- Beatrice Cenci
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Beatrice Cenci (* 6. Februar 1577 in Rom; † 11. September 1599 ebenda) war eine römische Patrizierin. Zur Legende wurde sie, weil sie im Alter von 22 Jahren wegen des Mordes an ihrem Vater Francesco Cenci hingerichtet wurde.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Beatrice war die Tochter des für sein zügelloses Leben und seine (nicht nur sexuellen) Gewalttätigkeiten einschlägig bekannten, jedoch aus einer einflussreichen und vermögenden Familie stammenden Francesco Cenci und der Ersilia Santacroce, die früh verstarb. 1584, im Alter von sieben Jahren, brachte er sie, gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Antonia, zu den Franziskanerinnen nach Santa Croce in Montecitorio, wo sie erzogen wurde. 1592 kehrte sie zu ihrem Vater zurück, der kurz darauf (1593) ein zweites Mal heiratete, die Witwe Lucrezia Petroni. Diese Ehe blieb kinderlos. Seiner jungen Tochter Beatrice verbot er hingegen zu heiraten, da sie ihm zu Diensten sein sollte, vor allem aber wegen seines krankhaften Geizes, der ihm den Gedanken an eine Mitgift verbot. Im April 1595 brachte er Beatrice und seine Frau Lucrezia nach Petrella in die Burg des Marzio Colonna in den Abruzzen, in der er logierte,[1] wo er die beiden Frauen aus Eifersucht und Geiz einsperrte. In dieser Zeit wuchsen die Ressentiments Beatrices gegenüber ihrem Vater. Sie versuchte mit Hilfe von Dienstboten Briefe an ihre älteren Brüder und andere Verwandte zu schicken, aber ohne Erfolg. Einer der Briefe gelangte in die Hände ihres Vaters, der sie daraufhin brutal zusammenschlug. 1597 erkrankte Francesco Cenci an Gicht und Krätze. Auch um seinen Gläubigern zu entfliehen, zog er sich mit seinen beiden Söhnen Bernardo und Paolo nach Petrilla zurück, was das Leben Beatrices nur noch mehr verschlechterte. Die Gewalttätigkeiten und der Missbrauch ihres Vaters nahmen zu und ließen schließlich in ihr den Entschluss reifen, ihren Vater zu töten, gemeinsam mit ihrer Stiefmutter Lucrezia, ihren Brüdern Giacomo und Bernardo, dem Schloßvogt Olimpio Calvetti und dem Hufschmied Marzio da Fioran.
Der Legende nach verliebte sich der Schlossvogt Olimpio in Beatrice, und sie wurde von ihm schwanger. Aus Furcht vor der Reaktion ihres Vaters habe sie dann den Vatermord geplant. Wie dem auch sei, zweimal schlug der Versuch fehl: das erste Mal versuchte man ihn zu vergiften, das zweite Mal in einen Hinterhalt zu locken, aber vergeblich. Erst der dritte Versuch gelang. Giacomo, Beatrices Bruder, mischte Opium in ein Getränk und betäubte damit seinen Vater. Dann brach Marzio Francesco ihm mit einem Nudelholz die Beine. Olimpio machte dem Ganzen ein Ende, indem er seinem gewalttätigen Herrn mit Nagel und Hammer auf den Schädel und den Hals schlug.
