.

Inhaltsverzeichnis

Jugend

Als Sohn einer Leipziger Papierwarenhändlerfamilie absolvierte Walter Steinweden nach seinem Militärdienst 1917 an der Westfront ein Wirtschaftsstudium an der Universität Leipzig.

Unternehmensgründung

Im Alter von 21 Jahren, gründete er am 1. Oktober 1921 in Leipzig die Stahlgroßhandlung Walter Steinweden - noch vor Beendigung seines Studiums als Dipl.-Kaufmann. Die Farben des Stadtwappens der Stadt Leipzig werden dabei Bestandteil des bis heute bestehenden Firmenlogos. Steinweden baute als jüngster deutscher Stahlhändler sein Geschäft zügig aus: Die Firma beliefert zunächst Handwerk und Industrie in der Region. Zu den Kunden zählten u.a. Steinbrüche, die mit Meisselstahl beliefert wurden sowie Maschinenbauer, für die in der Folgezeit ein beständig wachsendes Blankstahlsortiment aufgebaut wurde.

Die zwanziger und dreißiger Jahre

Mitte der 20er Jahre reiste Steinweden in die USA und besichtigte dort die Produktionsstätten der US-Automobilindustrie in Detroit, um neue Ideen für die weitere Geschäftsentwicklung zu sammeln. Er erkannte, dass Kundenorientierung und Geschwindigkeit wichtige Erfolgskriterien sind und setzte daher auf eigene, umfassende Lagerhaltung, um diese Kriterien erfüllen zu können. Trotz Inflation und Weltwirtschaftskrise schaffte er es, das neue Unternehmen ständig weiter auszubauen und das in den USA gesammelte Know-how erfolgreich umzusetzen. Ende der 30er Jahre verfügte er bereits über mehrere Läger im Raum Leipzig und war landesweit tätig.

Parallel dazu machte er sich in der Leipziger Gesellschaft einen Namen als Kunstsammler und Wirtschaftsförderer. So war er mit mehreren Künstlern wie z.B. Ernst Frommhold und Paul Souchay bekannt und war ein Bewunderer der Arbeiten von Max Klinger und Otto Greiner. Zugleich war er mit der Familie Beckmann befreundet. Er war Mitglied in der Deutsch-Japanischen Gesellschaft und wurde in zahlreiche Ehrenämter gewählt. So war er u.a. Vorsitzender des Kaufmännischen Vereins und Handelsgerichtsrat in Leipzig. Von 1934 bis 1937 Beirat der Industrie- und Handelskammer Leipzig und von 1937 bis 1945 zweiter stellvertretender Präsident der Industrie- und Handelskammer in Leipzig. Schon früh wurde er in der Wirtschaftsförderung tätig und gründete die „Vereinigung der Förderer des Groß- und Außenhandels-Studiums an der Handels-Hochschule zu Leipzig".

Auf technischem Gebiet schuf er zusammen mit Professor Dr. Schiebold die „Vereinigung zur Förderung röntgentechnischer Roh- und Werkstoff-Forschung an der Universität Leipzig".

Die 40er Jahre und die Nachkriegszeit

Im Zuge der Einbindung der Industrie in die Strukturen des Dritten Reiches wurde er 1936 in das Präsidium der „Reichsvereinigung Eisen“ berufen, dem er bis 1945 angehört, was seine spätere Verhaftung durch die Alliierten zur Folge hatte. Anfang der 40er Jahre heiratet er Magdalena Urlass. Das Paar hatte zwei Söhne, Wolfgang und Roland Steinweden.

Nach Kriegsende wurde er zusammen mit weiteren Industriellen wie Hermann Röchling und Alfried Krupp , die ebenfalls in der „Reichsvereinigung Eisen“ organisiert waren, verhaftet. Nach einem Jahr wurde er aus alliierter Internierung entlassen. Es gelang Steinweden nach der sog. „Stunde Null" ein erfolgreicher Neuanfang als Unternehmer.

Die 50er und 60er Jahre

1952 droht der Firma die Verstaatlichung des neu aufgebauten Unternehmens. Steinweden entschloss sich - noch vor dem Bau der Mauer – mit der Familie in den Westen zu fliehen. Über mehrere Etappen gelangte er mit der Familie nach Frankfurt am Main. Im Alter von 52 Jahren baute er das Unternehmen ein weiteres Mal auf. Dank seiner guten Kontakte zu langjährigen Lieferanten gelang ihm ein erfolgreicher Neubeginn in Frankfurt. Er partizipierte am Wirtschaftswachstum der 50er und 60er Jahre und vergrößerte das Unternehmen am neuen Standort Hemmerichsweg, bis 1966 ein großer Neubaukomplex im Frankfurter Osten entstand, der bis heute Firmensitz ist.

Steinweden pflegte über die Jahre hinweg ein enges Netzwerk zu zahlreichen Werken, Händlern und in die Industrie und er war in zahlreichen Branchenorganisationen aktiv. Hierzu zählen u.a. der Bundesverband Deutscher Stahlhandel (BDS), die Arbeitsgemeinschaft Blankstahlhandel (ABH) und der Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels (BGA). Von 1954 bis 1974 war er Vorstandsmitglied im Rationalisierungskuratorium der Deutschen Wirtschaft e.V., das u.a. die Umsetzung des Marshallplan in Deutschland unterstützte.

Die 70er bis 90er Jahre

Das Unternehmen expandierte unter Mitwirkung der beiden Söhne und positionierte sich als Vollsortimenter im Bereich Blankstahl und Blankgezogene Profile. Ende der 70er Jahre wurde das Edelstahlsegment weiter ausgebaut, so dass Ende der achtziger Jahre erstmals rund 5.000 Positionen im Sortiment bevorratet werden können. Bis kurz vor seinem Tod war Steinweden in seinem Unternehmen tätig. Er galt als „Deutschlands ältester aktiver Stahlhändler“. Nach seinem Tod im Jahr 1990 übernahmen seine Söhne das Unternehmen, das heute von diesen als Walter Steinweden Stahlgrosshandlung GmbH fortgeführt wird.

Sonstiges

Teile der Kunstsammlung Steinwedens befinden sich noch heute in Familienbesitz. Hierzu zählen u.a. Arbeiten aus dem Nachlass von Paul Souchay und das Hauptwerk von Ernst Frommhold "Windstärke10". Das 1905 in Rom entstandene Bild "Herkules bei Omphale" von Otto Greiner aus dieser Sammlung, das Steinweden bei Kriegsende aus dem zerstörten Leipzig rettete, ist seit Ende 2010 Teil der Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart und damit erstmals seit fast 70 Jahren wieder der Öffentlichkeit zugänglich.

Quellen

  • Archiv Walter Steinweden Stahlgrosshandlung GmbH

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