Um den Mord zu vertuschen, versuchten die Verschworenen einen Unfall vorzutäuschen. Am 9. September 1598 fand man den Leichnam des Francesco Cenci im Garten zu Füßen der Burg. In aller Eile wurde er in der benachbarten Kirche Santa Maria begraben, die Verwandten aber nahmen nicht am Begräbnis teil, verließen die Burg und kehrten nach Rom in den Familiensitz, den Palazzo Cenci zurück. Es dauerte nicht lange und Untersuchungen wurden angestellt, die sehr bald zum Ergebnis kamen, dass der Graf nicht eines natürlichen Todes gestorben war. Der Verdacht fiel auf die Familie Cenci. Olimpio Calvetti, dem die Folter angedroht wurde, enthüllte das Komplott, es gelang ihm zwar die Flucht, aber ein Verwandter der Cencis, Mario Guerra, ließ ihn töten, um zu verhindern, dass er die Familie weiter belaste. Auch Marzio da Fioran gestand unter der Folter, widerrief aber angesichts Beatrices und starb kurz darauf an seinen Verletzungen. Giacomo und Bernardo gestanden ebenfalls, nur Beatrice leugnete die Tat anfangs hartnäckig, bezichtigte Olimpio, den Schlossvogt, als einzigen Täter, aber die schwere Folter ließ auch sie die Tat gestehen.
Obwohl die Cencis die Sympathien der Bevölkerung auf ihrer Seite hatten, wurden sie vor Gericht verurteilt und am 11. September 1599 in Rom hingerichtet. Beatrice und Lucrezia wurden auf dem Platz der Engelsburg enthauptet, Giacomo mit glühenden Zangen grausam gequält und dann gevierteilt. Viele Zuschauer, wie üblich bei Hinrichtungen, füllten den Platz, darunter auch der große Caravaggio. Nur Bernardos Leben – er war gerade 15 Jahre alt – wurde verschont, die Todesstrafe in lebenslängliche Galeerenstrafe umgewandelt, aus der er sich mit einer großen Summe Geldes einige Jahre später befreien konnte.
Wie Beatrice es gewünscht hatte, wurde ihr Leichnam vor dem Hauptaltar von San Pietro in Montorio unter einem Stein ohne Namen bestattet. Die Güter der Familie wurden von der Camera apostolica eingezogen, der größte Teil vom Papstneffen Gian Francesco Aldobrandini erworben. 1798, während der französischen Besetzung, wurde Beatrices Grab von Soldaten entweiht, ein anwesender Bildhauer nahm den Schädel Beatrices und warf ihn in die Luft.
Beatrice Cenci als Motiv der Kunst, Literatur und Musik
Schon früh wurde Beatrice Cenci zum Motiv der bildenden Kunst. Ein bekanntes Gemälde wurde lange Guido Reni zugeschrieben.
Beatrice Cencis tragische Lebensgeschichte wurde unter anderem von Percy Shelley, Astolphe de Custine, Stendhal, Juliusz Słowacki, Charles Dickens, Antonin Artaud und Alberto Moravia literarisch verarbeitet.
Sie diente auch als Vorlage für mehrere Opern, u. a. von Havergal Brian (The Cenci), Berthold Goldschmidt (Beatrice Cenci), Giorgio Battistelli (Die Cenci), Gerhard Bohner (Die Folterungen der Beatrice Cenci) und Alberto Ginastera (Beatrix Cenci). Weiterhin gibt es eine Adaption von George Elliott Clarke, (Beatrice Chancy) aus dem Jahr 1999.
1969 drehte der italienische Regisseur Lucio Fulci den Kinofilm Beatrice Cenci, der in Deutschland unter dem Titel Die Nackte und der Kardinal gezeigt wurde. Der Film ist historisch relativ genau, geriet aber wegen seiner drastischen Brutalität in die Kritik.
Literatur
- Percy Shelley, The Cenci Drama. 1819
- Astolphe de Custine: Beatrice Cenzi: tragédie en cinq actes et en vers. Fourier, Paris 1853
- Juliusz Słowacki: Beatrix Cenzi. 1839
- Josef Imbach: Kirchenfürsten, Künstler, Kurtisanen: Rom – Geschichten einer Stadt. Düsseldorf: Patmos 2003. S. 41–45, ISBN 3-491-72475-9
- Stendhal: Die Cenci in Die Äbtissin von Castro, Die Cenci im Project Gutenberg
Weblinks
Commons: Beatrice Cenci – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
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